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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Buch III. Die Päpste um d. Mitte d. 16. Jahrh.
lichen Menschen glücklicher als das schwächere Geschlecht.
Ihre Sinnesweise verblendet sie, aber sie stählt sie auch
und macht sie in sich selber unüberwindlich.

Nicht so geschwind aber, wie der Papst selbst, vergaß
das Volk was es unter ihm gelitten. Es konnte ihm den
Krieg nicht vergeben, den er über Rom gebracht; daß er
die Nepoten entfernt, die man allerdings haßte, war noch
nicht genug für die Menge. Bei seinem Tode versammel-
ten sich die Einen auf dem Capitol und beschlossen, weil
er sich um die Stadt und den Erdkreis übel verdient ge-
macht, seine Denkmale zu vernichten. Andere plünderten das
Gebäude der Inquisition, legten Feuer an, und mißhan-
delten die Diener des Gerichts. Auch das Dominicaner-
kloster bei der Minerva wollte man mit Gewalt abbren-
nen. Die Colonna, Orsini, Cesarini, Massimi, alle von
Paul IV. tödtlich beleidigt, nahmen Theil an diesen Tu-
multen. Die Bildsäule, die man dem Papst errichtet,
ward von ihrem Postament gerissen, zerschlagen, und der
Kopf derselben mit der dreifachen Krone durch die Straßen
geschleift 1).

Wie glücklich aber wäre das Papstthum zu preisen ge-

1) Mocenigo. Viddi il popolo correr in furia verso la casa
di Ripetta deputata per le cose dell' inquisitione, metter a
sacco tutta la robba, ch'era dentro, si di vittualie come d'altra
robba che la maggior parte era del Rmo. Cl. Alessandrino som-
mo inquisitore, trattar male con bastonate e ferite tutti i mi-
nistri dell' inquisitione, levar le scritture gettandole a refuso per
la strada e finalmente poner foco in quella casa. I frati di S.
Domenico erano in tant' odio a quel popolo che in ogni modo
volevan abbruciar il monastero della Minerva.
Er giebt dann an,
daß der Adel dabei am meisten Schuld gewesen. Uebrigens hatten
in Perugia ähnliche Tumulte Statt.

Buch III. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh.
lichen Menſchen gluͤcklicher als das ſchwaͤchere Geſchlecht.
Ihre Sinnesweiſe verblendet ſie, aber ſie ſtaͤhlt ſie auch
und macht ſie in ſich ſelber unuͤberwindlich.

Nicht ſo geſchwind aber, wie der Papſt ſelbſt, vergaß
das Volk was es unter ihm gelitten. Es konnte ihm den
Krieg nicht vergeben, den er uͤber Rom gebracht; daß er
die Nepoten entfernt, die man allerdings haßte, war noch
nicht genug fuͤr die Menge. Bei ſeinem Tode verſammel-
ten ſich die Einen auf dem Capitol und beſchloſſen, weil
er ſich um die Stadt und den Erdkreis uͤbel verdient ge-
macht, ſeine Denkmale zu vernichten. Andere pluͤnderten das
Gebaͤude der Inquiſition, legten Feuer an, und mißhan-
delten die Diener des Gerichts. Auch das Dominicaner-
kloſter bei der Minerva wollte man mit Gewalt abbren-
nen. Die Colonna, Orſini, Ceſarini, Maſſimi, alle von
Paul IV. toͤdtlich beleidigt, nahmen Theil an dieſen Tu-
multen. Die Bildſaͤule, die man dem Papſt errichtet,
ward von ihrem Poſtament geriſſen, zerſchlagen, und der
Kopf derſelben mit der dreifachen Krone durch die Straßen
geſchleift 1).

Wie gluͤcklich aber waͤre das Papſtthum zu preiſen ge-

1) Mocenigo. Viddi il popolo correr in furia verso la casa
di Ripetta deputata per le cose dell’ inquisitione, metter a
sacco tutta la robba, ch’era dentro, si di vittualie come d’altra
robba che la maggior parte era del Rmo. Cl. Alessandrino som-
mo inquisitore, trattar male con bastonate e ferite tutti i mi-
nistri dell’ inquisitione, levar le scritture gettandole a refuso per
la strada e finalmente poner foco in quella casa. I frati di S.
Domenico erano in tant’ odio a quel popolo che in ogni modo
volevan abbruciar il monastero della Minerva.
Er giebt dann an,
daß der Adel dabei am meiſten Schuld geweſen. Uebrigens hatten
in Perugia aͤhnliche Tumulte Statt.
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[306/0332] Buch III. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh. lichen Menſchen gluͤcklicher als das ſchwaͤchere Geſchlecht. Ihre Sinnesweiſe verblendet ſie, aber ſie ſtaͤhlt ſie auch und macht ſie in ſich ſelber unuͤberwindlich. Nicht ſo geſchwind aber, wie der Papſt ſelbſt, vergaß das Volk was es unter ihm gelitten. Es konnte ihm den Krieg nicht vergeben, den er uͤber Rom gebracht; daß er die Nepoten entfernt, die man allerdings haßte, war noch nicht genug fuͤr die Menge. Bei ſeinem Tode verſammel- ten ſich die Einen auf dem Capitol und beſchloſſen, weil er ſich um die Stadt und den Erdkreis uͤbel verdient ge- macht, ſeine Denkmale zu vernichten. Andere pluͤnderten das Gebaͤude der Inquiſition, legten Feuer an, und mißhan- delten die Diener des Gerichts. Auch das Dominicaner- kloſter bei der Minerva wollte man mit Gewalt abbren- nen. Die Colonna, Orſini, Ceſarini, Maſſimi, alle von Paul IV. toͤdtlich beleidigt, nahmen Theil an dieſen Tu- multen. Die Bildſaͤule, die man dem Papſt errichtet, ward von ihrem Poſtament geriſſen, zerſchlagen, und der Kopf derſelben mit der dreifachen Krone durch die Straßen geſchleift 1). Wie gluͤcklich aber waͤre das Papſtthum zu preiſen ge- 1) Mocenigo. Viddi il popolo correr in furia verso la casa di Ripetta deputata per le cose dell’ inquisitione, metter a sacco tutta la robba, ch’era dentro, si di vittualie come d’altra robba che la maggior parte era del Rmo. Cl. Alessandrino som- mo inquisitore, trattar male con bastonate e ferite tutti i mi- nistri dell’ inquisitione, levar le scritture gettandole a refuso per la strada e finalmente poner foco in quella casa. I frati di S. Domenico erano in tant’ odio a quel popolo che in ogni modo volevan abbruciar il monastero della Minerva. Er giebt dann an, daß der Adel dabei am meiſten Schuld geweſen. Uebrigens hatten in Perugia aͤhnliche Tumulte Statt.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/332>, abgerufen am 24.11.2024.