thun wie ich in der seinen für ihn gethan" 1). So wenig durfte Paul IV. nun länger auf französische Hülfe zählen, daß die Franzosen vielmehr Beistand von ihm erwarteten. Guise erklärte, "keine Ketten seyen länger vermögend, ihn in Italien zurückzuhalten:" 2) er eilte mit seiner Mann- schaft zu seinem bedrängten Fürsten zurück.
Hierauf rückten, wie es nicht mehr zu hindern stand, Spanier und Colonnesen aufs neue gegen Rom vor. Noch einmal sahen sich die Römer mit Eroberung und Plünde- rung bedroht. Ihre Lage war um so verzweifelter, da sie sich vor ihren Vertheidigern nicht viel weniger fürchteten als vor ihren Feinden. Viele Nächte lang hielten sie alle Fenster hell, alle Straßen erleuchtet, und man sagt, daß ein Trupp spanischer Völker, der einen Streifzug bis nahe an die Thore machte, hierdurch zurückgeschreckt worden sey: hauptsächlich aber suchten sie hiermit gegen die Gewalt- samkeiten der päpstlichen Soldaten vorbereitet zu seyn. Alles murrte: man wünschte dem Papst tausend Mal den Tod: man forderte, daß das spanische Heer durch eine förmliche Uebereinkunft eingelassen werden solle.
So weit ließ es Paul IV. kommen. Erst als seine Unternehmung durchaus gescheitert, seine Verbündeten ge- schlagen, sein Staat zum großen Theile von den Feinden besetzt und seine Hauptstadt zum zweiten Male bedroht war, bequemte er sich zum Frieden.
Die Spanier schlossen ihn in dem Sinne wie sie den
1)Le roy a Mons. de Guise bei Ribier II, p. 750.
2)Lettera del Da. di Palliano al Cl. Caraffa. Inff. Politt. XXII.
PaulIV.
thun wie ich in der ſeinen fuͤr ihn gethan“ 1). So wenig durfte Paul IV. nun laͤnger auf franzoͤſiſche Huͤlfe zaͤhlen, daß die Franzoſen vielmehr Beiſtand von ihm erwarteten. Guiſe erklaͤrte, „keine Ketten ſeyen laͤnger vermoͤgend, ihn in Italien zuruͤckzuhalten:“ 2) er eilte mit ſeiner Mann- ſchaft zu ſeinem bedraͤngten Fuͤrſten zuruͤck.
Hierauf ruͤckten, wie es nicht mehr zu hindern ſtand, Spanier und Colonneſen aufs neue gegen Rom vor. Noch einmal ſahen ſich die Roͤmer mit Eroberung und Pluͤnde- rung bedroht. Ihre Lage war um ſo verzweifelter, da ſie ſich vor ihren Vertheidigern nicht viel weniger fuͤrchteten als vor ihren Feinden. Viele Naͤchte lang hielten ſie alle Fenſter hell, alle Straßen erleuchtet, und man ſagt, daß ein Trupp ſpaniſcher Voͤlker, der einen Streifzug bis nahe an die Thore machte, hierdurch zuruͤckgeſchreckt worden ſey: hauptſaͤchlich aber ſuchten ſie hiermit gegen die Gewalt- ſamkeiten der paͤpſtlichen Soldaten vorbereitet zu ſeyn. Alles murrte: man wuͤnſchte dem Papſt tauſend Mal den Tod: man forderte, daß das ſpaniſche Heer durch eine foͤrmliche Uebereinkunft eingelaſſen werden ſolle.
So weit ließ es Paul IV. kommen. Erſt als ſeine Unternehmung durchaus geſcheitert, ſeine Verbuͤndeten ge- ſchlagen, ſein Staat zum großen Theile von den Feinden beſetzt und ſeine Hauptſtadt zum zweiten Male bedroht war, bequemte er ſich zum Frieden.
Die Spanier ſchloſſen ihn in dem Sinne wie ſie den
1)Le roy à Mons. de Guise bei Ribier II, p. 750.
2)Lettera del Da. di Palliano al Cl. Caraffa. Inff. Politt. XXII.
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Paul IV.
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daß die Franzoſen vielmehr Beiſtand von ihm erwarteten.
Guiſe erklaͤrte, „keine Ketten ſeyen laͤnger vermoͤgend, ihn
in Italien zuruͤckzuhalten:“ 2) er eilte mit ſeiner Mann-
ſchaft zu ſeinem bedraͤngten Fuͤrſten zuruͤck.
Hierauf ruͤckten, wie es nicht mehr zu hindern ſtand,
Spanier und Colonneſen aufs neue gegen Rom vor. Noch
einmal ſahen ſich die Roͤmer mit Eroberung und Pluͤnde-
rung bedroht. Ihre Lage war um ſo verzweifelter, da ſie
ſich vor ihren Vertheidigern nicht viel weniger fuͤrchteten
als vor ihren Feinden. Viele Naͤchte lang hielten ſie alle
Fenſter hell, alle Straßen erleuchtet, und man ſagt, daß
ein Trupp ſpaniſcher Voͤlker, der einen Streifzug bis nahe
an die Thore machte, hierdurch zuruͤckgeſchreckt worden ſey:
hauptſaͤchlich aber ſuchten ſie hiermit gegen die Gewalt-
ſamkeiten der paͤpſtlichen Soldaten vorbereitet zu ſeyn.
Alles murrte: man wuͤnſchte dem Papſt tauſend Mal den
Tod: man forderte, daß das ſpaniſche Heer durch eine
foͤrmliche Uebereinkunft eingelaſſen werden ſolle.
So weit ließ es Paul IV. kommen. Erſt als ſeine
Unternehmung durchaus geſcheitert, ſeine Verbuͤndeten ge-
ſchlagen, ſein Staat zum großen Theile von den Feinden
beſetzt und ſeine Hauptſtadt zum zweiten Male bedroht
war, bequemte er ſich zum Frieden.
Die Spanier ſchloſſen ihn in dem Sinne wie ſie den
1) Le roy à Mons. de Guise bei Ribier II, p. 750.
2) Lettera del Da. di Palliano al Cl. Caraffa. Inff. Politt.
XXII.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/321>, abgerufen am 17.05.2024.
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