sich mehr oder minder mit einander vermählen. Der vielfarbige Regenbogen giebt das Beispiel wohl- harmonirender Grundfarben. Hingegen die Beklei- dung eines Menschen mit einem hochrothen Mantel über einem hochgelben Unterkleide das Beispiel einer schreienden Vereinigung heterogener Farben. Diese innere Uebereinstimmung der wesentlichen Farben mehrerer Objekte nennen viele Kunstbücher, unter andern Mengs, auszeichnungsweise, Harmonie der Farben.
Inzwischen beruht auf dieser doppelten Uebereinstimmung des Tons, (oder des An- strichs, den eine Art des zuströmenden Lich- tes den verschiedenen wesentlichen Farben meh- rerer Gegenstände auf einem Bilde giebt,) und auf jener eigentlichen Harmonie der Farben, (die aus der Zusammenstellung mehrerer, ihrer inneren Beschaffenheit nach sanft in einander übergehenden Farben entspringt,) das Geheim- niß der Einheit in der Abwechselung, oder der Harmonie der Farben, in einem ausge- breiteterm Sinne.
Das Mittel, dessen sich der Künstler bedient, um seinen vielfärbigen Gegenständen den einstimmigen Ton des färbenden Lichts zu geben, besteht darin: er macht sich eine Mischung, welche der Farbe des besondern Abglanzes einer gewissen Lichtart nahe kömmt, und sucht damit in jede Farbe zu spielen, die er in seinem Gemählde anbringt. Aber hierbei ist mehr als eine Behutsamkeit anzuwenden. Der Mahler muß so treu im Einzelnen und so angenehm
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uͤber die einzelnen Kirchen.
ſich mehr oder minder mit einander vermaͤhlen. Der vielfarbige Regenbogen giebt das Beiſpiel wohl- harmonirender Grundfarben. Hingegen die Beklei- dung eines Menſchen mit einem hochrothen Mantel uͤber einem hochgelben Unterkleide das Beiſpiel einer ſchreienden Vereinigung heterogener Farben. Dieſe innere Uebereinſtimmung der weſentlichen Farben mehrerer Objekte nennen viele Kunſtbuͤcher, unter andern Mengs, auszeichnungsweiſe, Harmonie der Farben.
Inzwiſchen beruht auf dieſer doppelten Uebereinſtimmung des Tons, (oder des An- ſtrichs, den eine Art des zuſtroͤmenden Lich- tes den verſchiedenen weſentlichen Farben meh- rerer Gegenſtaͤnde auf einem Bilde giebt,) und auf jener eigentlichen Harmonie der Farben, (die aus der Zuſammenſtellung mehrerer, ihrer inneren Beſchaffenheit nach ſanft in einander uͤbergehenden Farben entſpringt,) das Geheim- niß der Einheit in der Abwechſelung, oder der Harmonie der Farben, in einem ausge- breiteterm Sinne.
Das Mittel, deſſen ſich der Kuͤnſtler bedient, um ſeinen vielfaͤrbigen Gegenſtaͤnden den einſtimmigen Ton des faͤrbenden Lichts zu geben, beſteht darin: er macht ſich eine Miſchung, welche der Farbe des beſondern Abglanzes einer gewiſſen Lichtart nahe koͤmmt, und ſucht damit in jede Farbe zu ſpielen, die er in ſeinem Gemaͤhlde anbringt. Aber hierbei iſt mehr als eine Behutſamkeit anzuwenden. Der Mahler muß ſo treu im Einzelnen und ſo angenehm
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uͤber die einzelnen Kirchen.
ſich mehr oder minder mit einander vermaͤhlen.
Der vielfarbige Regenbogen giebt das Beiſpiel wohl-
harmonirender Grundfarben. Hingegen die Beklei-
dung eines Menſchen mit einem hochrothen Mantel
uͤber einem hochgelben Unterkleide das Beiſpiel einer
ſchreienden Vereinigung heterogener Farben. Dieſe
innere Uebereinſtimmung der weſentlichen Farben
mehrerer Objekte nennen viele Kunſtbuͤcher, unter
andern Mengs, auszeichnungsweiſe, Harmonie der
Farben.
Inzwiſchen beruht auf dieſer doppelten
Uebereinſtimmung des Tons, (oder des An-
ſtrichs, den eine Art des zuſtroͤmenden Lich-
tes den verſchiedenen weſentlichen Farben meh-
rerer Gegenſtaͤnde auf einem Bilde giebt,) und
auf jener eigentlichen Harmonie der Farben,
(die aus der Zuſammenſtellung mehrerer, ihrer
inneren Beſchaffenheit nach ſanft in einander
uͤbergehenden Farben entſpringt,) das Geheim-
niß der Einheit in der Abwechſelung, oder
der Harmonie der Farben, in einem ausge-
breiteterm Sinne.
Das Mittel, deſſen ſich der Kuͤnſtler bedient,
um ſeinen vielfaͤrbigen Gegenſtaͤnden den einſtimmigen
Ton des faͤrbenden Lichts zu geben, beſteht darin:
er macht ſich eine Miſchung, welche der Farbe des
beſondern Abglanzes einer gewiſſen Lichtart nahe
koͤmmt, und ſucht damit in jede Farbe zu ſpielen, die
er in ſeinem Gemaͤhlde anbringt. Aber hierbei iſt
mehr als eine Behutſamkeit anzuwenden. Der
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/369>, abgerufen am 16.07.2024.
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