mation des Hauptes, auch die alte sorbonische Frage, ob das Concilium über dem Papst stehe oder nicht, vermie- den werden solle, aber dafür versprach Morone eine wahrhaft durchgreifende Reform in allen andern Stücken. Der Ent- wurf, den man hierzu machte, betraf selbst das Conclave.
Wie man erst diese Hauptsache erledigt, so vereinigte man sich leicht über die Nebendinge. Der Kaiser ließ von vielen seiner Forderungen ab und gab seinen Gesandten den Auftrag, vor allem mit den päpstlichen Legaten ein gutes Vernehmen aufrecht zu erhalten. Nach wohlausgerichteten Dingen kehrte Morone über die Alpen zurück. "Als man in Trient," sagt er selbst, "den guten Entschluß des Kai- sers vernahm, und die Vereinigung seiner Gesandten mit den päpstlichen inne ward, so fing das Concilium an, seine Gestalt zu verändern, und sich um vieles leichter behan- deln zu lassen."
Hierzu trugen noch einige andere Umstände bei.
Die Spanier und Franzosen hatten sich über das Recht des Vortritts der Repräsentanten ihrer Könige entzweit, und hielten seitdem viel weniger zusammen. Auch waren mit beiden besondere Unterhandlungen angeknüpft worden.
Für Philipp II. lag in der Natur der Sache die dringende Nothwendigkeit eines Einverständnisses. Seine Macht in Spanien war zum großen Theil auf geistliche Interessen gegründet, und er mußte vor allem dafür sor- gen, sie in seiner Hand zu behalten. Wohl wußte dieß der römische Hof, und der Nuntius von Madrid sagte oft, eine ruhige Beendigung des Conciliums sey für den König so wünschenswerth wie für den Papst. Schon hatten sich
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PiusIV.Spaͤtere Sitzungen d. Concil. v. Trient.
mation des Hauptes, auch die alte ſorboniſche Frage, ob das Concilium uͤber dem Papſt ſtehe oder nicht, vermie- den werden ſolle, aber dafuͤr verſprach Morone eine wahrhaft durchgreifende Reform in allen andern Stuͤcken. Der Ent- wurf, den man hierzu machte, betraf ſelbſt das Conclave.
Wie man erſt dieſe Hauptſache erledigt, ſo vereinigte man ſich leicht uͤber die Nebendinge. Der Kaiſer ließ von vielen ſeiner Forderungen ab und gab ſeinen Geſandten den Auftrag, vor allem mit den paͤpſtlichen Legaten ein gutes Vernehmen aufrecht zu erhalten. Nach wohlausgerichteten Dingen kehrte Morone uͤber die Alpen zuruͤck. „Als man in Trient,“ ſagt er ſelbſt, „den guten Entſchluß des Kai- ſers vernahm, und die Vereinigung ſeiner Geſandten mit den paͤpſtlichen inne ward, ſo fing das Concilium an, ſeine Geſtalt zu veraͤndern, und ſich um vieles leichter behan- deln zu laſſen.“
Hierzu trugen noch einige andere Umſtaͤnde bei.
Die Spanier und Franzoſen hatten ſich uͤber das Recht des Vortritts der Repraͤſentanten ihrer Koͤnige entzweit, und hielten ſeitdem viel weniger zuſammen. Auch waren mit beiden beſondere Unterhandlungen angeknuͤpft worden.
Fuͤr Philipp II. lag in der Natur der Sache die dringende Nothwendigkeit eines Einverſtaͤndniſſes. Seine Macht in Spanien war zum großen Theil auf geiſtliche Intereſſen gegruͤndet, und er mußte vor allem dafuͤr ſor- gen, ſie in ſeiner Hand zu behalten. Wohl wußte dieß der roͤmiſche Hof, und der Nuntius von Madrid ſagte oft, eine ruhige Beendigung des Conciliums ſey fuͤr den Koͤnig ſo wuͤnſchenswerth wie fuͤr den Papſt. Schon hatten ſich
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Pius IV. Spaͤtere Sitzungen d. Concil. v. Trient.
mation des Hauptes, auch die alte ſorboniſche Frage, ob
das Concilium uͤber dem Papſt ſtehe oder nicht, vermie-
den werden ſolle, aber dafuͤr verſprach Morone eine wahrhaft
durchgreifende Reform in allen andern Stuͤcken. Der Ent-
wurf, den man hierzu machte, betraf ſelbſt das Conclave.
Wie man erſt dieſe Hauptſache erledigt, ſo vereinigte
man ſich leicht uͤber die Nebendinge. Der Kaiſer ließ von
vielen ſeiner Forderungen ab und gab ſeinen Geſandten den
Auftrag, vor allem mit den paͤpſtlichen Legaten ein gutes
Vernehmen aufrecht zu erhalten. Nach wohlausgerichteten
Dingen kehrte Morone uͤber die Alpen zuruͤck. „Als man
in Trient,“ ſagt er ſelbſt, „den guten Entſchluß des Kai-
ſers vernahm, und die Vereinigung ſeiner Geſandten mit
den paͤpſtlichen inne ward, ſo fing das Concilium an, ſeine
Geſtalt zu veraͤndern, und ſich um vieles leichter behan-
deln zu laſſen.“
Hierzu trugen noch einige andere Umſtaͤnde bei.
Die Spanier und Franzoſen hatten ſich uͤber das Recht
des Vortritts der Repraͤſentanten ihrer Koͤnige entzweit,
und hielten ſeitdem viel weniger zuſammen. Auch waren
mit beiden beſondere Unterhandlungen angeknuͤpft worden.
Fuͤr Philipp II. lag in der Natur der Sache die
dringende Nothwendigkeit eines Einverſtaͤndniſſes. Seine
Macht in Spanien war zum großen Theil auf geiſtliche
Intereſſen gegruͤndet, und er mußte vor allem dafuͤr ſor-
gen, ſie in ſeiner Hand zu behalten. Wohl wußte dieß
der roͤmiſche Hof, und der Nuntius von Madrid ſagte oft,
eine ruhige Beendigung des Conciliums ſey fuͤr den Koͤnig
ſo wuͤnſchenswerth wie fuͤr den Papſt. Schon hatten ſich
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/363>, abgerufen am 24.11.2024.
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