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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Paul III.
den. Der Einfluß der Gestirne auf die Erfolge der mensch-
lichen Thätigkeit ward in dieser Epoche wenig bezweifelt.
Paul III. unternahm keine wichtige Sitzung des Consisto-
riums, keine Reise, ohne die Tage zu wählen, ohne die
Constellation beobachtet zu haben 1). Ein Bund mit Frank-
reich fand darum Anstand, weil zwischen den Nativitäten
des Königs und des Papstes keine Conformität sey. Die-
ser Papst fühlte sich, wie es scheint, zwischen tausend wi-
derwärtigen Einwirkungen: nicht allein den irdischen der
Welt, sondern auch den überirdischen einer Configura-
tion der Gestirne: sein Sinn ist, die Macht der einen
wie der andern nach Gebühr zu berücksichtigen, ihrer Un-
gunst auszuweichen, ihre Gunst zu benutzen, zwischen alle
den Klippen, die ihm von allen Seiten drohen, geschickt
nach seinem Ziele zu steuern.

Betrachten wir, wie er dieß versuchte, ob es ihm
damit glückte, ob er sich zuletzt über die entgegenstreben-
den Kräfte der Weltbewegung wirklich erhob, oder ob auch
er von ihnen ergriffen worden ist.

In der That gelang es ihm gleich in seinen ersten
Jahren einen Bund mit Carl V. und den Venezianern ge-
gen die Türken zu Stande zu bringen. Lebhaft drängte er
die Venezianer dazu: man erhob sich auch dießmal zu der
Hoffnung, die christlichen Gränzen bis nach Constantinopel
erweitert zu sehen.


1) Mendoza: E venido la cosa a que ay muy pocos carde-
nales, que concierten negocios aunque sea para comprar una
carga de lenna, sino es o por medio de algun astrologo o he-
chizero.
Ueber den Papst selbst finden wir die unzweifelhaftesten
Particularitäten.
16*

Paul III.
den. Der Einfluß der Geſtirne auf die Erfolge der menſch-
lichen Thaͤtigkeit ward in dieſer Epoche wenig bezweifelt.
Paul III. unternahm keine wichtige Sitzung des Conſiſto-
riums, keine Reiſe, ohne die Tage zu waͤhlen, ohne die
Conſtellation beobachtet zu haben 1). Ein Bund mit Frank-
reich fand darum Anſtand, weil zwiſchen den Nativitaͤten
des Koͤnigs und des Papſtes keine Conformitaͤt ſey. Die-
ſer Papſt fuͤhlte ſich, wie es ſcheint, zwiſchen tauſend wi-
derwaͤrtigen Einwirkungen: nicht allein den irdiſchen der
Welt, ſondern auch den uͤberirdiſchen einer Configura-
tion der Geſtirne: ſein Sinn iſt, die Macht der einen
wie der andern nach Gebuͤhr zu beruͤckſichtigen, ihrer Un-
gunſt auszuweichen, ihre Gunſt zu benutzen, zwiſchen alle
den Klippen, die ihm von allen Seiten drohen, geſchickt
nach ſeinem Ziele zu ſteuern.

Betrachten wir, wie er dieß verſuchte, ob es ihm
damit gluͤckte, ob er ſich zuletzt uͤber die entgegenſtreben-
den Kraͤfte der Weltbewegung wirklich erhob, oder ob auch
er von ihnen ergriffen worden iſt.

In der That gelang es ihm gleich in ſeinen erſten
Jahren einen Bund mit Carl V. und den Venezianern ge-
gen die Tuͤrken zu Stande zu bringen. Lebhaft draͤngte er
die Venezianer dazu: man erhob ſich auch dießmal zu der
Hoffnung, die chriſtlichen Graͤnzen bis nach Conſtantinopel
erweitert zu ſehen.


1) Mendoza: E venido la cosa a que ay muy pocos carde-
nales, que concierten negocios aunque sea para comprar una
carga de leña, sino es o por medio de algun astrologo o he-
chizero.
Ueber den Papſt ſelbſt finden wir die unzweifelhafteſten
Particularitaͤten.
16*
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[243/0269] Paul III. den. Der Einfluß der Geſtirne auf die Erfolge der menſch- lichen Thaͤtigkeit ward in dieſer Epoche wenig bezweifelt. Paul III. unternahm keine wichtige Sitzung des Conſiſto- riums, keine Reiſe, ohne die Tage zu waͤhlen, ohne die Conſtellation beobachtet zu haben 1). Ein Bund mit Frank- reich fand darum Anſtand, weil zwiſchen den Nativitaͤten des Koͤnigs und des Papſtes keine Conformitaͤt ſey. Die- ſer Papſt fuͤhlte ſich, wie es ſcheint, zwiſchen tauſend wi- derwaͤrtigen Einwirkungen: nicht allein den irdiſchen der Welt, ſondern auch den uͤberirdiſchen einer Configura- tion der Geſtirne: ſein Sinn iſt, die Macht der einen wie der andern nach Gebuͤhr zu beruͤckſichtigen, ihrer Un- gunſt auszuweichen, ihre Gunſt zu benutzen, zwiſchen alle den Klippen, die ihm von allen Seiten drohen, geſchickt nach ſeinem Ziele zu ſteuern. Betrachten wir, wie er dieß verſuchte, ob es ihm damit gluͤckte, ob er ſich zuletzt uͤber die entgegenſtreben- den Kraͤfte der Weltbewegung wirklich erhob, oder ob auch er von ihnen ergriffen worden iſt. In der That gelang es ihm gleich in ſeinen erſten Jahren einen Bund mit Carl V. und den Venezianern ge- gen die Tuͤrken zu Stande zu bringen. Lebhaft draͤngte er die Venezianer dazu: man erhob ſich auch dießmal zu der Hoffnung, die chriſtlichen Graͤnzen bis nach Conſtantinopel erweitert zu ſehen. 1) Mendoza: E venido la cosa a que ay muy pocos carde- nales, que concierten negocios aunque sea para comprar una carga de leña, sino es o por medio de algun astrologo o he- chizero. Ueber den Papſt ſelbſt finden wir die unzweifelhafteſten Particularitaͤten. 16*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/269>, abgerufen am 22.11.2024.