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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Ignatius Loyola.

Haben wir die Grundlagen dieser so eigenthümlichen
Entwickelung gefaßt, dieses Ritterthum der Abstinenz, diese
Entschlossenheit der Schwärmerei und phantastische Ascetik,
so ist es nicht nöthig, Innigo Loyola auf jedem Schritte
seines Lebens weiter zu begleiten. Er ging wirklich nach
Jerusalem, in der Hoffnung, wie zur Stärkung der Gläu-
bigen, so zur Bekehrung der Ungläubigen beizutragen. Al-
lein wie wollte er zumal das Letzte ausführen, unwissend
wie er war, ohne Gefährten, ohne Vollmacht? An der
entschiedenen Zurückweisung jerusalemischer Obern, die dazu
eine ausdrückliche päpstliche Berechtigung besaßen, scheiterte
sein Vorsatz, an den heiligen Orten zu bleiben. Auch als
er nach Spanien zurückgekommen, hatte er Anfechtungen
genug zu bestehen. Indem er zu lehren und die geistlichen
Uebungen, die ihm indeß entstanden, mitzutheilen anfing,
kam er sogar in den Verdacht der Ketzerei. Es wäre das
seltsamste Spiel des Zufalls, wenn Loyola, dessen Gesellschaft
Jahrhunderte später in Illuminaten ausging, selbst mit einer
Secte dieses Namens in Zusammenhang gestanden hätte 1).
Und leugnen kann man nicht, daß die damaligen Illuminaten
in Spanien, Alumbrados, zu denen er zu gehören in Ver-
dacht war, Meinungen hegten, die einige Aehnlichkeit mit
seinen Phantasien haben. Abgestoßen von der Werkheiligkeit
des bisherigen Christenthums, ergaben auch sie sich inneren

firmatus est, (-- das Original: y le dieron tanta confirmacione
siempre de la fe) ut saepe etiam id cogitarit, quod etsi nulla
scriptura mysteria illa fidei doceret, tamen ipse ob ea ipsa quae
viderat, statueret sibi pro his esse moriendum."
1) Auch Lainez und Borgia haben diesen Vorwurf erfahren.
Llorente Hist. de l'inquisition III, 83. Melchior Cano nannte sie
gradezu Illuminaten, die Gnostiker des Jahrhunderts.
Ignatius Loyola.

Haben wir die Grundlagen dieſer ſo eigenthuͤmlichen
Entwickelung gefaßt, dieſes Ritterthum der Abſtinenz, dieſe
Entſchloſſenheit der Schwaͤrmerei und phantaſtiſche Ascetik,
ſo iſt es nicht noͤthig, Iñigo Loyola auf jedem Schritte
ſeines Lebens weiter zu begleiten. Er ging wirklich nach
Jeruſalem, in der Hoffnung, wie zur Staͤrkung der Glaͤu-
bigen, ſo zur Bekehrung der Unglaͤubigen beizutragen. Al-
lein wie wollte er zumal das Letzte ausfuͤhren, unwiſſend
wie er war, ohne Gefaͤhrten, ohne Vollmacht? An der
entſchiedenen Zuruͤckweiſung jeruſalemiſcher Obern, die dazu
eine ausdruͤckliche paͤpſtliche Berechtigung beſaßen, ſcheiterte
ſein Vorſatz, an den heiligen Orten zu bleiben. Auch als
er nach Spanien zuruͤckgekommen, hatte er Anfechtungen
genug zu beſtehen. Indem er zu lehren und die geiſtlichen
Uebungen, die ihm indeß entſtanden, mitzutheilen anfing,
kam er ſogar in den Verdacht der Ketzerei. Es waͤre das
ſeltſamſte Spiel des Zufalls, wenn Loyola, deſſen Geſellſchaft
Jahrhunderte ſpaͤter in Illuminaten ausging, ſelbſt mit einer
Secte dieſes Namens in Zuſammenhang geſtanden haͤtte 1).
Und leugnen kann man nicht, daß die damaligen Illuminaten
in Spanien, Alumbrados, zu denen er zu gehoͤren in Ver-
dacht war, Meinungen hegten, die einige Aehnlichkeit mit
ſeinen Phantaſien haben. Abgeſtoßen von der Werkheiligkeit
des bisherigen Chriſtenthums, ergaben auch ſie ſich inneren

firmatus est, (— das Original: y le dieron tanta confirmacione
siempre de la fe) ut saepe etiam id cogitarit, quod etsi nulla
scriptura mysteria illa fidei doceret, tamen ipse ob ea ipsa quae
viderat, statueret sibi pro his esse moriendum.“
1) Auch Lainez und Borgia haben dieſen Vorwurf erfahren.
Llorente Hist. de l’inquisition III, 83. Melchior Cano nannte ſie
gradezu Illuminaten, die Gnoſtiker des Jahrhunderts.
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[185/0211] Ignatius Loyola. Haben wir die Grundlagen dieſer ſo eigenthuͤmlichen Entwickelung gefaßt, dieſes Ritterthum der Abſtinenz, dieſe Entſchloſſenheit der Schwaͤrmerei und phantaſtiſche Ascetik, ſo iſt es nicht noͤthig, Iñigo Loyola auf jedem Schritte ſeines Lebens weiter zu begleiten. Er ging wirklich nach Jeruſalem, in der Hoffnung, wie zur Staͤrkung der Glaͤu- bigen, ſo zur Bekehrung der Unglaͤubigen beizutragen. Al- lein wie wollte er zumal das Letzte ausfuͤhren, unwiſſend wie er war, ohne Gefaͤhrten, ohne Vollmacht? An der entſchiedenen Zuruͤckweiſung jeruſalemiſcher Obern, die dazu eine ausdruͤckliche paͤpſtliche Berechtigung beſaßen, ſcheiterte ſein Vorſatz, an den heiligen Orten zu bleiben. Auch als er nach Spanien zuruͤckgekommen, hatte er Anfechtungen genug zu beſtehen. Indem er zu lehren und die geiſtlichen Uebungen, die ihm indeß entſtanden, mitzutheilen anfing, kam er ſogar in den Verdacht der Ketzerei. Es waͤre das ſeltſamſte Spiel des Zufalls, wenn Loyola, deſſen Geſellſchaft Jahrhunderte ſpaͤter in Illuminaten ausging, ſelbſt mit einer Secte dieſes Namens in Zuſammenhang geſtanden haͤtte 1). Und leugnen kann man nicht, daß die damaligen Illuminaten in Spanien, Alumbrados, zu denen er zu gehoͤren in Ver- dacht war, Meinungen hegten, die einige Aehnlichkeit mit ſeinen Phantaſien haben. Abgeſtoßen von der Werkheiligkeit des bisherigen Chriſtenthums, ergaben auch ſie ſich inneren 2) 1) Auch Lainez und Borgia haben dieſen Vorwurf erfahren. Llorente Hist. de l’inquisition III, 83. Melchior Cano nannte ſie gradezu Illuminaten, die Gnoſtiker des Jahrhunderts. 2) firmatus est, (— das Original: y le dieron tanta confirmacione siempre de la fe) ut saepe etiam id cogitarit, quod etsi nulla scriptura mysteria illa fidei doceret, tamen ipse ob ea ipsa quae viderat, statueret sibi pro his esse moriendum.“

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/211>, abgerufen am 25.11.2024.