Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

und wird förmlich von ihr zum Ritter angenommen.

In dem Romane Bliomberis ist die Intrigue noch um einen Grad mehr veredelt. Der Ritter steht in einem geheimen und verbotenen Verständnisse mit der unverheiratheten Tochter des Königs Pharamund. Diese verspricht demjenigen ihre Hand zu geben, der sich binnen zwey Jahren am mehrsten auszeichnen würde. Natürlich muß dieß Bliomberis seyn, und die Gefallenen richten sich dadurch wieder auf, daß die Dame demjenigen öffentlich angehören darf, der schon lange vorher das Recht gehabt hatte, ihr im Geheimen anzugehören.

Zehntes Kapitel.

Spuren einer edleren Denkungsart über die Liebe in der wirklichen Geschichte im zwölften und dreyzehnten Jahrhunderte.

Gehen wir auf die wirkliche Geschichte zurück, so finden wir im dreyzehnten und vierzehnten Jahrhunderte nur sehr schwache Spuren einer edleren Denkungsart über die Liebe, wie sie in den Werken der Troubadours erscheint.

Der Glaube an unschuldige Verbindungen zwischen Personen von verschiedenem Geschlechte außer der Ehe kann gewiß nicht ausgebreitet gewesen seyn, da wir so viele Satyren, so viel lustige Erzählungen aus diesen Jahrhunderten besitzen, die betrogene Ehemänner und Eltern zum Gegenstande haben. Gewiß ist auch die Idee, daß eine ungesetzliche Verbindung Nachsicht verdiene,

und wird förmlich von ihr zum Ritter angenommen.

In dem Romane Bliomberis ist die Intrigue noch um einen Grad mehr veredelt. Der Ritter steht in einem geheimen und verbotenen Verständnisse mit der unverheiratheten Tochter des Königs Pharamund. Diese verspricht demjenigen ihre Hand zu geben, der sich binnen zwey Jahren am mehrsten auszeichnen würde. Natürlich muß dieß Bliomberis seyn, und die Gefallenen richten sich dadurch wieder auf, daß die Dame demjenigen öffentlich angehören darf, der schon lange vorher das Recht gehabt hatte, ihr im Geheimen anzugehören.

Zehntes Kapitel.

Spuren einer edleren Denkungsart über die Liebe in der wirklichen Geschichte im zwölften und dreyzehnten Jahrhunderte.

Gehen wir auf die wirkliche Geschichte zurück, so finden wir im dreyzehnten und vierzehnten Jahrhunderte nur sehr schwache Spuren einer edleren Denkungsart über die Liebe, wie sie in den Werken der Troubadours erscheint.

Der Glaube an unschuldige Verbindungen zwischen Personen von verschiedenem Geschlechte außer der Ehe kann gewiß nicht ausgebreitet gewesen seyn, da wir so viele Satyren, so viel lustige Erzählungen aus diesen Jahrhunderten besitzen, die betrogene Ehemänner und Eltern zum Gegenstande haben. Gewiß ist auch die Idee, daß eine ungesetzliche Verbindung Nachsicht verdiene,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0142" n="142"/>
und wird förmlich von ihr zum Ritter angenommen.</p>
          <p>In dem Romane Bliomberis ist die Intrigue noch um einen Grad mehr veredelt. Der Ritter steht in einem geheimen und verbotenen Verständnisse mit der unverheiratheten Tochter des Königs Pharamund. Diese verspricht demjenigen ihre Hand zu geben, der sich binnen zwey Jahren am mehrsten auszeichnen würde. Natürlich muß dieß Bliomberis seyn, und die Gefallenen richten sich dadurch wieder auf, daß die Dame demjenigen öffentlich angehören darf, der schon lange vorher das Recht gehabt hatte, ihr im Geheimen anzugehören.</p>
          <div n="2">
            <head>Zehntes Kapitel.<lb/></head>
            <argument>
              <p>Spuren einer edleren Denkungsart über die Liebe in der wirklichen Geschichte im zwölften und dreyzehnten Jahrhunderte.<lb/></p>
            </argument>
            <p>Gehen wir auf die wirkliche Geschichte zurück, so finden wir im dreyzehnten und vierzehnten Jahrhunderte nur sehr schwache Spuren einer edleren Denkungsart über die Liebe, wie sie in den Werken der Troubadours erscheint.</p>
            <p>Der Glaube an unschuldige Verbindungen zwischen Personen von verschiedenem Geschlechte außer der Ehe kann gewiß nicht ausgebreitet gewesen seyn, da wir so viele Satyren, so viel lustige Erzählungen aus diesen Jahrhunderten besitzen, die betrogene Ehemänner und Eltern zum Gegenstande haben. Gewiß ist auch die Idee, daß eine ungesetzliche Verbindung Nachsicht verdiene,
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[142/0142] und wird förmlich von ihr zum Ritter angenommen. In dem Romane Bliomberis ist die Intrigue noch um einen Grad mehr veredelt. Der Ritter steht in einem geheimen und verbotenen Verständnisse mit der unverheiratheten Tochter des Königs Pharamund. Diese verspricht demjenigen ihre Hand zu geben, der sich binnen zwey Jahren am mehrsten auszeichnen würde. Natürlich muß dieß Bliomberis seyn, und die Gefallenen richten sich dadurch wieder auf, daß die Dame demjenigen öffentlich angehören darf, der schon lange vorher das Recht gehabt hatte, ihr im Geheimen anzugehören. Zehntes Kapitel. Spuren einer edleren Denkungsart über die Liebe in der wirklichen Geschichte im zwölften und dreyzehnten Jahrhunderte. Gehen wir auf die wirkliche Geschichte zurück, so finden wir im dreyzehnten und vierzehnten Jahrhunderte nur sehr schwache Spuren einer edleren Denkungsart über die Liebe, wie sie in den Werken der Troubadours erscheint. Der Glaube an unschuldige Verbindungen zwischen Personen von verschiedenem Geschlechte außer der Ehe kann gewiß nicht ausgebreitet gewesen seyn, da wir so viele Satyren, so viel lustige Erzählungen aus diesen Jahrhunderten besitzen, die betrogene Ehemänner und Eltern zum Gegenstande haben. Gewiß ist auch die Idee, daß eine ungesetzliche Verbindung Nachsicht verdiene,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-20T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-20T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-20T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als moderner Umlaut (ä, ö, ü) transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus0302_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus0302_1798/142
Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus0302_1798/142>, abgerufen am 23.11.2024.