+ Die Versuchung des heiligen Antonius, von Annibale Carraccio. Eins der schönsten Ge- mählde der Gallerie. Mengs hatte Recht zu sagen, daß Zusammensetzung und Zeichnung italienisch wären, der Pinsel aber niederländisch sey. Der Kopf des hei- ligen Antonius, der viel Edles hat, zeigt eine muthige Ergebung in den göttlichen Willen. Die Teufel sind mit wahrhaft poetischer Einbildungskraft geschaffen, in jeder Muskel sieht man ihre Stärke, in jeder Mine ihre Bosheit. Weniger ist dem Künstler der Aus- druck majestätischer Güte in der Figur Gottes des Vaters geglückt. Seine Mine ist zu süßlich.
Eine heilige Magdalena, von demselben. Man sieht, daß er den Correggio hat nachahmen wol- len, aber er hat ihn nicht erreicht.
Eine andere Magdalena mit dem Engel, von demselben, oder wie andere wollen, von Ludo- vico Carraccio. An Färbung und Haltung unter der Vorigen.
Man zeigt hier einige Michael Angelo's, die man allerwärts zeigt, und die wahrscheinlich hier so wenig als dort Originale sind. 14)
Eine heilige Familie mit der Magdalena, von Tizian, und wahrscheinlich Original.
+ Mann und Weib die sich umarmen. Dieses Bild geht in der Scuola Italiana von Ha- milton unter dem Nahmen des Giorgione. Er selbst ist aber jetzt überzeugt, daß es nicht von ihm sey.
Inzwi-
14) Ich habe schon erinnert, daß es äußerst zweifel- haft sey, ob M. Angelo je in Oehl gemahlt habe.
Pallaſt Borgheſe.
Die Verſu- chung des h. Antonius.
† Die Verſuchung des heiligen Antonius, von Annibale Carraccio. Eins der ſchoͤnſten Ge- maͤhlde der Gallerie. Mengs hatte Recht zu ſagen, daß Zuſammenſetzung und Zeichnung italieniſch waͤren, der Pinſel aber niederlaͤndiſch ſey. Der Kopf des hei- ligen Antonius, der viel Edles hat, zeigt eine muthige Ergebung in den goͤttlichen Willen. Die Teufel ſind mit wahrhaft poetiſcher Einbildungskraft geſchaffen, in jeder Muſkel ſieht man ihre Staͤrke, in jeder Mine ihre Bosheit. Weniger iſt dem Kuͤnſtler der Aus- druck majeſtaͤtiſcher Guͤte in der Figur Gottes des Vaters gegluͤckt. Seine Mine iſt zu ſuͤßlich.
Eine heilige Magdalena, von demſelben. Man ſieht, daß er den Correggio hat nachahmen wol- len, aber er hat ihn nicht erreicht.
Eine andere Magdalena mit dem Engel, von demſelben, oder wie andere wollen, von Ludo- vico Carraccio. An Faͤrbung und Haltung unter der Vorigen.
Man zeigt hier einige Michael Angelo’s, die man allerwaͤrts zeigt, und die wahrſcheinlich hier ſo wenig als dort Originale ſind. 14)
Eine heilige Familie mit der Magdalena, von Tizian, und wahrſcheinlich Original.
† Mann und Weib die ſich umarmen. Dieſes Bild geht in der Scuola Italiana von Ha- milton unter dem Nahmen des Giorgione. Er ſelbſt iſt aber jetzt uͤberzeugt, daß es nicht von ihm ſey.
Inzwi-
14) Ich habe ſchon erinnert, daß es aͤußerſt zweifel- haft ſey, ob M. Angelo je in Oehl gemahlt habe.
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Pallaſt Borgheſe.
† Die Verſuchung des heiligen Antonius,
von Annibale Carraccio. Eins der ſchoͤnſten Ge-
maͤhlde der Gallerie. Mengs hatte Recht zu ſagen,
daß Zuſammenſetzung und Zeichnung italieniſch waͤren,
der Pinſel aber niederlaͤndiſch ſey. Der Kopf des hei-
ligen Antonius, der viel Edles hat, zeigt eine muthige
Ergebung in den goͤttlichen Willen. Die Teufel ſind
mit wahrhaft poetiſcher Einbildungskraft geſchaffen,
in jeder Muſkel ſieht man ihre Staͤrke, in jeder Mine
ihre Bosheit. Weniger iſt dem Kuͤnſtler der Aus-
druck majeſtaͤtiſcher Guͤte in der Figur Gottes des
Vaters gegluͤckt. Seine Mine iſt zu ſuͤßlich.
Eine heilige Magdalena, von demſelben.
Man ſieht, daß er den Correggio hat nachahmen wol-
len, aber er hat ihn nicht erreicht.
Eine andere Magdalena mit dem Engel,
von demſelben, oder wie andere wollen, von Ludo-
vico Carraccio. An Faͤrbung und Haltung unter der
Vorigen.
Man zeigt hier einige Michael Angelo’s, die
man allerwaͤrts zeigt, und die wahrſcheinlich hier ſo
wenig als dort Originale ſind. 14)
Eine heilige Familie mit der Magdalena,
von Tizian, und wahrſcheinlich Original.
† Mann und Weib die ſich umarmen.
Dieſes Bild geht in der Scuola Italiana von Ha-
milton unter dem Nahmen des Giorgione. Er ſelbſt
iſt aber jetzt uͤberzeugt, daß es nicht von ihm ſey.
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haft ſey, ob M. Angelo je in Oehl gemahlt habe.
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/316>, abgerufen am 16.02.2025.
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