nen Namen -- dieß ist der Ausdruck -- der Unsterblich- keit zugesellen."
Hatte nun aber der Kaiser Mailand weder den Fran- zosen zu überlassen noch auch selbst zu behalten, wer war es, dem er dieß Herzogthum übergeben sollte? Es schien dem Papst kein unebener Ausweg, wenn es seinem En- kel, dem Schwiegersohn des Kaisers, übertragen würde. Schon bei früheren Missionen hatte er darauf hingedeutet. Bei einer neuen Zusammenkunft, die er mit dem Kaiser 1543 zu Busseto hielt, brachte er es förmlich in Antrag. Es ward darüber sehr ernstlich unterhandelt, und der Papst hegte die lebhaftesten Hoffnungen. Der Governator von Mailand, Marchese von Vasto, den er dafür gewonnen, etwas leichtgläubig und prächtig wie er war, erschien schon eines Tages mit wohlvorbereiteten Worten, um Marga- rethen als seine künftige Herrin nach Mailand zu führen. Ich finde: die Unterhandlung sey an einigen allzustarken Forderungen des Kaisers gescheitert 1). Doch ist es schwer zu glauben, daß der Kaiser, ein so bedeutendes wohlgele- genes Fürstenthum jemals, um welchen Preis auch immer, fremdem Einfluß zu überlassen geneigt seyn konnte.
1) Pallavicini hat diese Unterhandlungen gradezu geläugnet. Auch nach dem, was Muratori (Annali d'Italia X, II, 51) dar- über anführt, ließe sich vielleicht noch zweifeln. Er stützt sich auf Historiker, die doch allenfalls nach Hörensagen geschrieben haben könnten. Entscheidend aber ist ein Schreiben von Girolamo Guic- ciardini an Cosimo Medici Cremona 26 Giugno 1543 im Archi- vio Mediceo zu Florenz. Granvella selbst hatte davon gesprochen. S. Ma. mostrava non esser aliena, quando per la parte del Papa fussino adempiute le larghe offerte eran state proferte dal Duca di Castro sin a Genova. Ich weiß nicht, welche Anerbietungen
BuchIII.Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh.
nen Namen — dieß iſt der Ausdruck — der Unſterblich- keit zugeſellen.“
Hatte nun aber der Kaiſer Mailand weder den Fran- zoſen zu uͤberlaſſen noch auch ſelbſt zu behalten, wer war es, dem er dieß Herzogthum uͤbergeben ſollte? Es ſchien dem Papſt kein unebener Ausweg, wenn es ſeinem En- kel, dem Schwiegerſohn des Kaiſers, uͤbertragen wuͤrde. Schon bei fruͤheren Miſſionen hatte er darauf hingedeutet. Bei einer neuen Zuſammenkunft, die er mit dem Kaiſer 1543 zu Buſſeto hielt, brachte er es foͤrmlich in Antrag. Es ward daruͤber ſehr ernſtlich unterhandelt, und der Papſt hegte die lebhafteſten Hoffnungen. Der Governator von Mailand, Marcheſe von Vaſto, den er dafuͤr gewonnen, etwas leichtglaͤubig und praͤchtig wie er war, erſchien ſchon eines Tages mit wohlvorbereiteten Worten, um Marga- rethen als ſeine kuͤnftige Herrin nach Mailand zu fuͤhren. Ich finde: die Unterhandlung ſey an einigen allzuſtarken Forderungen des Kaiſers geſcheitert 1). Doch iſt es ſchwer zu glauben, daß der Kaiſer, ein ſo bedeutendes wohlgele- genes Fuͤrſtenthum jemals, um welchen Preis auch immer, fremdem Einfluß zu uͤberlaſſen geneigt ſeyn konnte.
1) Pallavicini hat dieſe Unterhandlungen gradezu gelaͤugnet. Auch nach dem, was Muratori (Annali d’Italia X, II, 51) dar- uͤber anfuͤhrt, ließe ſich vielleicht noch zweifeln. Er ſtuͤtzt ſich auf Hiſtoriker, die doch allenfalls nach Hoͤrenſagen geſchrieben haben koͤnnten. Entſcheidend aber iſt ein Schreiben von Girolamo Guic- ciardini an Coſimo Medici Cremona 26 Giugno 1543 im Archi- vio Mediceo zu Florenz. Granvella ſelbſt hatte davon geſprochen. S. Mà. mostrava non esser aliena, quando per la parte del Papa fussino adempiute le larghe offerte eran state proferte dal Duca di Castro sin a Genova. Ich weiß nicht, welche Anerbietungen
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Buch III. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh.
nen Namen — dieß iſt der Ausdruck — der Unſterblich-
keit zugeſellen.“
Hatte nun aber der Kaiſer Mailand weder den Fran-
zoſen zu uͤberlaſſen noch auch ſelbſt zu behalten, wer war
es, dem er dieß Herzogthum uͤbergeben ſollte? Es ſchien
dem Papſt kein unebener Ausweg, wenn es ſeinem En-
kel, dem Schwiegerſohn des Kaiſers, uͤbertragen wuͤrde.
Schon bei fruͤheren Miſſionen hatte er darauf hingedeutet.
Bei einer neuen Zuſammenkunft, die er mit dem Kaiſer
1543 zu Buſſeto hielt, brachte er es foͤrmlich in Antrag.
Es ward daruͤber ſehr ernſtlich unterhandelt, und der Papſt
hegte die lebhafteſten Hoffnungen. Der Governator von
Mailand, Marcheſe von Vaſto, den er dafuͤr gewonnen,
etwas leichtglaͤubig und praͤchtig wie er war, erſchien ſchon
eines Tages mit wohlvorbereiteten Worten, um Marga-
rethen als ſeine kuͤnftige Herrin nach Mailand zu fuͤhren.
Ich finde: die Unterhandlung ſey an einigen allzuſtarken
Forderungen des Kaiſers geſcheitert 1). Doch iſt es ſchwer
zu glauben, daß der Kaiſer, ein ſo bedeutendes wohlgele-
genes Fuͤrſtenthum jemals, um welchen Preis auch immer,
fremdem Einfluß zu uͤberlaſſen geneigt ſeyn konnte.
1) Pallavicini hat dieſe Unterhandlungen gradezu gelaͤugnet.
Auch nach dem, was Muratori (Annali d’Italia X, II, 51) dar-
uͤber anfuͤhrt, ließe ſich vielleicht noch zweifeln. Er ſtuͤtzt ſich auf
Hiſtoriker, die doch allenfalls nach Hoͤrenſagen geſchrieben haben
koͤnnten. Entſcheidend aber iſt ein Schreiben von Girolamo Guic-
ciardini an Coſimo Medici Cremona 26 Giugno 1543 im Archi-
vio Mediceo zu Florenz. Granvella ſelbſt hatte davon geſprochen.
S. Mà. mostrava non esser aliena, quando per la parte del Papa
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/274>, abgerufen am 26.07.2024.
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