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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.

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Anmerkungen
sein Vaterland von einer verderblichen Plage zu ret-
ten, sehr glücklich abgebildet sind. In ein ähnliches
Verhältniß ließe sich ein Basrelief von dieser Bege-
benheit mit dem Grabmale des Fürsten bringen.
Andere, aber, wie ich glaube, minder glücklich ge-
wählte Beispiele führen die angezogenen Schriftsteller
an; nur darin haben sie völlig Unrecht, wenn sie
glauben, daß die Darstellung einer solchen würklichen
Begebenheit auch im Gemählde allgemein verständ-
liche Allegorie seyn könne. Ein Gemählde ist ein für
sich bestehendes Ganze, wobei das örtliche Verhält-
niß wenig oder gar nicht in Anschlag kömmt: Kein
unbefangener Beschauer wird darauf fallen, daß der
gemahlte Curtius etwas anders bedeuten solle als
die Geschichte selbst: und als gemahlte Erklärung
des gemahlten! -- dafür eben so gut den Zettel aus
dem Munde. Münzen hingegen, Grabmäler,
Kunstwerke, wo viele Künste und Kunstarten zusam-
mentreten, um ein Ganzes zu bilden, das nebenbei
absichtlich überliefern soll; da giebt das örtliche Ver-
hältniß des einen Theils zu den übrigen die Bezie-
hung, die ich auffinden möchte.

Soll die Fi-
gur des Ver-
storbenen
handelnd
oder ruhend
gebildet wer-
den? Die
Frage wird
nicht ent-
schieden, son-
dern nur als

Soll die Figur des Verstorbenen handelnd oder
ruhend gebildet werden?

Ich will die Gründe für und gegen hier nicht
erörtern. Nur die einzige Bemerkung: Die Alten,
bei denen die liegende Figur, außer in Flußgöttern, un-
gewöhnlich war: legten gemeiniglich die Abbildungen
der Verstorbenen auf den Deckel ihrer Sarcophagen
nieder. War es blos die bessere Form des Sarco-
phags, oder war es die Nebenidee von Ruhe im Tode,
die ihnen dieses anrieth?

Ich

Anmerkungen
ſein Vaterland von einer verderblichen Plage zu ret-
ten, ſehr gluͤcklich abgebildet ſind. In ein aͤhnliches
Verhaͤltniß ließe ſich ein Basrelief von dieſer Bege-
benheit mit dem Grabmale des Fuͤrſten bringen.
Andere, aber, wie ich glaube, minder gluͤcklich ge-
waͤhlte Beiſpiele fuͤhren die angezogenen Schriftſteller
an; nur darin haben ſie voͤllig Unrecht, wenn ſie
glauben, daß die Darſtellung einer ſolchen wuͤrklichen
Begebenheit auch im Gemaͤhlde allgemein verſtaͤnd-
liche Allegorie ſeyn koͤnne. Ein Gemaͤhlde iſt ein fuͤr
ſich beſtehendes Ganze, wobei das oͤrtliche Verhaͤlt-
niß wenig oder gar nicht in Anſchlag koͤmmt: Kein
unbefangener Beſchauer wird darauf fallen, daß der
gemahlte Curtius etwas anders bedeuten ſolle als
die Geſchichte ſelbſt: und als gemahlte Erklaͤrung
des gemahlten! — dafuͤr eben ſo gut den Zettel aus
dem Munde. Muͤnzen hingegen, Grabmaͤler,
Kunſtwerke, wo viele Kuͤnſte und Kunſtarten zuſam-
mentreten, um ein Ganzes zu bilden, das nebenbei
abſichtlich uͤberliefern ſoll; da giebt das oͤrtliche Ver-
haͤltniß des einen Theils zu den uͤbrigen die Bezie-
hung, die ich auffinden moͤchte.

Soll die Fi-
gur des Ver-
ſtorbenen
handelnd
oder ruhend
gebildet wer-
den? Die
Frage wird
nicht ent-
ſchieden, ſon-
dern nur als

Soll die Figur des Verſtorbenen handelnd oder
ruhend gebildet werden?

Ich will die Gruͤnde fuͤr und gegen hier nicht
eroͤrtern. Nur die einzige Bemerkung: Die Alten,
bei denen die liegende Figur, außer in Flußgoͤttern, un-
gewoͤhnlich war: legten gemeiniglich die Abbildungen
der Verſtorbenen auf den Deckel ihrer Sarcophagen
nieder. War es blos die beſſere Form des Sarco-
phags, oder war es die Nebenidee von Ruhe im Tode,
die ihnen dieſes anrieth?

Ich
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[222/0246] Anmerkungen ſein Vaterland von einer verderblichen Plage zu ret- ten, ſehr gluͤcklich abgebildet ſind. In ein aͤhnliches Verhaͤltniß ließe ſich ein Basrelief von dieſer Bege- benheit mit dem Grabmale des Fuͤrſten bringen. Andere, aber, wie ich glaube, minder gluͤcklich ge- waͤhlte Beiſpiele fuͤhren die angezogenen Schriftſteller an; nur darin haben ſie voͤllig Unrecht, wenn ſie glauben, daß die Darſtellung einer ſolchen wuͤrklichen Begebenheit auch im Gemaͤhlde allgemein verſtaͤnd- liche Allegorie ſeyn koͤnne. Ein Gemaͤhlde iſt ein fuͤr ſich beſtehendes Ganze, wobei das oͤrtliche Verhaͤlt- niß wenig oder gar nicht in Anſchlag koͤmmt: Kein unbefangener Beſchauer wird darauf fallen, daß der gemahlte Curtius etwas anders bedeuten ſolle als die Geſchichte ſelbſt: und als gemahlte Erklaͤrung des gemahlten! — dafuͤr eben ſo gut den Zettel aus dem Munde. Muͤnzen hingegen, Grabmaͤler, Kunſtwerke, wo viele Kuͤnſte und Kunſtarten zuſam- mentreten, um ein Ganzes zu bilden, das nebenbei abſichtlich uͤberliefern ſoll; da giebt das oͤrtliche Ver- haͤltniß des einen Theils zu den uͤbrigen die Bezie- hung, die ich auffinden moͤchte. Soll die Figur des Verſtorbenen handelnd oder ruhend gebildet werden? Ich will die Gruͤnde fuͤr und gegen hier nicht eroͤrtern. Nur die einzige Bemerkung: Die Alten, bei denen die liegende Figur, außer in Flußgoͤttern, un- gewoͤhnlich war: legten gemeiniglich die Abbildungen der Verſtorbenen auf den Deckel ihrer Sarcophagen nieder. War es blos die beſſere Form des Sarco- phags, oder war es die Nebenidee von Ruhe im Tode, die ihnen dieſes anrieth? Ich

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/246>, abgerufen am 23.11.2024.