"zeugten oft Ideen zu den vortrefflichst angeordneten "Landschaften."
Wäre dieser Satz, wären diese ihm unterge- legten Gründe wahr, so wäre alle die Zeit verloh- ren, welche die größten Künstler auf die langweilige mechanische Ausführung ihrer Meisterstücke gewandt haben: So wäre ein Tintoretto, ein Tempesta, ein la Fage, ein Füßli, weit über Raphael, Correggio und Tizian zu setzen: So würden wir endlich zu den Punkten des Leonardo zurückkommen, welche die re- producirende Fähigkeit der Seele noch mehr als die Skizze in Bewegung und Thätigkeit versetzen. Zum Glück ist weder Satz, noch Grund, noch erläuternde Analogie wahr, und bündig.
Der Mann von Genie, der zu gleicher Zeit Kenner ist, wird nie die Skizzen zu Raphaels Ge- mählde von der Transfiguration, oder zu Correggio's heiligen Magdalena mit dem Hieronymus, oder zu Tizians Peter dem Märtyrer, den ausgeführten Gemählden selbst vorziehen.
Er wird die Geschicklichkeit des Künstlers eine schöne Skizze zu entwerfen, schätzen, sie wird ihm das Vergnügen machen, welches jede Wahrnehmung der Vollkommenheit des Künstlers, seines Geistes in seinem Werke, hervorbringt. Aber dies Vergnü- gen wird er genau von demjenigen zu unterscheiden wissen, welches die Vollkommenheit des Werkes selbst erweckt, und wenn er vollkommene Skizze ge- gen vollkommenes Gemählde hält, so wird das letzte gewiß das Uebergewicht bei ihm erhalten.
Die
Pallaſt Giuſtiniani.
„zeugten oft Ideen zu den vortrefflichſt angeordneten „Landſchaften.“
Waͤre dieſer Satz, waͤren dieſe ihm unterge- legten Gruͤnde wahr, ſo waͤre alle die Zeit verloh- ren, welche die groͤßten Kuͤnſtler auf die langweilige mechaniſche Ausfuͤhrung ihrer Meiſterſtuͤcke gewandt haben: So waͤre ein Tintoretto, ein Tempeſta, ein la Fage, ein Fuͤßli, weit uͤber Raphael, Correggio und Tizian zu ſetzen: So wuͤrden wir endlich zu den Punkten des Leonardo zuruͤckkommen, welche die re- producirende Faͤhigkeit der Seele noch mehr als die Skizze in Bewegung und Thaͤtigkeit verſetzen. Zum Gluͤck iſt weder Satz, noch Grund, noch erlaͤuternde Analogie wahr, und buͤndig.
Der Mann von Genie, der zu gleicher Zeit Kenner iſt, wird nie die Skizzen zu Raphaels Ge- maͤhlde von der Transfiguration, oder zu Correggio’s heiligen Magdalena mit dem Hieronymus, oder zu Tizians Peter dem Maͤrtyrer, den ausgefuͤhrten Gemaͤhlden ſelbſt vorziehen.
Er wird die Geſchicklichkeit des Kuͤnſtlers eine ſchoͤne Skizze zu entwerfen, ſchaͤtzen, ſie wird ihm das Vergnuͤgen machen, welches jede Wahrnehmung der Vollkommenheit des Kuͤnſtlers, ſeines Geiſtes in ſeinem Werke, hervorbringt. Aber dies Vergnuͤ- gen wird er genau von demjenigen zu unterſcheiden wiſſen, welches die Vollkommenheit des Werkes ſelbſt erweckt, und wenn er vollkommene Skizze ge- gen vollkommenes Gemaͤhlde haͤlt, ſo wird das letzte gewiß das Uebergewicht bei ihm erhalten.
Die
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Pallaſt Giuſtiniani.
„zeugten oft Ideen zu den vortrefflichſt angeordneten
„Landſchaften.“
Waͤre dieſer Satz, waͤren dieſe ihm unterge-
legten Gruͤnde wahr, ſo waͤre alle die Zeit verloh-
ren, welche die groͤßten Kuͤnſtler auf die langweilige
mechaniſche Ausfuͤhrung ihrer Meiſterſtuͤcke gewandt
haben: So waͤre ein Tintoretto, ein Tempeſta, ein
la Fage, ein Fuͤßli, weit uͤber Raphael, Correggio
und Tizian zu ſetzen: So wuͤrden wir endlich zu den
Punkten des Leonardo zuruͤckkommen, welche die re-
producirende Faͤhigkeit der Seele noch mehr als die
Skizze in Bewegung und Thaͤtigkeit verſetzen. Zum
Gluͤck iſt weder Satz, noch Grund, noch erlaͤuternde
Analogie wahr, und buͤndig.
Der Mann von Genie, der zu gleicher Zeit
Kenner iſt, wird nie die Skizzen zu Raphaels Ge-
maͤhlde von der Transfiguration, oder zu Correggio’s
heiligen Magdalena mit dem Hieronymus, oder zu
Tizians Peter dem Maͤrtyrer, den ausgefuͤhrten
Gemaͤhlden ſelbſt vorziehen.
Er wird die Geſchicklichkeit des Kuͤnſtlers eine
ſchoͤne Skizze zu entwerfen, ſchaͤtzen, ſie wird ihm
das Vergnuͤgen machen, welches jede Wahrnehmung
der Vollkommenheit des Kuͤnſtlers, ſeines Geiſtes in
ſeinem Werke, hervorbringt. Aber dies Vergnuͤ-
gen wird er genau von demjenigen zu unterſcheiden
wiſſen, welches die Vollkommenheit des Werkes
ſelbſt erweckt, und wenn er vollkommene Skizze ge-
gen vollkommenes Gemaͤhlde haͤlt, ſo wird das letzte
gewiß das Uebergewicht bei ihm erhalten.
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/54>, abgerufen am 25.11.2024.
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