Inzwischen es sey von wem es wolle, so bleibt es ein schönes Gemählde, dessen Farbe nur etwas gelitten hat.
+ Schöne Landschaft, von Domenichino, mit Welbern die Vögel fangen.
+ Verlöbniß der heiligen Catharina, vonVerlöbniß der heil. Ca- tharina von Parmeggia- nino. Parmeggianino. Dies Gemählde ist voller Reitz, das Helldunkle schön gewählt, nur sind die Figuren etwas lang, und die Färbung fällt ins Graue. Der Kopf des heiligen Hieronymus unten auf dem Bilde, der aus der Erde hervorzuragen scheint, steht sehr am unrechten Orte. Strange hat es schlecht ge- stochen.
Francesco Mazzuoli ward 1504. zu Parma ge-Stil des Parmeggia- nino. bohren, und wird daher auch Parmeggianino ge- nannt. Er suchte die Zeichnung des Raphael, mit den Vorzügen des Correggio zu vereinigen. Er hatte weder Begriffe von Zusammensetzung noch von An- ordnung und Ausdruck. Aber er wußte seinen Figu- ren einen gewissen falschen Reitz zu geben, der sehr anzieht. Seine Umrisse sind sehr fein und sehr swelt; seine Köpfe haben viel Gefälliges. Aber bei einer ge- naueren Untersuchung wird man finden, daß Alles in- correkt und manierirt ist. Seine Figuren sind zu lang, die Finger an den Händen sind spindelmäßig. Ge- wänder, und besonders der Kopfputz haben etwas rei- tzend Phantastisches. Seine Färbung fällt ins Graue und ist ohne Harmonie. Man kann Liebhaber nicht genung vor den verführerischen Reitzen dieses Meisters warnen. Er starb 1540.
Die Auferweckung des Lazarus von Ludo- vico Carraccio, auf Schiefer. Sehr correkt ge-
zeichnet,
T 4
Pallaſt Borgheſe.
Inzwiſchen es ſey von wem es wolle, ſo bleibt es ein ſchoͤnes Gemaͤhlde, deſſen Farbe nur etwas gelitten hat.
† Schoͤne Landſchaft, von Domenichino, mit Welbern die Voͤgel fangen.
† Verloͤbniß der heiligen Catharina, vonVerloͤbniß der heil. Ca- tharina von Parmeggia- nino. Parmeggianino. Dies Gemaͤhlde iſt voller Reitz, das Helldunkle ſchoͤn gewaͤhlt, nur ſind die Figuren etwas lang, und die Faͤrbung faͤllt ins Graue. Der Kopf des heiligen Hieronymus unten auf dem Bilde, der aus der Erde hervorzuragen ſcheint, ſteht ſehr am unrechten Orte. Strange hat es ſchlecht ge- ſtochen.
Franceſco Mazzuoli ward 1504. zu Parma ge-Stil des Parmeggia- nino. bohren, und wird daher auch Parmeggianino ge- nannt. Er ſuchte die Zeichnung des Raphael, mit den Vorzuͤgen des Correggio zu vereinigen. Er hatte weder Begriffe von Zuſammenſetzung noch von An- ordnung und Ausdruck. Aber er wußte ſeinen Figu- ren einen gewiſſen falſchen Reitz zu geben, der ſehr anzieht. Seine Umriſſe ſind ſehr fein und ſehr ſwelt; ſeine Koͤpfe haben viel Gefaͤlliges. Aber bei einer ge- naueren Unterſuchung wird man finden, daß Alles in- correkt und manierirt iſt. Seine Figuren ſind zu lang, die Finger an den Haͤnden ſind ſpindelmaͤßig. Ge- waͤnder, und beſonders der Kopfputz haben etwas rei- tzend Phantaſtiſches. Seine Faͤrbung faͤllt ins Graue und iſt ohne Harmonie. Man kann Liebhaber nicht genung vor den verfuͤhreriſchen Reitzen dieſes Meiſters warnen. Er ſtarb 1540.
Die Auferweckung des Lazarus von Ludo- vico Carraccio, auf Schiefer. Sehr correkt ge-
zeichnet,
T 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0317"n="295"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Pallaſt Borgheſe.</hi></fw><lb/>
Inzwiſchen es ſey von wem es wolle, ſo bleibt es ein<lb/>ſchoͤnes Gemaͤhlde, deſſen Farbe nur etwas gelitten<lb/>
hat.</p><lb/><p>†<hirendition="#fr">Schoͤne Landſchaft,</hi> von <hirendition="#fr">Domenichino,</hi><lb/>
mit Welbern die Voͤgel fangen.</p><lb/><p>†<hirendition="#fr">Verloͤbniß der heiligen Catharina,</hi> von<noteplace="right">Verloͤbniß<lb/>
der heil. Ca-<lb/>
tharina von<lb/>
Parmeggia-<lb/>
nino.</note><lb/><hirendition="#fr">Parmeggianino.</hi> Dies Gemaͤhlde iſt voller Reitz,<lb/>
das Helldunkle ſchoͤn gewaͤhlt, nur ſind die Figuren<lb/>
etwas lang, und die Faͤrbung faͤllt ins Graue. Der<lb/>
Kopf des heiligen Hieronymus unten auf dem Bilde,<lb/>
der aus der Erde hervorzuragen ſcheint, ſteht ſehr<lb/>
am unrechten Orte. Strange hat es ſchlecht ge-<lb/>ſtochen.</p><lb/><p>Franceſco Mazzuoli ward 1504. zu Parma ge-<noteplace="right">Stil des<lb/>
Parmeggia-<lb/>
nino.</note><lb/>
bohren, und wird daher auch Parmeggianino ge-<lb/>
nannt. Er ſuchte die Zeichnung des Raphael, mit<lb/>
den Vorzuͤgen des Correggio zu vereinigen. Er hatte<lb/>
weder Begriffe von Zuſammenſetzung noch von An-<lb/>
ordnung und Ausdruck. Aber er wußte ſeinen Figu-<lb/>
ren einen gewiſſen falſchen Reitz zu geben, der ſehr<lb/>
anzieht. Seine Umriſſe ſind ſehr fein und ſehr ſwelt;<lb/>ſeine Koͤpfe haben viel Gefaͤlliges. Aber bei einer ge-<lb/>
naueren Unterſuchung wird man finden, daß Alles in-<lb/>
correkt und manierirt iſt. Seine Figuren ſind zu lang,<lb/>
die Finger an den Haͤnden ſind ſpindelmaͤßig. Ge-<lb/>
waͤnder, und beſonders der Kopfputz haben etwas rei-<lb/>
tzend Phantaſtiſches. Seine Faͤrbung faͤllt ins Graue<lb/>
und iſt ohne Harmonie. Man kann Liebhaber nicht<lb/>
genung vor den verfuͤhreriſchen Reitzen dieſes Meiſters<lb/>
warnen. Er ſtarb 1540.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Die Auferweckung des Lazarus</hi> von <hirendition="#fr">Ludo-<lb/>
vico Carraccio,</hi> auf Schiefer. Sehr correkt ge-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">T 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">zeichnet,</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[295/0317]
Pallaſt Borgheſe.
Inzwiſchen es ſey von wem es wolle, ſo bleibt es ein
ſchoͤnes Gemaͤhlde, deſſen Farbe nur etwas gelitten
hat.
† Schoͤne Landſchaft, von Domenichino,
mit Welbern die Voͤgel fangen.
† Verloͤbniß der heiligen Catharina, von
Parmeggianino. Dies Gemaͤhlde iſt voller Reitz,
das Helldunkle ſchoͤn gewaͤhlt, nur ſind die Figuren
etwas lang, und die Faͤrbung faͤllt ins Graue. Der
Kopf des heiligen Hieronymus unten auf dem Bilde,
der aus der Erde hervorzuragen ſcheint, ſteht ſehr
am unrechten Orte. Strange hat es ſchlecht ge-
ſtochen.
Verloͤbniß
der heil. Ca-
tharina von
Parmeggia-
nino.
Franceſco Mazzuoli ward 1504. zu Parma ge-
bohren, und wird daher auch Parmeggianino ge-
nannt. Er ſuchte die Zeichnung des Raphael, mit
den Vorzuͤgen des Correggio zu vereinigen. Er hatte
weder Begriffe von Zuſammenſetzung noch von An-
ordnung und Ausdruck. Aber er wußte ſeinen Figu-
ren einen gewiſſen falſchen Reitz zu geben, der ſehr
anzieht. Seine Umriſſe ſind ſehr fein und ſehr ſwelt;
ſeine Koͤpfe haben viel Gefaͤlliges. Aber bei einer ge-
naueren Unterſuchung wird man finden, daß Alles in-
correkt und manierirt iſt. Seine Figuren ſind zu lang,
die Finger an den Haͤnden ſind ſpindelmaͤßig. Ge-
waͤnder, und beſonders der Kopfputz haben etwas rei-
tzend Phantaſtiſches. Seine Faͤrbung faͤllt ins Graue
und iſt ohne Harmonie. Man kann Liebhaber nicht
genung vor den verfuͤhreriſchen Reitzen dieſes Meiſters
warnen. Er ſtarb 1540.
Stil des
Parmeggia-
nino.
Die Auferweckung des Lazarus von Ludo-
vico Carraccio, auf Schiefer. Sehr correkt ge-
zeichnet,
T 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/317>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.