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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Pius IV. Spätere Sitzungen d. Concil. v. Trient.
bens und Lebens vorzuschreiben. Alle Fäden der hergestell-
ten Disciplin liefen in Rom zusammen.

Die katholische Kirche erkannte ihre Beschränkung an:
auf die Griechen und den Orient nahm sie keinerlei Rück-
sicht mehr: den Protestantismus stieß sie mit unzähligen
Anathemen von sich. In dem früheren Katholicismus war
ein Element des Protestantismus einbegriffen: jetzt war
es auf ewig ausgestoßen. Aber indem man sich be-
schränkte, concentrirte man seine Kraft und nahm sich in
sich selber zusammen.

Nur durch Einverständniß und Uebereinkunft mit den
vornehmsten katholischen Fürsten, wie wir sahen, kam es
so weit. In dieser Vereinigung mit dem Fürstenthume liegt
eine der wichtigsten Bedingungen für die ganze spätere Ent-
wickelung. Sie hat eine Analogie mit der Tendenz des
Protestantismus, fürstliche und bischöfliche Rechte zu ver-
einigen. Erst nach und nach bildete sie sich bei den Ka-
tholiken aus. Allerdings begreift man, daß hierin auch zu-
gleich eine Möglichkeit neuer Entzweiung liegt: es ist die
einzige legale Opposition, welche noch denkbar bleibt. Zu-
nächst aber war hiervon nichts zu fürchten. In einer Pro-
vinz nach der andern recipirte man bereits die Beschlüsse
der Versammlung. Eben dadurch ist Pius IV. welthi-
storisch wichtig, daß er dieß bewirkte: er war der erste
Papst, der die Tendenz der Hierarchie, sich der fürstli-
chen Gewalt entgegenzusetzen, mit Bewußtseyn aufgab.



Pius IV. Spaͤtere Sitzungen d. Concil. v. Trient.
bens und Lebens vorzuſchreiben. Alle Faͤden der hergeſtell-
ten Disciplin liefen in Rom zuſammen.

Die katholiſche Kirche erkannte ihre Beſchraͤnkung an:
auf die Griechen und den Orient nahm ſie keinerlei Ruͤck-
ſicht mehr: den Proteſtantismus ſtieß ſie mit unzaͤhligen
Anathemen von ſich. In dem fruͤheren Katholicismus war
ein Element des Proteſtantismus einbegriffen: jetzt war
es auf ewig ausgeſtoßen. Aber indem man ſich be-
ſchraͤnkte, concentrirte man ſeine Kraft und nahm ſich in
ſich ſelber zuſammen.

Nur durch Einverſtaͤndniß und Uebereinkunft mit den
vornehmſten katholiſchen Fuͤrſten, wie wir ſahen, kam es
ſo weit. In dieſer Vereinigung mit dem Fuͤrſtenthume liegt
eine der wichtigſten Bedingungen fuͤr die ganze ſpaͤtere Ent-
wickelung. Sie hat eine Analogie mit der Tendenz des
Proteſtantismus, fuͤrſtliche und biſchoͤfliche Rechte zu ver-
einigen. Erſt nach und nach bildete ſie ſich bei den Ka-
tholiken aus. Allerdings begreift man, daß hierin auch zu-
gleich eine Moͤglichkeit neuer Entzweiung liegt: es iſt die
einzige legale Oppoſition, welche noch denkbar bleibt. Zu-
naͤchſt aber war hiervon nichts zu fuͤrchten. In einer Pro-
vinz nach der andern recipirte man bereits die Beſchluͤſſe
der Verſammlung. Eben dadurch iſt Pius IV. welthi-
ſtoriſch wichtig, daß er dieß bewirkte: er war der erſte
Papſt, der die Tendenz der Hierarchie, ſich der fuͤrſtli-
chen Gewalt entgegenzuſetzen, mit Bewußtſeyn aufgab.



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[347/0373] Pius IV. Spaͤtere Sitzungen d. Concil. v. Trient. bens und Lebens vorzuſchreiben. Alle Faͤden der hergeſtell- ten Disciplin liefen in Rom zuſammen. Die katholiſche Kirche erkannte ihre Beſchraͤnkung an: auf die Griechen und den Orient nahm ſie keinerlei Ruͤck- ſicht mehr: den Proteſtantismus ſtieß ſie mit unzaͤhligen Anathemen von ſich. In dem fruͤheren Katholicismus war ein Element des Proteſtantismus einbegriffen: jetzt war es auf ewig ausgeſtoßen. Aber indem man ſich be- ſchraͤnkte, concentrirte man ſeine Kraft und nahm ſich in ſich ſelber zuſammen. Nur durch Einverſtaͤndniß und Uebereinkunft mit den vornehmſten katholiſchen Fuͤrſten, wie wir ſahen, kam es ſo weit. In dieſer Vereinigung mit dem Fuͤrſtenthume liegt eine der wichtigſten Bedingungen fuͤr die ganze ſpaͤtere Ent- wickelung. Sie hat eine Analogie mit der Tendenz des Proteſtantismus, fuͤrſtliche und biſchoͤfliche Rechte zu ver- einigen. Erſt nach und nach bildete ſie ſich bei den Ka- tholiken aus. Allerdings begreift man, daß hierin auch zu- gleich eine Moͤglichkeit neuer Entzweiung liegt: es iſt die einzige legale Oppoſition, welche noch denkbar bleibt. Zu- naͤchſt aber war hiervon nichts zu fuͤrchten. In einer Pro- vinz nach der andern recipirte man bereits die Beſchluͤſſe der Verſammlung. Eben dadurch iſt Pius IV. welthi- ſtoriſch wichtig, daß er dieß bewirkte: er war der erſte Papſt, der die Tendenz der Hierarchie, ſich der fuͤrſtli- chen Gewalt entgegenzuſetzen, mit Bewußtſeyn aufgab.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/373>, abgerufen am 24.11.2024.