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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Buch III. Die Päpste um d. Mitte d. 16. Jahrh.
Papst, "daß uns Gott so heimsuchen wolle" 1). Er
mußte sich im April 1552 zu einem Stillstand mit seinen
Feinden bequemen.

Es giebt zuweilen Unglücksfälle, die dem Menschen
nicht so durchaus unangenehm sind. Sie machen einer
Thätigkeit ein Ende, die schon seinen Neigungen zu wider-
sprechen anfing. Sie geben dem Entschluß, von derselben
abzulassen, einen legalen Grund, eine einleuchtende Ent-
schuldigung.

Fast scheint es, als sey der Unfall, der den Papst be-
traf, ein solcher gewesen. Mit Mißbehagen hatte er sei-
nen Staat sich mit Truppen anfüllen, seine Cassen sich lee-
ren sehen, und er glaubte zuweilen Ursach zu haben, sich
über die kaiserlichen Minister zu beklagen 2). Wahrhaft
bedenklich war ihm auch das Concilium geworden. Seit-
dem die deutschen Abgeordneten, denen man eine Reforma-
tion zugesagt hatte, erschienen waren, nahm es einen küh-
neren Gang; schon im Januar 1552 beklagte sich der Papst,
man wolle ihn seiner Autorität berauben: die Absicht der
spanischen Bischöfe sey, auf der einen Seite die Capitel
knechtisch zu unterwerfen, auf der andern dem Papste die
Collation aller Beneficien zu entziehen; jedoch er werde nicht
ertragen, daß man unter dem Titel von Mißbräuchen ihm
auch das entreiße, was nicht Mißbrauch, sondern ein At-
tribut seiner wesentlichen Gewalt sey 3). Es konnte ihm

1) Al C1. Crescentio 13 April 1552.
2) Lettera del Papa a Mendoza. 26 Dec. 1551. (Inff. Pol.
XIX.)
"Ohne Stolz sey es gesagt: Rath bedürfen wir nicht;
wir können selbst damit dienen: Hülfe bedürften wir wohl."
3) Al C1. Crescentio 16 Gen. 1552. Er ruft aus: "non

Buch III. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh.
Papſt, „daß uns Gott ſo heimſuchen wolle“ 1). Er
mußte ſich im April 1552 zu einem Stillſtand mit ſeinen
Feinden bequemen.

Es giebt zuweilen Ungluͤcksfaͤlle, die dem Menſchen
nicht ſo durchaus unangenehm ſind. Sie machen einer
Thaͤtigkeit ein Ende, die ſchon ſeinen Neigungen zu wider-
ſprechen anfing. Sie geben dem Entſchluß, von derſelben
abzulaſſen, einen legalen Grund, eine einleuchtende Ent-
ſchuldigung.

Faſt ſcheint es, als ſey der Unfall, der den Papſt be-
traf, ein ſolcher geweſen. Mit Mißbehagen hatte er ſei-
nen Staat ſich mit Truppen anfuͤllen, ſeine Caſſen ſich lee-
ren ſehen, und er glaubte zuweilen Urſach zu haben, ſich
uͤber die kaiſerlichen Miniſter zu beklagen 2). Wahrhaft
bedenklich war ihm auch das Concilium geworden. Seit-
dem die deutſchen Abgeordneten, denen man eine Reforma-
tion zugeſagt hatte, erſchienen waren, nahm es einen kuͤh-
neren Gang; ſchon im Januar 1552 beklagte ſich der Papſt,
man wolle ihn ſeiner Autoritaͤt berauben: die Abſicht der
ſpaniſchen Biſchoͤfe ſey, auf der einen Seite die Capitel
knechtiſch zu unterwerfen, auf der andern dem Papſte die
Collation aller Beneficien zu entziehen; jedoch er werde nicht
ertragen, daß man unter dem Titel von Mißbraͤuchen ihm
auch das entreiße, was nicht Mißbrauch, ſondern ein At-
tribut ſeiner weſentlichen Gewalt ſey 3). Es konnte ihm

1) Al C1. Crescentio 13 April 1552.
2) Lettera del Papa a Mendoza. 26 Dec. 1551. (Inff. Pol.
XIX.)
„Ohne Stolz ſey es geſagt: Rath beduͤrfen wir nicht;
wir koͤnnen ſelbſt damit dienen: Huͤlfe beduͤrften wir wohl.“
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[274/0300] Buch III. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh. Papſt, „daß uns Gott ſo heimſuchen wolle“ 1). Er mußte ſich im April 1552 zu einem Stillſtand mit ſeinen Feinden bequemen. Es giebt zuweilen Ungluͤcksfaͤlle, die dem Menſchen nicht ſo durchaus unangenehm ſind. Sie machen einer Thaͤtigkeit ein Ende, die ſchon ſeinen Neigungen zu wider- ſprechen anfing. Sie geben dem Entſchluß, von derſelben abzulaſſen, einen legalen Grund, eine einleuchtende Ent- ſchuldigung. Faſt ſcheint es, als ſey der Unfall, der den Papſt be- traf, ein ſolcher geweſen. Mit Mißbehagen hatte er ſei- nen Staat ſich mit Truppen anfuͤllen, ſeine Caſſen ſich lee- ren ſehen, und er glaubte zuweilen Urſach zu haben, ſich uͤber die kaiſerlichen Miniſter zu beklagen 2). Wahrhaft bedenklich war ihm auch das Concilium geworden. Seit- dem die deutſchen Abgeordneten, denen man eine Reforma- tion zugeſagt hatte, erſchienen waren, nahm es einen kuͤh- neren Gang; ſchon im Januar 1552 beklagte ſich der Papſt, man wolle ihn ſeiner Autoritaͤt berauben: die Abſicht der ſpaniſchen Biſchoͤfe ſey, auf der einen Seite die Capitel knechtiſch zu unterwerfen, auf der andern dem Papſte die Collation aller Beneficien zu entziehen; jedoch er werde nicht ertragen, daß man unter dem Titel von Mißbraͤuchen ihm auch das entreiße, was nicht Mißbrauch, ſondern ein At- tribut ſeiner weſentlichen Gewalt ſey 3). Es konnte ihm 1) Al C1. Crescentio 13 April 1552. 2) Lettera del Papa a Mendoza. 26 Dec. 1551. (Inff. Pol. XIX.) „Ohne Stolz ſey es geſagt: Rath beduͤrfen wir nicht; wir koͤnnen ſelbſt damit dienen: Huͤlfe beduͤrften wir wohl.“ 3) Al C1. Crescentio 16 Gen. 1552. Er ruft aus: „non

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/300>, abgerufen am 23.11.2024.