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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.

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Pallast Borghese.
Inzwischen es sey von wem es wolle, so bleibt es ein
schönes Gemählde, dessen Farbe nur etwas gelitten
hat.

+ Schöne Landschaft, von Domenichino,
mit Welbern die Vögel fangen.

+ Verlöbniß der heiligen Catharina, vonVerlöbniß
der heil. Ca-
tharina von
Parmeggia-
nino.

Parmeggianino. Dies Gemählde ist voller Reitz,
das Helldunkle schön gewählt, nur sind die Figuren
etwas lang, und die Färbung fällt ins Graue. Der
Kopf des heiligen Hieronymus unten auf dem Bilde,
der aus der Erde hervorzuragen scheint, steht sehr
am unrechten Orte. Strange hat es schlecht ge-
stochen.

Francesco Mazzuoli ward 1504. zu Parma ge-Stil des
Parmeggia-
nino.

bohren, und wird daher auch Parmeggianino ge-
nannt. Er suchte die Zeichnung des Raphael, mit
den Vorzügen des Correggio zu vereinigen. Er hatte
weder Begriffe von Zusammensetzung noch von An-
ordnung und Ausdruck. Aber er wußte seinen Figu-
ren einen gewissen falschen Reitz zu geben, der sehr
anzieht. Seine Umrisse sind sehr fein und sehr swelt;
seine Köpfe haben viel Gefälliges. Aber bei einer ge-
naueren Untersuchung wird man finden, daß Alles in-
correkt und manierirt ist. Seine Figuren sind zu lang,
die Finger an den Händen sind spindelmäßig. Ge-
wänder, und besonders der Kopfputz haben etwas rei-
tzend Phantastisches. Seine Färbung fällt ins Graue
und ist ohne Harmonie. Man kann Liebhaber nicht
genung vor den verführerischen Reitzen dieses Meisters
warnen. Er starb 1540.

Die Auferweckung des Lazarus von Ludo-
vico Carraccio,
auf Schiefer. Sehr correkt ge-

zeichnet,
T 4

Pallaſt Borgheſe.
Inzwiſchen es ſey von wem es wolle, ſo bleibt es ein
ſchoͤnes Gemaͤhlde, deſſen Farbe nur etwas gelitten
hat.

Schoͤne Landſchaft, von Domenichino,
mit Welbern die Voͤgel fangen.

Verloͤbniß der heiligen Catharina, vonVerloͤbniß
der heil. Ca-
tharina von
Parmeggia-
nino.

Parmeggianino. Dies Gemaͤhlde iſt voller Reitz,
das Helldunkle ſchoͤn gewaͤhlt, nur ſind die Figuren
etwas lang, und die Faͤrbung faͤllt ins Graue. Der
Kopf des heiligen Hieronymus unten auf dem Bilde,
der aus der Erde hervorzuragen ſcheint, ſteht ſehr
am unrechten Orte. Strange hat es ſchlecht ge-
ſtochen.

Franceſco Mazzuoli ward 1504. zu Parma ge-Stil des
Parmeggia-
nino.

bohren, und wird daher auch Parmeggianino ge-
nannt. Er ſuchte die Zeichnung des Raphael, mit
den Vorzuͤgen des Correggio zu vereinigen. Er hatte
weder Begriffe von Zuſammenſetzung noch von An-
ordnung und Ausdruck. Aber er wußte ſeinen Figu-
ren einen gewiſſen falſchen Reitz zu geben, der ſehr
anzieht. Seine Umriſſe ſind ſehr fein und ſehr ſwelt;
ſeine Koͤpfe haben viel Gefaͤlliges. Aber bei einer ge-
naueren Unterſuchung wird man finden, daß Alles in-
correkt und manierirt iſt. Seine Figuren ſind zu lang,
die Finger an den Haͤnden ſind ſpindelmaͤßig. Ge-
waͤnder, und beſonders der Kopfputz haben etwas rei-
tzend Phantaſtiſches. Seine Faͤrbung faͤllt ins Graue
und iſt ohne Harmonie. Man kann Liebhaber nicht
genung vor den verfuͤhreriſchen Reitzen dieſes Meiſters
warnen. Er ſtarb 1540.

Die Auferweckung des Lazarus von Ludo-
vico Carraccio,
auf Schiefer. Sehr correkt ge-

zeichnet,
T 4
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[295/0317] Pallaſt Borgheſe. Inzwiſchen es ſey von wem es wolle, ſo bleibt es ein ſchoͤnes Gemaͤhlde, deſſen Farbe nur etwas gelitten hat. † Schoͤne Landſchaft, von Domenichino, mit Welbern die Voͤgel fangen. † Verloͤbniß der heiligen Catharina, von Parmeggianino. Dies Gemaͤhlde iſt voller Reitz, das Helldunkle ſchoͤn gewaͤhlt, nur ſind die Figuren etwas lang, und die Faͤrbung faͤllt ins Graue. Der Kopf des heiligen Hieronymus unten auf dem Bilde, der aus der Erde hervorzuragen ſcheint, ſteht ſehr am unrechten Orte. Strange hat es ſchlecht ge- ſtochen. Verloͤbniß der heil. Ca- tharina von Parmeggia- nino. Franceſco Mazzuoli ward 1504. zu Parma ge- bohren, und wird daher auch Parmeggianino ge- nannt. Er ſuchte die Zeichnung des Raphael, mit den Vorzuͤgen des Correggio zu vereinigen. Er hatte weder Begriffe von Zuſammenſetzung noch von An- ordnung und Ausdruck. Aber er wußte ſeinen Figu- ren einen gewiſſen falſchen Reitz zu geben, der ſehr anzieht. Seine Umriſſe ſind ſehr fein und ſehr ſwelt; ſeine Koͤpfe haben viel Gefaͤlliges. Aber bei einer ge- naueren Unterſuchung wird man finden, daß Alles in- correkt und manierirt iſt. Seine Figuren ſind zu lang, die Finger an den Haͤnden ſind ſpindelmaͤßig. Ge- waͤnder, und beſonders der Kopfputz haben etwas rei- tzend Phantaſtiſches. Seine Faͤrbung faͤllt ins Graue und iſt ohne Harmonie. Man kann Liebhaber nicht genung vor den verfuͤhreriſchen Reitzen dieſes Meiſters warnen. Er ſtarb 1540. Stil des Parmeggia- nino. Die Auferweckung des Lazarus von Ludo- vico Carraccio, auf Schiefer. Sehr correkt ge- zeichnet, T 4

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/317>, abgerufen am 12.05.2024.