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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Versuche einer Aussöhnung m. d. Protestanten.

Hierbei erinnern wir uns, daß Landgraf Philipp von
Hessen schon das Jahr vorher erklärt hatte, die weltliche
Macht der Bischöfe könne geduldet werden, wofern man
ein Mittel finde, auch die geistliche gebührend zu handha-
ben; in Hinsicht der Messe könne man sich wohl verglei-
chen, wenn nur beiderlei Gestalt nachgelassen bleibe 1).
Den päpstlichen Primat, ohne Zweifel unter gewissen Be-
dingungen, anzuerkennen erklärte sich Joachim von Bran-
denburg bereitwillig. Indessen näherte man sich auch von
der andern Seite. Der kaiserliche Botschafter wiederholte,
man müsse von beiden Seiten nachlassen, so weit es nur
immer mit Gottes Ehre möglich. Auch die Nicht-Prote-
stirenden hätten es gern gesehen, wenn die geistliche Ge-
walt den Bischöfen, die zu eigentlichen Fürsten geworden
waren, in ganz Deutschland abgenommen und an Super-
intendenten übertragen, wenn in Hinsicht der Verwendung
der Kirchengüter eine allgemein gültige Veränderung be-
liebt worden wäre. Man fing bereits an von neutralen
Dingen zu reden, die man thun oder lassen könne, selbst
in geistlichen Churfürstenthümern wurden Gebete für den
günstigen Gang des Aussöhnungswerkes veranstaltet.

Wir wollen über den Grad der Möglichkeit und Wahr-
scheinlichkeit dieses Gelingens nicht streiten: sehr schwer

1) Schreiben des Landgrafen in Rommels Urkundenbuche p.
85. Vrgl. das Schreiben des Bischofs von Lunden bei Seckendorf
p. 299. Contarini al Cl. Farnese 1541. 28 April. (Epp. Poli
III, p. CCLV.).
Der Landgraf und der Churfürst forderten beide
Priesterehe und beiderlei Gestalt; in Hinsicht des Primats zeigte sich
jener, in Hinsicht der Lehre, de missa quod sit sacrificium, zeigte
sich dieser schwieriger.
Verſuche einer Ausſoͤhnung m. d. Proteſtanten.

Hierbei erinnern wir uns, daß Landgraf Philipp von
Heſſen ſchon das Jahr vorher erklaͤrt hatte, die weltliche
Macht der Biſchoͤfe koͤnne geduldet werden, wofern man
ein Mittel finde, auch die geiſtliche gebuͤhrend zu handha-
ben; in Hinſicht der Meſſe koͤnne man ſich wohl verglei-
chen, wenn nur beiderlei Geſtalt nachgelaſſen bleibe 1).
Den paͤpſtlichen Primat, ohne Zweifel unter gewiſſen Be-
dingungen, anzuerkennen erklaͤrte ſich Joachim von Bran-
denburg bereitwillig. Indeſſen naͤherte man ſich auch von
der andern Seite. Der kaiſerliche Botſchafter wiederholte,
man muͤſſe von beiden Seiten nachlaſſen, ſo weit es nur
immer mit Gottes Ehre moͤglich. Auch die Nicht-Prote-
ſtirenden haͤtten es gern geſehen, wenn die geiſtliche Ge-
walt den Biſchoͤfen, die zu eigentlichen Fuͤrſten geworden
waren, in ganz Deutſchland abgenommen und an Super-
intendenten uͤbertragen, wenn in Hinſicht der Verwendung
der Kirchenguͤter eine allgemein guͤltige Veraͤnderung be-
liebt worden waͤre. Man fing bereits an von neutralen
Dingen zu reden, die man thun oder laſſen koͤnne, ſelbſt
in geiſtlichen Churfuͤrſtenthuͤmern wurden Gebete fuͤr den
guͤnſtigen Gang des Ausſoͤhnungswerkes veranſtaltet.

Wir wollen uͤber den Grad der Moͤglichkeit und Wahr-
ſcheinlichkeit dieſes Gelingens nicht ſtreiten: ſehr ſchwer

1) Schreiben des Landgrafen in Rommels Urkundenbuche p.
85. Vrgl. das Schreiben des Biſchofs von Lunden bei Seckendorf
p. 299. Contarini al Cl. Farnese 1541. 28 April. (Epp. Poli
III, p. CCLV.).
Der Landgraf und der Churfuͤrſt forderten beide
Prieſterehe und beiderlei Geſtalt; in Hinſicht des Primats zeigte ſich
jener, in Hinſicht der Lehre, de missa quod sit sacrificium, zeigte
ſich dieſer ſchwieriger.
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[157/0183] Verſuche einer Ausſoͤhnung m. d. Proteſtanten. Hierbei erinnern wir uns, daß Landgraf Philipp von Heſſen ſchon das Jahr vorher erklaͤrt hatte, die weltliche Macht der Biſchoͤfe koͤnne geduldet werden, wofern man ein Mittel finde, auch die geiſtliche gebuͤhrend zu handha- ben; in Hinſicht der Meſſe koͤnne man ſich wohl verglei- chen, wenn nur beiderlei Geſtalt nachgelaſſen bleibe 1). Den paͤpſtlichen Primat, ohne Zweifel unter gewiſſen Be- dingungen, anzuerkennen erklaͤrte ſich Joachim von Bran- denburg bereitwillig. Indeſſen naͤherte man ſich auch von der andern Seite. Der kaiſerliche Botſchafter wiederholte, man muͤſſe von beiden Seiten nachlaſſen, ſo weit es nur immer mit Gottes Ehre moͤglich. Auch die Nicht-Prote- ſtirenden haͤtten es gern geſehen, wenn die geiſtliche Ge- walt den Biſchoͤfen, die zu eigentlichen Fuͤrſten geworden waren, in ganz Deutſchland abgenommen und an Super- intendenten uͤbertragen, wenn in Hinſicht der Verwendung der Kirchenguͤter eine allgemein guͤltige Veraͤnderung be- liebt worden waͤre. Man fing bereits an von neutralen Dingen zu reden, die man thun oder laſſen koͤnne, ſelbſt in geiſtlichen Churfuͤrſtenthuͤmern wurden Gebete fuͤr den guͤnſtigen Gang des Ausſoͤhnungswerkes veranſtaltet. Wir wollen uͤber den Grad der Moͤglichkeit und Wahr- ſcheinlichkeit dieſes Gelingens nicht ſtreiten: ſehr ſchwer 1) Schreiben des Landgrafen in Rommels Urkundenbuche p. 85. Vrgl. das Schreiben des Biſchofs von Lunden bei Seckendorf p. 299. Contarini al Cl. Farnese 1541. 28 April. (Epp. Poli III, p. CCLV.). Der Landgraf und der Churfuͤrſt forderten beide Prieſterehe und beiderlei Geſtalt; in Hinſicht des Primats zeigte ſich jener, in Hinſicht der Lehre, de missa quod sit sacrificium, zeigte ſich dieſer ſchwieriger.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/183>, abgerufen am 26.11.2024.