Wenigstens ist es nicht allein der Persönlichkeit Adrians zuzuschreiben, wenn seine Zeiten unfruchtbar an Erfolgen blieben. Das Papstthum war von großen weltbeherrschen- den Nothwendigkeiten umgeben, die auch einem, in den Geschäften desselben gewandteren, der Personen und der Mit- tel kundigeren Manne unendlich viel zu schaffen machen konnten.
Unter allen Cardinälen gab es Keinen, der für die Verwaltung des Papstthums geeigneter, dieser Last mehr gewachsen zu seyn geschienen hätte, als Julius Medici. Unter Leo hatte er schon den größten Theil der Geschäfte, das ganze Detail in Händen gehabt. Selbst unter Adrian hatte er einen gewissen Einfluß behauptet 1). Dießmal ließ er sich die höchste Würde nicht wieder entgehen. Er nannte sich Clemens VII.
Mit vieler Sorgfalt vermied der neue Papst die Ue- belstände, die unter seinen beiden Vorgängern hervorgetre- ten waren: die Unzuverlässigkeiten, Vergeudungen und an- stößigen Gewohnheiten Leo's, so wie den Widerstreit in den sich Adrian mit den Richtungen seines Hofes einge- lassen hatte; es ging alles vernünftig her; wenigstens an ihm selber nahm man nichts als Unbescholtenheit und Mä- ßigung wahr 2); die pontificalen Ceremonien wurden sorg- fältig vollzogen, die Audienzen unermüdlich von früh bis
1)Relatione di Marco Foscari 1526 sagt von ihm in Bezug auf jene Zeiten: Stava con grandissima reputation e governava il papato et havia piu zente a la sua audientia cha il papa.
2)Vettori sagt, seit 100 Jahren sey kein so guter Mensch Papst
Kap. III.Politiſch-kirchliche Verwickelungen.
Wenigſtens iſt es nicht allein der Perſoͤnlichkeit Adrians zuzuſchreiben, wenn ſeine Zeiten unfruchtbar an Erfolgen blieben. Das Papſtthum war von großen weltbeherrſchen- den Nothwendigkeiten umgeben, die auch einem, in den Geſchaͤften deſſelben gewandteren, der Perſonen und der Mit- tel kundigeren Manne unendlich viel zu ſchaffen machen konnten.
Unter allen Cardinaͤlen gab es Keinen, der fuͤr die Verwaltung des Papſtthums geeigneter, dieſer Laſt mehr gewachſen zu ſeyn geſchienen haͤtte, als Julius Medici. Unter Leo hatte er ſchon den groͤßten Theil der Geſchaͤfte, das ganze Detail in Haͤnden gehabt. Selbſt unter Adrian hatte er einen gewiſſen Einfluß behauptet 1). Dießmal ließ er ſich die hoͤchſte Wuͤrde nicht wieder entgehen. Er nannte ſich Clemens VII.
Mit vieler Sorgfalt vermied der neue Papſt die Ue- belſtaͤnde, die unter ſeinen beiden Vorgaͤngern hervorgetre- ten waren: die Unzuverlaͤſſigkeiten, Vergeudungen und an- ſtoͤßigen Gewohnheiten Leo’s, ſo wie den Widerſtreit in den ſich Adrian mit den Richtungen ſeines Hofes einge- laſſen hatte; es ging alles vernuͤnftig her; wenigſtens an ihm ſelber nahm man nichts als Unbeſcholtenheit und Maͤ- ßigung wahr 2); die pontificalen Ceremonien wurden ſorg- faͤltig vollzogen, die Audienzen unermuͤdlich von fruͤh bis
1)Relatione di Marco Foscari 1526 ſagt von ihm in Bezug auf jene Zeiten: Stava con grandissima reputation e governava il papato et havia piu zente a la sua audientia cha il papa.
2)Vettori ſagt, ſeit 100 Jahren ſey kein ſo guter Menſch Papſt
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Kap. III. Politiſch-kirchliche Verwickelungen.
Wenigſtens iſt es nicht allein der Perſoͤnlichkeit Adrians
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blieben. Das Papſtthum war von großen weltbeherrſchen-
den Nothwendigkeiten umgeben, die auch einem, in den
Geſchaͤften deſſelben gewandteren, der Perſonen und der Mit-
tel kundigeren Manne unendlich viel zu ſchaffen machen
konnten.
Unter allen Cardinaͤlen gab es Keinen, der fuͤr die
Verwaltung des Papſtthums geeigneter, dieſer Laſt mehr
gewachſen zu ſeyn geſchienen haͤtte, als Julius Medici.
Unter Leo hatte er ſchon den groͤßten Theil der Geſchaͤfte,
das ganze Detail in Haͤnden gehabt. Selbſt unter Adrian
hatte er einen gewiſſen Einfluß behauptet 1). Dießmal
ließ er ſich die hoͤchſte Wuͤrde nicht wieder entgehen. Er
nannte ſich Clemens VII.
Mit vieler Sorgfalt vermied der neue Papſt die Ue-
belſtaͤnde, die unter ſeinen beiden Vorgaͤngern hervorgetre-
ten waren: die Unzuverlaͤſſigkeiten, Vergeudungen und an-
ſtoͤßigen Gewohnheiten Leo’s, ſo wie den Widerſtreit in
den ſich Adrian mit den Richtungen ſeines Hofes einge-
laſſen hatte; es ging alles vernuͤnftig her; wenigſtens an
ihm ſelber nahm man nichts als Unbeſcholtenheit und Maͤ-
ßigung wahr 2); die pontificalen Ceremonien wurden ſorg-
faͤltig vollzogen, die Audienzen unermuͤdlich von fruͤh bis
1) Relatione di Marco Foscari 1526 ſagt von ihm in Bezug
auf jene Zeiten: Stava con grandissima reputation e governava
il papato et havia piu zente a la sua audientia cha il papa.
2) Vettori ſagt, ſeit 100 Jahren ſey kein ſo guter Menſch Papſt
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/124>, abgerufen am 05.12.2024.
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