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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Kap. III. Politisch-kirchliche Verwickelungen.
fang. Die protestantische Partei bekam dadurch eine un-
gemeine Förderung: ihre legale Existenz gründete sich
darauf.

Wir dürfen sagen, daß diese Stimmung von Deutsch-
land auch für Italien entscheidend wurde. Es fehlte viel,
daß die Italiener sämmtlich für ihre große Unternehmung
begeistert, daß nur diejenigen, die an derselben Theil nah-
men, unter einander einig gewesen wären. Der Papst, so
geistreich, so italienisch gesinnt er auch seyn mochte, war
doch kein Mann, wie ihn das Schicksal fordert, um von
ihm gefesselt zu werden. Sein Scharfsinn schien ihm zu-
weilen zu schaden. Mehr als gut ist, schien er zu wissen
daß er der schwächere war; alle Möglichkeiten, die Gefah-
ren von allen Seiten stellten sich ihm dar und verwirrten
ihn. Es giebt eine praktische Erfindungsgabe, die in den
Geschäften das Einfache wahrnimmt, das Thunliche oder
Rathsame mit Sicherheit ergreift. Er besaß sie nicht 1).
In den wichtigsten Momenten sah man ihn zaudern,
schwanken, auf Geldersparniß denken. Da ihm nun auch
seine Verbündeten nicht Wort hielten, so war es zu den Erfol-
gen, die man gehofft, bei weitem nicht gekommen, und noch
immer hielten sich die Kaiserlichen in der Lombardei, --
als im Nov. 1526 Georg Frundsberg mit einem stattlichen
Heer von Landsknechten die Alpen überstieg, um diesen

1) Suriano Rel. di 1533 findet in ihm "core frigidissimo:
el quale fa, la Beatne. S. esser dotata di non vulgar timidita,
non diro pusillanimita. II che pero parmi avere trovato comu-
nemente in la natura fiorentina. Questa timidita causa che S.
Sa. e molto irresoluta."
-- --

Kap. III. Politiſch-kirchliche Verwickelungen.
fang. Die proteſtantiſche Partei bekam dadurch eine un-
gemeine Foͤrderung: ihre legale Exiſtenz gruͤndete ſich
darauf.

Wir duͤrfen ſagen, daß dieſe Stimmung von Deutſch-
land auch fuͤr Italien entſcheidend wurde. Es fehlte viel,
daß die Italiener ſaͤmmtlich fuͤr ihre große Unternehmung
begeiſtert, daß nur diejenigen, die an derſelben Theil nah-
men, unter einander einig geweſen waͤren. Der Papſt, ſo
geiſtreich, ſo italieniſch geſinnt er auch ſeyn mochte, war
doch kein Mann, wie ihn das Schickſal fordert, um von
ihm gefeſſelt zu werden. Sein Scharfſinn ſchien ihm zu-
weilen zu ſchaden. Mehr als gut iſt, ſchien er zu wiſſen
daß er der ſchwaͤchere war; alle Moͤglichkeiten, die Gefah-
ren von allen Seiten ſtellten ſich ihm dar und verwirrten
ihn. Es giebt eine praktiſche Erfindungsgabe, die in den
Geſchaͤften das Einfache wahrnimmt, das Thunliche oder
Rathſame mit Sicherheit ergreift. Er beſaß ſie nicht 1).
In den wichtigſten Momenten ſah man ihn zaudern,
ſchwanken, auf Gelderſparniß denken. Da ihm nun auch
ſeine Verbuͤndeten nicht Wort hielten, ſo war es zu den Erfol-
gen, die man gehofft, bei weitem nicht gekommen, und noch
immer hielten ſich die Kaiſerlichen in der Lombardei, —
als im Nov. 1526 Georg Frundsberg mit einem ſtattlichen
Heer von Landsknechten die Alpen uͤberſtieg, um dieſen

1) Suriano Rel. di 1533 findet in ihm „core frigidissimo:
el quale fa, la Beatṉe̱. S. esser dotata di non vulgar timidita,
non diro pusillanimità. II che pero parmi avere trovato comu-
nemente in la natura fiorentina. Questa timidità causa che S.
Sà. è molto irresoluta.“
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[106/0132] Kap. III. Politiſch-kirchliche Verwickelungen. fang. Die proteſtantiſche Partei bekam dadurch eine un- gemeine Foͤrderung: ihre legale Exiſtenz gruͤndete ſich darauf. Wir duͤrfen ſagen, daß dieſe Stimmung von Deutſch- land auch fuͤr Italien entſcheidend wurde. Es fehlte viel, daß die Italiener ſaͤmmtlich fuͤr ihre große Unternehmung begeiſtert, daß nur diejenigen, die an derſelben Theil nah- men, unter einander einig geweſen waͤren. Der Papſt, ſo geiſtreich, ſo italieniſch geſinnt er auch ſeyn mochte, war doch kein Mann, wie ihn das Schickſal fordert, um von ihm gefeſſelt zu werden. Sein Scharfſinn ſchien ihm zu- weilen zu ſchaden. Mehr als gut iſt, ſchien er zu wiſſen daß er der ſchwaͤchere war; alle Moͤglichkeiten, die Gefah- ren von allen Seiten ſtellten ſich ihm dar und verwirrten ihn. Es giebt eine praktiſche Erfindungsgabe, die in den Geſchaͤften das Einfache wahrnimmt, das Thunliche oder Rathſame mit Sicherheit ergreift. Er beſaß ſie nicht 1). In den wichtigſten Momenten ſah man ihn zaudern, ſchwanken, auf Gelderſparniß denken. Da ihm nun auch ſeine Verbuͤndeten nicht Wort hielten, ſo war es zu den Erfol- gen, die man gehofft, bei weitem nicht gekommen, und noch immer hielten ſich die Kaiſerlichen in der Lombardei, — als im Nov. 1526 Georg Frundsberg mit einem ſtattlichen Heer von Landsknechten die Alpen uͤberſtieg, um dieſen 1) Suriano Rel. di 1533 findet in ihm „core frigidissimo: el quale fa, la Beatṉe̱. S. esser dotata di non vulgar timidita, non diro pusillanimità. II che pero parmi avere trovato comu- nemente in la natura fiorentina. Questa timidità causa che S. Sà. è molto irresoluta.“ — —

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/132>, abgerufen am 05.12.2024.