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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.

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der Französischen Academie.
bald der versatile lüsterne Gaumen der bloßen Schlür-
fer für den Reiz der einen Kost unempfindlich gewor-
den ist, so verfällt er auf eine andere, welche wenig-
stens die Neuheit vor jener zum Voraus hat. Seit-
dem die Kirchen und Palläste Roms mit Schildereien
und Statuen sattsam gefüllt sind, um die Nachkom-
men der ausstattenden Stifter und der Besitzer der-
selben der Mühe, sie zu meubliren, zu überheben: seit-
dem die Meisterstücke der bildenden Künste denen,
die darunter aufgewachsen sind, haben gewöhnlich
werden müssen, und nur beibehalten werden, um den
weniger gesättigten Fremden zur Bewunderung und
zum Geldaufwande herbeizulocken; seitdem hat die
Musik die Mahlerei und Sculptur verdrungen. Um-
sonst läßt hier und da ein Fremder noch sparsam ein
oder das andere Stück verfertigen, um es in entfernte
Gegenden des Nordens mit sich fortzuschleppen: Die
größte Belohnung des Künstlers, der Werth, der
vor seinen Augen auf sein Werk gelegt wird, die
Achtung des ihn umgebenden Publici, selbst der
Neid seiner Nebenbuhler, fällt weg: täglich wird der
Geldgewinnst mehr und mehr die Vergütung seiner
Arbeit, und täglich sinkt die Kunst tiefer zum Mittel
des Erwerbes herab.

Monarchen, die ihr die Künste beschützet, sie
sind Töchter republikanischer Freiheit! Ihr verdient
unsere Verehrung, wenn ihr Liebkosung und Geld-
summen an den Künstler mit milder Hand ausspendet:
aber glaubt nicht, daß ihr etwas anders damit ver-
möget, als sie vor dem gänzlichen Ersterben zu be-
wahren! Nur der allgemeine Enthusiasmus eures
Volks giebt ihnen wahre Nahrung und Leben! Kein

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der Franzoͤſiſchen Academie.
bald der verſatile luͤſterne Gaumen der bloßen Schluͤr-
fer fuͤr den Reiz der einen Koſt unempfindlich gewor-
den iſt, ſo verfaͤllt er auf eine andere, welche wenig-
ſtens die Neuheit vor jener zum Voraus hat. Seit-
dem die Kirchen und Pallaͤſte Roms mit Schildereien
und Statuen ſattſam gefuͤllt ſind, um die Nachkom-
men der ausſtattenden Stifter und der Beſitzer der-
ſelben der Muͤhe, ſie zu meubliren, zu uͤberheben: ſeit-
dem die Meiſterſtuͤcke der bildenden Kuͤnſte denen,
die darunter aufgewachſen ſind, haben gewoͤhnlich
werden muͤſſen, und nur beibehalten werden, um den
weniger geſaͤttigten Fremden zur Bewunderung und
zum Geldaufwande herbeizulocken; ſeitdem hat die
Muſik die Mahlerei und Sculptur verdrungen. Um-
ſonſt laͤßt hier und da ein Fremder noch ſparſam ein
oder das andere Stuͤck verfertigen, um es in entfernte
Gegenden des Nordens mit ſich fortzuſchleppen: Die
groͤßte Belohnung des Kuͤnſtlers, der Werth, der
vor ſeinen Augen auf ſein Werk gelegt wird, die
Achtung des ihn umgebenden Publici, ſelbſt der
Neid ſeiner Nebenbuhler, faͤllt weg: taͤglich wird der
Geldgewinnſt mehr und mehr die Verguͤtung ſeiner
Arbeit, und taͤglich ſinkt die Kunſt tiefer zum Mittel
des Erwerbes herab.

Monarchen, die ihr die Kuͤnſte beſchuͤtzet, ſie
ſind Toͤchter republikaniſcher Freiheit! Ihr verdient
unſere Verehrung, wenn ihr Liebkoſung und Geld-
ſummen an den Kuͤnſtler mit milder Hand ausſpendet:
aber glaubt nicht, daß ihr etwas anders damit ver-
moͤget, als ſie vor dem gaͤnzlichen Erſterben zu be-
wahren! Nur der allgemeine Enthuſiasmus eures
Volks giebt ihnen wahre Nahrung und Leben! Kein

genuͤg-
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[137/0161] der Franzoͤſiſchen Academie. bald der verſatile luͤſterne Gaumen der bloßen Schluͤr- fer fuͤr den Reiz der einen Koſt unempfindlich gewor- den iſt, ſo verfaͤllt er auf eine andere, welche wenig- ſtens die Neuheit vor jener zum Voraus hat. Seit- dem die Kirchen und Pallaͤſte Roms mit Schildereien und Statuen ſattſam gefuͤllt ſind, um die Nachkom- men der ausſtattenden Stifter und der Beſitzer der- ſelben der Muͤhe, ſie zu meubliren, zu uͤberheben: ſeit- dem die Meiſterſtuͤcke der bildenden Kuͤnſte denen, die darunter aufgewachſen ſind, haben gewoͤhnlich werden muͤſſen, und nur beibehalten werden, um den weniger geſaͤttigten Fremden zur Bewunderung und zum Geldaufwande herbeizulocken; ſeitdem hat die Muſik die Mahlerei und Sculptur verdrungen. Um- ſonſt laͤßt hier und da ein Fremder noch ſparſam ein oder das andere Stuͤck verfertigen, um es in entfernte Gegenden des Nordens mit ſich fortzuſchleppen: Die groͤßte Belohnung des Kuͤnſtlers, der Werth, der vor ſeinen Augen auf ſein Werk gelegt wird, die Achtung des ihn umgebenden Publici, ſelbſt der Neid ſeiner Nebenbuhler, faͤllt weg: taͤglich wird der Geldgewinnſt mehr und mehr die Verguͤtung ſeiner Arbeit, und taͤglich ſinkt die Kunſt tiefer zum Mittel des Erwerbes herab. Monarchen, die ihr die Kuͤnſte beſchuͤtzet, ſie ſind Toͤchter republikaniſcher Freiheit! Ihr verdient unſere Verehrung, wenn ihr Liebkoſung und Geld- ſummen an den Kuͤnſtler mit milder Hand ausſpendet: aber glaubt nicht, daß ihr etwas anders damit ver- moͤget, als ſie vor dem gaͤnzlichen Erſterben zu be- wahren! Nur der allgemeine Enthuſiasmus eures Volks giebt ihnen wahre Nahrung und Leben! Kein genuͤg- J 5

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/161>, abgerufen am 24.11.2024.