Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Erster Theil: Naturkunde der Liebe. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

derjenigen Reitzung, welche wir durch die Fähigkeit, andere Gegenstände unmittelbar zu berühren und uns ihnen zu assimilieren, mittelst der Tastungsorgane und des Versetzungsvermögens erhalten. Was steht ihr zunächst entgegen? Unstreitig die Antipathie. Diese ist ihre unmittelbare Gegenfüßlerin.

Antipathie ist der Inbegriff derjenigen Triebe, die uns unmittelbar von der Berührung anderer Gegenstände und von der Assimilation mit ihnen abneigen. Sie ist keinesweges einerley mit der abneigenden Wirksamkeit des Beschauungs- und des Zueignungsvermögens. Die Antipathie setzt zum Voraus, daß die Kräfte, mit denen wir andere Körper betasten, und uns in ihren Zustand hineinversetzen, in eine abstoßende Wirksamkeit kommen, und daß wir alle Mittel anwenden, uns der Sympathie mit jenen Körpern und Wesen zu erwehren, die sich den Tastungsorganen und dem Versetzungsvermögen auf eine widrige Art aufdringen.

Körper, vor deren Berührung wir zurückschaudern, wenn sie uns gleich nicht schaden können; colorierte Wachsfiguren, die den Schein des Lebens zeigen, erwecken Antipathie. Antipathie empfinden wir gegen Affen, die mit dem Menschen in ihren Neigungen und Gewohnheiten Aehnlichkeit genug haben, um uns zur Assimilation mit ihrem Wesen und Zustande aufzufordern. Aber es geschieht auf eine so widrige Art, daß wir der sympathetischen Empfindung gegen sie aus allen Kräften entgegenarbeiten,

Antipathie empfinden wir gegen Menschen, die Affen darin ähnlich sind, daß wir mit ihnen nichts gemein haben mögen. Wir empfinden sie auch gegen solche, die, wenn wir ihrer müde geworden sind, uns dennoch

derjenigen Reitzung, welche wir durch die Fähigkeit, andere Gegenstände unmittelbar zu berühren und uns ihnen zu assimilieren, mittelst der Tastungsorgane und des Versetzungsvermögens erhalten. Was steht ihr zunächst entgegen? Unstreitig die Antipathie. Diese ist ihre unmittelbare Gegenfüßlerin.

Antipathie ist der Inbegriff derjenigen Triebe, die uns unmittelbar von der Berührung anderer Gegenstände und von der Assimilation mit ihnen abneigen. Sie ist keinesweges einerley mit der abneigenden Wirksamkeit des Beschauungs- und des Zueignungsvermögens. Die Antipathie setzt zum Voraus, daß die Kräfte, mit denen wir andere Körper betasten, und uns in ihren Zustand hineinversetzen, in eine abstoßende Wirksamkeit kommen, und daß wir alle Mittel anwenden, uns der Sympathie mit jenen Körpern und Wesen zu erwehren, die sich den Tastungsorganen und dem Versetzungsvermögen auf eine widrige Art aufdringen.

Körper, vor deren Berührung wir zurückschaudern, wenn sie uns gleich nicht schaden können; colorierte Wachsfiguren, die den Schein des Lebens zeigen, erwecken Antipathie. Antipathie empfinden wir gegen Affen, die mit dem Menschen in ihren Neigungen und Gewohnheiten Aehnlichkeit genug haben, um uns zur Assimilation mit ihrem Wesen und Zustande aufzufordern. Aber es geschieht auf eine so widrige Art, daß wir der sympathetischen Empfindung gegen sie aus allen Kräften entgegenarbeiten,

Antipathie empfinden wir gegen Menschen, die Affen darin ähnlich sind, daß wir mit ihnen nichts gemein haben mögen. Wir empfinden sie auch gegen solche, die, wenn wir ihrer müde geworden sind, uns dennoch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0282" n="282"/>
derjenigen Reitzung, welche wir durch die Fähigkeit, andere Gegenstände unmittelbar zu berühren und uns ihnen zu assimilieren, mittelst der Tastungsorgane und des Versetzungsvermögens erhalten. Was steht ihr zunächst entgegen? Unstreitig die <hi rendition="#g">Antipathie</hi>. Diese ist ihre unmittelbare Gegenfüßlerin.</p>
          <p>Antipathie ist der Inbegriff derjenigen Triebe, die uns unmittelbar von der Berührung anderer Gegenstände und von der Assimilation mit ihnen abneigen. Sie ist keinesweges einerley mit der abneigenden Wirksamkeit des Beschauungs- und des Zueignungsvermögens. Die Antipathie setzt zum Voraus, daß die Kräfte, mit denen wir andere Körper betasten, und uns in ihren Zustand hineinversetzen, in eine abstoßende Wirksamkeit kommen, und daß wir alle Mittel anwenden, uns der Sympathie mit jenen Körpern und Wesen zu erwehren, die sich den Tastungsorganen und dem Versetzungsvermögen auf eine widrige Art aufdringen.</p>
          <p>Körper, vor deren Berührung wir zurückschaudern, wenn sie uns gleich nicht schaden können; colorierte Wachsfiguren, die den Schein des Lebens zeigen, erwecken Antipathie. Antipathie empfinden wir gegen Affen, die mit dem Menschen in ihren Neigungen und Gewohnheiten Aehnlichkeit genug haben, um uns zur Assimilation mit ihrem Wesen und Zustande aufzufordern. Aber es geschieht auf eine so widrige Art, daß wir der sympathetischen Empfindung gegen sie aus allen Kräften entgegenarbeiten,</p>
          <p>Antipathie empfinden wir gegen Menschen, die Affen darin ähnlich sind, daß wir mit ihnen nichts gemein haben mögen. Wir empfinden sie auch gegen solche, die, wenn wir ihrer müde geworden sind, uns dennoch
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[282/0282] derjenigen Reitzung, welche wir durch die Fähigkeit, andere Gegenstände unmittelbar zu berühren und uns ihnen zu assimilieren, mittelst der Tastungsorgane und des Versetzungsvermögens erhalten. Was steht ihr zunächst entgegen? Unstreitig die Antipathie. Diese ist ihre unmittelbare Gegenfüßlerin. Antipathie ist der Inbegriff derjenigen Triebe, die uns unmittelbar von der Berührung anderer Gegenstände und von der Assimilation mit ihnen abneigen. Sie ist keinesweges einerley mit der abneigenden Wirksamkeit des Beschauungs- und des Zueignungsvermögens. Die Antipathie setzt zum Voraus, daß die Kräfte, mit denen wir andere Körper betasten, und uns in ihren Zustand hineinversetzen, in eine abstoßende Wirksamkeit kommen, und daß wir alle Mittel anwenden, uns der Sympathie mit jenen Körpern und Wesen zu erwehren, die sich den Tastungsorganen und dem Versetzungsvermögen auf eine widrige Art aufdringen. Körper, vor deren Berührung wir zurückschaudern, wenn sie uns gleich nicht schaden können; colorierte Wachsfiguren, die den Schein des Lebens zeigen, erwecken Antipathie. Antipathie empfinden wir gegen Affen, die mit dem Menschen in ihren Neigungen und Gewohnheiten Aehnlichkeit genug haben, um uns zur Assimilation mit ihrem Wesen und Zustande aufzufordern. Aber es geschieht auf eine so widrige Art, daß wir der sympathetischen Empfindung gegen sie aus allen Kräften entgegenarbeiten, Antipathie empfinden wir gegen Menschen, die Affen darin ähnlich sind, daß wir mit ihnen nichts gemein haben mögen. Wir empfinden sie auch gegen solche, die, wenn wir ihrer müde geworden sind, uns dennoch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-20T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-20T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-20T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als moderner Umlaut (ä, ö, ü) transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus01_1798/282
Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Erster Theil: Naturkunde der Liebe. Leipzig, 1798, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus01_1798/282>, abgerufen am 22.11.2024.