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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Neue Orden.
angelegt, mit dem Protestantismus durchaus in Ge-
gensatz.

Wenn Luther das bisherige Priesterthum in seinem
Prinzip und Begriff verwarf, so erhob sich dagegen in Ita-
lien eine Bewegung, um eben dieses Prinzip herzustellen
und durch strengere Festhaltung aufs neue in der Kirche
geltend zu machen. Auf beiden Seiten nahm man das
Verderben der geistlichen Institute wahr. Aber während
man in Deutschland nur mit der Auflösung des Mönch-
thums befriedigt wurde, suchte man es in Italien zu ver-
jüngen; während dort der Clerus sich von so vielen Fesseln
befreite, die er bisher getragen, dachte man hier darauf,
ihm eine strengere Verfassung zu geben. Einen durchaus
neuen Weg schlugen wir diesseit der Alpen ein; jenseit da-
gegen wiederholte man Versuche, wie sie seit Jahrhunder-
ten von Zeit zu Zeit Statt gefunden.

Denn von jeher hatten sich die kirchlichen Institute
zur Verweltlichung geneigt und dann nicht selten wieder
von neuem an ihren Ursprung erinnert und zusammengenom-
men werden müssen. Wie fanden es schon die Carolingen
so nothwendig, den Clerus, nach der Regel des Chro-
degang zu gemeinschaftlichem Leben, zu freier Unterord-
nung anzuhalten! Den Klöstern selbst genügte nicht
lange die einfache Regel Benedicts von Nursia: während
des 10ten und 11ten Jahrhunderts sehen wir allenthalben
enge geschlossene Congregationen, mit besondern Regeln,
nach dem Vorgang von Clugny, nothwendig werden. Auf
der Stelle hatte dieß seine Rückwirkung auf die Weltgeist-
lichkeit; durch die Einführung des Cölibats ward sie, wie

Neue Orden.
angelegt, mit dem Proteſtantismus durchaus in Ge-
genſatz.

Wenn Luther das bisherige Prieſterthum in ſeinem
Prinzip und Begriff verwarf, ſo erhob ſich dagegen in Ita-
lien eine Bewegung, um eben dieſes Prinzip herzuſtellen
und durch ſtrengere Feſthaltung aufs neue in der Kirche
geltend zu machen. Auf beiden Seiten nahm man das
Verderben der geiſtlichen Inſtitute wahr. Aber waͤhrend
man in Deutſchland nur mit der Aufloͤſung des Moͤnch-
thums befriedigt wurde, ſuchte man es in Italien zu ver-
juͤngen; waͤhrend dort der Clerus ſich von ſo vielen Feſſeln
befreite, die er bisher getragen, dachte man hier darauf,
ihm eine ſtrengere Verfaſſung zu geben. Einen durchaus
neuen Weg ſchlugen wir dieſſeit der Alpen ein; jenſeit da-
gegen wiederholte man Verſuche, wie ſie ſeit Jahrhunder-
ten von Zeit zu Zeit Statt gefunden.

Denn von jeher hatten ſich die kirchlichen Inſtitute
zur Verweltlichung geneigt und dann nicht ſelten wieder
von neuem an ihren Urſprung erinnert und zuſammengenom-
men werden muͤſſen. Wie fanden es ſchon die Carolingen
ſo nothwendig, den Clerus, nach der Regel des Chro-
degang zu gemeinſchaftlichem Leben, zu freier Unterord-
nung anzuhalten! Den Kloͤſtern ſelbſt genuͤgte nicht
lange die einfache Regel Benedicts von Nurſia: waͤhrend
des 10ten und 11ten Jahrhunderts ſehen wir allenthalben
enge geſchloſſene Congregationen, mit beſondern Regeln,
nach dem Vorgang von Clugny, nothwendig werden. Auf
der Stelle hatte dieß ſeine Ruͤckwirkung auf die Weltgeiſt-
lichkeit; durch die Einfuͤhrung des Coͤlibats ward ſie, wie

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[169/0195] Neue Orden. angelegt, mit dem Proteſtantismus durchaus in Ge- genſatz. Wenn Luther das bisherige Prieſterthum in ſeinem Prinzip und Begriff verwarf, ſo erhob ſich dagegen in Ita- lien eine Bewegung, um eben dieſes Prinzip herzuſtellen und durch ſtrengere Feſthaltung aufs neue in der Kirche geltend zu machen. Auf beiden Seiten nahm man das Verderben der geiſtlichen Inſtitute wahr. Aber waͤhrend man in Deutſchland nur mit der Aufloͤſung des Moͤnch- thums befriedigt wurde, ſuchte man es in Italien zu ver- juͤngen; waͤhrend dort der Clerus ſich von ſo vielen Feſſeln befreite, die er bisher getragen, dachte man hier darauf, ihm eine ſtrengere Verfaſſung zu geben. Einen durchaus neuen Weg ſchlugen wir dieſſeit der Alpen ein; jenſeit da- gegen wiederholte man Verſuche, wie ſie ſeit Jahrhunder- ten von Zeit zu Zeit Statt gefunden. Denn von jeher hatten ſich die kirchlichen Inſtitute zur Verweltlichung geneigt und dann nicht ſelten wieder von neuem an ihren Urſprung erinnert und zuſammengenom- men werden muͤſſen. Wie fanden es ſchon die Carolingen ſo nothwendig, den Clerus, nach der Regel des Chro- degang zu gemeinſchaftlichem Leben, zu freier Unterord- nung anzuhalten! Den Kloͤſtern ſelbſt genuͤgte nicht lange die einfache Regel Benedicts von Nurſia: waͤhrend des 10ten und 11ten Jahrhunderts ſehen wir allenthalben enge geſchloſſene Congregationen, mit beſondern Regeln, nach dem Vorgang von Clugny, nothwendig werden. Auf der Stelle hatte dieß ſeine Ruͤckwirkung auf die Weltgeiſt- lichkeit; durch die Einfuͤhrung des Coͤlibats ward ſie, wie

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/195>, abgerufen am 25.11.2024.