schen sehr mahlerische Massen heller und dunkler Partien.
Das Colorit ist nicht wahr, aber es hat den Vorzug, welcher diesem Meister vorzüglich eigen zu seyn scheinet: Die Farben der ganzen Tafel machen ein für sich bestehendes harmonisches Ganze aus. Der Ton ist, von der obersten Spitze des Gemähldes an bis unten hinaus, einer und derselbe. Es ist eine schön gefärbte Tafel, eine liebliche Farbenleiter, ein angenehm in einander fließender Regenbogen. 58)
In Rücksicht auf Haltung hat aber das Ge- mählde nicht dieselben Verdienste. Der Mahler hat nämlich gewagt, das Bild durch den Blitz zu er- leuchten, durch den er den fliegenden Zauberer her- abschleudern läßt. Dieser kühne Gedanke bringt zwar einige pikante Schlagschatten hervor, zerstreuet aber zu gleicher Zeit das Licht, und erhellet den Hin- tergrund zu sehr. Denn nun tritt der Prätor, der dort sitzt, so nahe an die Personen der vordersten Gruppe, daß man nicht absieht, wohin der Zaube- rer fallen soll, ohne alles Lebende unter sich zu zer- schmettern.
Der Kaiser Constanz, der bei der Cele- bration der Messe durch den heil. Basilius in Ohnmacht fällt, von Subleyras. Das Bild
ist
58) Wenn man weiß, auf welche Art Battoni seine Gemählde verfertigt hat, wird dieses Verdienst der Farbenharmonie noch größer. Er bedeckte seine großen Gemählde mit einem Tuche, und mahlte nun von oben bis unten hinunter, so wie er eine Stelle aufdeckte, das Gemählde auf den ersten Strich fertig.
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uͤber die einzelnen Kirchen.
ſchen ſehr mahleriſche Maſſen heller und dunkler Partien.
Das Colorit iſt nicht wahr, aber es hat den Vorzug, welcher dieſem Meiſter vorzuͤglich eigen zu ſeyn ſcheinet: Die Farben der ganzen Tafel machen ein fuͤr ſich beſtehendes harmoniſches Ganze aus. Der Ton iſt, von der oberſten Spitze des Gemaͤhldes an bis unten hinaus, einer und derſelbe. Es iſt eine ſchoͤn gefaͤrbte Tafel, eine liebliche Farbenleiter, ein angenehm in einander fließender Regenbogen. 58)
In Ruͤckſicht auf Haltung hat aber das Ge- maͤhlde nicht dieſelben Verdienſte. Der Mahler hat naͤmlich gewagt, das Bild durch den Blitz zu er- leuchten, durch den er den fliegenden Zauberer her- abſchleudern laͤßt. Dieſer kuͤhne Gedanke bringt zwar einige pikante Schlagſchatten hervor, zerſtreuet aber zu gleicher Zeit das Licht, und erhellet den Hin- tergrund zu ſehr. Denn nun tritt der Praͤtor, der dort ſitzt, ſo nahe an die Perſonen der vorderſten Gruppe, daß man nicht abſieht, wohin der Zaube- rer fallen ſoll, ohne alles Lebende unter ſich zu zer- ſchmettern.
Der Kaiſer Conſtanz, der bei der Cele- bration der Meſſe durch den heil. Baſilius in Ohnmacht faͤllt, von Subleyras. Das Bild
iſt
58) Wenn man weiß, auf welche Art Battoni ſeine Gemaͤhlde verfertigt hat, wird dieſes Verdienſt der Farbenharmonie noch groͤßer. Er bedeckte ſeine großen Gemaͤhlde mit einem Tuche, und mahlte nun von oben bis unten hinunter, ſo wie er eine Stelle aufdeckte, das Gemaͤhlde auf den erſten Strich fertig.
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uͤber die einzelnen Kirchen.
ſchen ſehr mahleriſche Maſſen heller und dunkler
Partien.
Das Colorit iſt nicht wahr, aber es hat den
Vorzug, welcher dieſem Meiſter vorzuͤglich eigen zu
ſeyn ſcheinet: Die Farben der ganzen Tafel machen
ein fuͤr ſich beſtehendes harmoniſches Ganze aus. Der
Ton iſt, von der oberſten Spitze des Gemaͤhldes an
bis unten hinaus, einer und derſelbe. Es iſt eine
ſchoͤn gefaͤrbte Tafel, eine liebliche Farbenleiter, ein
angenehm in einander fließender Regenbogen. 58)
In Ruͤckſicht auf Haltung hat aber das Ge-
maͤhlde nicht dieſelben Verdienſte. Der Mahler hat
naͤmlich gewagt, das Bild durch den Blitz zu er-
leuchten, durch den er den fliegenden Zauberer her-
abſchleudern laͤßt. Dieſer kuͤhne Gedanke bringt
zwar einige pikante Schlagſchatten hervor, zerſtreuet
aber zu gleicher Zeit das Licht, und erhellet den Hin-
tergrund zu ſehr. Denn nun tritt der Praͤtor, der
dort ſitzt, ſo nahe an die Perſonen der vorderſten
Gruppe, daß man nicht abſieht, wohin der Zaube-
rer fallen ſoll, ohne alles Lebende unter ſich zu zer-
ſchmettern.
Der Kaiſer Conſtanz, der bei der Cele-
bration der Meſſe durch den heil. Baſilius in
Ohnmacht faͤllt, von Subleyras. Das Bild
iſt
58) Wenn man weiß, auf welche Art Battoni ſeine
Gemaͤhlde verfertigt hat, wird dieſes Verdienſt der
Farbenharmonie noch groͤßer. Er bedeckte ſeine
großen Gemaͤhlde mit einem Tuche, und mahlte
nun von oben bis unten hinunter, ſo wie er eine
Stelle aufdeckte, das Gemaͤhlde auf den erſten
Strich fertig.
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/321>, abgerufen am 16.02.2025.
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