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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Kap. III. Politisch-kirchliche Verwickelungen.
Schon öfter hatte Franz I. dem Papst Bündniß und Bluts-
verwandtschaft angetragen. Clemens hatte es immer abge-
lehnt. In der Bedrängniß, in der er sich jetzt sah, ging
er darauf ein. Man versichert uns ausdrücklich, der ei-
gentliche Grund, daß Clemens dem Könige von Frankreich
wieder Gehör schenkte, sey die Forderung des Conciliums
gewesen 1).

Was dieser Papst rein-politischer Zwecke halber viel-
leicht nie wieder versucht hätte, das Gleichgewicht der bei-
den großen Mächte herzustellen, und ihnen eine gleiche
Gunst zu widmen, dazu entschloß er sich in Betracht der
kirchlichen Gefahren, denen er ausgesetzt war.

Kurz hierauf hielt Clemens auch eine Zusammenkunft
mit Franz I. Sie fand in Marseille Statt, und die engste
Verbindung ward geschlossen. Ganz, wie der Papst früher
in den florentinischen Gefahren seine Freundschaft mit dem
Kaiser dadurch befestigt hatte, daß er dessen natürliche
Tochter mit einem von seinen Neffen verheurathete, so be-
siegelte er jetzt, in den kirchlichen Bedrängnissen, den Bund
den er mit Franz I. einging, durch eine Vermählung sei-

1) Soriano Relatione 1535. II Papa ando a Bologna con-
tra sua voglia e quasi sforzato, come di buon logo ho inteso e
fu assai di cio evidente segno, che S. Sa. consumo di giorni
cento in tale viaggio, il quale potea far in sei di. Considerando
dunque Clemente questi tali casi suoi e per dire cosi la ser-
vitu nella quale egli si trovava per la materia del concilio la quale
Cesare non lasciava di stimolare comincio a rendersi piu facile
al christianissimo. E quivi si tratto l'andata di Marsilia et in-
sieme la pratica del matrimonio, essendo gia la nipote nobile
et habile.
Früher hätte der Papst ihre Herkunft und ihr Alter
zum Vorwand seiner Ausflüchte genommen.

Kap. III. Politiſch-kirchliche Verwickelungen.
Schon oͤfter hatte Franz I. dem Papſt Buͤndniß und Bluts-
verwandtſchaft angetragen. Clemens hatte es immer abge-
lehnt. In der Bedraͤngniß, in der er ſich jetzt ſah, ging
er darauf ein. Man verſichert uns ausdruͤcklich, der ei-
gentliche Grund, daß Clemens dem Koͤnige von Frankreich
wieder Gehoͤr ſchenkte, ſey die Forderung des Conciliums
geweſen 1).

Was dieſer Papſt rein-politiſcher Zwecke halber viel-
leicht nie wieder verſucht haͤtte, das Gleichgewicht der bei-
den großen Maͤchte herzuſtellen, und ihnen eine gleiche
Gunſt zu widmen, dazu entſchloß er ſich in Betracht der
kirchlichen Gefahren, denen er ausgeſetzt war.

Kurz hierauf hielt Clemens auch eine Zuſammenkunft
mit Franz I. Sie fand in Marſeille Statt, und die engſte
Verbindung ward geſchloſſen. Ganz, wie der Papſt fruͤher
in den florentiniſchen Gefahren ſeine Freundſchaft mit dem
Kaiſer dadurch befeſtigt hatte, daß er deſſen natuͤrliche
Tochter mit einem von ſeinen Neffen verheurathete, ſo be-
ſiegelte er jetzt, in den kirchlichen Bedraͤngniſſen, den Bund
den er mit Franz I. einging, durch eine Vermaͤhlung ſei-

1) Soriano Relatione 1535. II Papa andò a Bologna con-
tra sua voglia e quasi sforzato, come di buon logo ho inteso e
fu assai di ciò evidente segno, che S. Sà.̱ consumò di giorni
cento in tale viaggio, il quale potea far in sei di. Considerando
dunque Clemente questi tali casi suoi e per dire cosi la ser-
vitu nella quale egli si trovava per la materia del concilio la quale
Cesare non lasciava di stimolare cominciò a rendersi piu facile
al christianissimo. E quivi si trattò l’andata di Marsilia et in-
sieme la pratica del matrimonio, essendo gia la nipote nobile
et habile.
Fruͤher haͤtte der Papſt ihre Herkunft und ihr Alter
zum Vorwand ſeiner Ausfluͤchte genommen.
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[118/0144] Kap. III. Politiſch-kirchliche Verwickelungen. Schon oͤfter hatte Franz I. dem Papſt Buͤndniß und Bluts- verwandtſchaft angetragen. Clemens hatte es immer abge- lehnt. In der Bedraͤngniß, in der er ſich jetzt ſah, ging er darauf ein. Man verſichert uns ausdruͤcklich, der ei- gentliche Grund, daß Clemens dem Koͤnige von Frankreich wieder Gehoͤr ſchenkte, ſey die Forderung des Conciliums geweſen 1). Was dieſer Papſt rein-politiſcher Zwecke halber viel- leicht nie wieder verſucht haͤtte, das Gleichgewicht der bei- den großen Maͤchte herzuſtellen, und ihnen eine gleiche Gunſt zu widmen, dazu entſchloß er ſich in Betracht der kirchlichen Gefahren, denen er ausgeſetzt war. Kurz hierauf hielt Clemens auch eine Zuſammenkunft mit Franz I. Sie fand in Marſeille Statt, und die engſte Verbindung ward geſchloſſen. Ganz, wie der Papſt fruͤher in den florentiniſchen Gefahren ſeine Freundſchaft mit dem Kaiſer dadurch befeſtigt hatte, daß er deſſen natuͤrliche Tochter mit einem von ſeinen Neffen verheurathete, ſo be- ſiegelte er jetzt, in den kirchlichen Bedraͤngniſſen, den Bund den er mit Franz I. einging, durch eine Vermaͤhlung ſei- 1) Soriano Relatione 1535. II Papa andò a Bologna con- tra sua voglia e quasi sforzato, come di buon logo ho inteso e fu assai di ciò evidente segno, che S. Sà.̱ consumò di giorni cento in tale viaggio, il quale potea far in sei di. Considerando dunque Clemente questi tali casi suoi e per dire cosi la ser- vitu nella quale egli si trovava per la materia del concilio la quale Cesare non lasciava di stimolare cominciò a rendersi piu facile al christianissimo. E quivi si trattò l’andata di Marsilia et in- sieme la pratica del matrimonio, essendo gia la nipote nobile et habile. Fruͤher haͤtte der Papſt ihre Herkunft und ihr Alter zum Vorwand ſeiner Ausfluͤchte genommen.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/144>, abgerufen am 08.05.2024.