Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite
Pallast Borghese.

Zweites Zimmer.

+ Der sogenannte Schulmeister. So nenntEin schönes
Portrait, be-
kannt unter
dem Nah-
men: der
Schulmei-
ster.

man das Bildniß eines Mannes, welcher sitzend ein
Buch hält. Viele nehmen es für ein Werk Tizians
an, aber von diesem Meister ist es gewiß nicht. An-
dere legen es dem Moroni 7) bei. Endlich hat Mengs
es für ein Werk des Guido erkannt, und diesem trete
ich, der Behandlung des Pinsels wegen, bei. Das
Verdienst dieses Gemähldes rechtfertigt die Sorgfalt,
mit der man den Nahmen des Meisters aufsucht.
Stellung und Gesichtszüge kündigen den Pedanten an.
Dieser Kopf ist sehr bestimmt gezeichnet, und von
schöner Färbung. Man sollte glauben das Werk sey
von einem Niederländer, so weise ist das Helldunkle
behandelt, mit so vieler Liebe sind die Beiwerke aus-
geführt.

+ Ein anderes Bildniß eines dicken Man-
nes, der in einem Brevier lieset.
Eine Inn-
schrift nennt wahrscheinlich den Meister des Bildes,

der
7) Giovanni Battista Moroni, gebohren zu Albino
im Gebiet Bergamo -- gest. 1578. aus der Vene-
tianischen Schule. In Bildnissen vorzüglich be-
rühmt. Man kennt seine Werke unter Tizians
Werken vielleicht nur an der schwächern Färbung
aus. Mir sind wenige zu Gesicht gekommen, die
man ihm mit Zuverläßigkeit hätte beilegen können.
Niuno si accosto piu a Tiziano nei rittratti del
celebre Giam battista Morone d' Albino. Zanetti
della Pittura Veneziana. p.
99.
S 5
Pallaſt Borgheſe.

Zweites Zimmer.

Der ſogenannte Schulmeiſter. So nenntEin ſchoͤnes
Portrait, be-
kannt unter
dem Nah-
men: der
Schulmei-
ſter.

man das Bildniß eines Mannes, welcher ſitzend ein
Buch haͤlt. Viele nehmen es fuͤr ein Werk Tizians
an, aber von dieſem Meiſter iſt es gewiß nicht. An-
dere legen es dem Moroni 7) bei. Endlich hat Mengs
es fuͤr ein Werk des Guido erkannt, und dieſem trete
ich, der Behandlung des Pinſels wegen, bei. Das
Verdienſt dieſes Gemaͤhldes rechtfertigt die Sorgfalt,
mit der man den Nahmen des Meiſters aufſucht.
Stellung und Geſichtszuͤge kuͤndigen den Pedanten an.
Dieſer Kopf iſt ſehr beſtimmt gezeichnet, und von
ſchoͤner Faͤrbung. Man ſollte glauben das Werk ſey
von einem Niederlaͤnder, ſo weiſe iſt das Helldunkle
behandelt, mit ſo vieler Liebe ſind die Beiwerke aus-
gefuͤhrt.

Ein anderes Bildniß eines dicken Man-
nes, der in einem Brevier lieſet.
Eine Inn-
ſchrift nennt wahrſcheinlich den Meiſter des Bildes,

der
7) Giovanni Battiſta Moroni, gebohren zu Albino
im Gebiet Bergamo — geſt. 1578. aus der Vene-
tianiſchen Schule. In Bildniſſen vorzuͤglich be-
ruͤhmt. Man kennt ſeine Werke unter Tizians
Werken vielleicht nur an der ſchwaͤchern Faͤrbung
aus. Mir ſind wenige zu Geſicht gekommen, die
man ihm mit Zuverlaͤßigkeit haͤtte beilegen koͤnnen.
Niuno ſi accoſtò più a Tiziano nei rittratti del
celebre Giam battiſta Morone d’ Albino. Zanetti
della Pittura Veneziana. p.
99.
S 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0303" n="281"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Palla&#x017F;t Borghe&#x017F;e.</hi> </fw><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Zweites Zimmer</hi>.</hi> </head><lb/>
            <p>&#x2020; <hi rendition="#fr">Der &#x017F;ogenannte Schulmei&#x017F;ter.</hi> So nennt<note place="right">Ein &#x017F;cho&#x0364;nes<lb/>
Portrait, be-<lb/>
kannt unter<lb/>
dem Nah-<lb/>
men: der<lb/>
Schulmei-<lb/>
&#x017F;ter.</note><lb/>
man das Bildniß eines Mannes, welcher &#x017F;itzend ein<lb/>
Buch ha&#x0364;lt. Viele nehmen es fu&#x0364;r ein Werk Tizians<lb/>
an, aber von die&#x017F;em Mei&#x017F;ter i&#x017F;t es gewiß nicht. An-<lb/>
dere legen es dem Moroni <note place="foot" n="7)">Giovanni Batti&#x017F;ta Moroni, gebohren zu Albino<lb/>
im Gebiet Bergamo &#x2014; ge&#x017F;t. 1578. aus der Vene-<lb/>
tiani&#x017F;chen Schule. In Bildni&#x017F;&#x017F;en vorzu&#x0364;glich be-<lb/>
ru&#x0364;hmt. Man kennt &#x017F;eine Werke unter Tizians<lb/>
Werken vielleicht nur an der &#x017F;chwa&#x0364;chern Fa&#x0364;rbung<lb/>
aus. Mir &#x017F;ind wenige zu Ge&#x017F;icht gekommen, die<lb/>
man ihm mit Zuverla&#x0364;ßigkeit ha&#x0364;tte beilegen ko&#x0364;nnen.<lb/><hi rendition="#aq">Niuno &#x017F;i acco&#x017F;tò più a Tiziano nei rittratti del<lb/>
celebre Giam batti&#x017F;ta Morone d&#x2019; Albino. Zanetti<lb/>
della Pittura Veneziana. p.</hi> 99.</note> bei. Endlich hat Mengs<lb/>
es fu&#x0364;r ein Werk des Guido erkannt, und die&#x017F;em trete<lb/>
ich, der Behandlung des Pin&#x017F;els wegen, bei. Das<lb/>
Verdien&#x017F;t die&#x017F;es Gema&#x0364;hldes rechtfertigt die Sorgfalt,<lb/>
mit der man den Nahmen des Mei&#x017F;ters auf&#x017F;ucht.<lb/>
Stellung und Ge&#x017F;ichtszu&#x0364;ge ku&#x0364;ndigen den Pedanten an.<lb/>
Die&#x017F;er Kopf i&#x017F;t &#x017F;ehr be&#x017F;timmt gezeichnet, und von<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ner Fa&#x0364;rbung. Man &#x017F;ollte glauben das Werk &#x017F;ey<lb/>
von einem Niederla&#x0364;nder, &#x017F;o wei&#x017F;e i&#x017F;t das Helldunkle<lb/>
behandelt, mit &#x017F;o vieler Liebe &#x017F;ind die Beiwerke aus-<lb/>
gefu&#x0364;hrt.</p><lb/>
            <p>&#x2020; <hi rendition="#fr">Ein anderes Bildniß eines dicken Man-<lb/>
nes, der in einem Brevier lie&#x017F;et.</hi> Eine Inn-<lb/>
&#x017F;chrift nennt wahr&#x017F;cheinlich den Mei&#x017F;ter des Bildes,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S 5</fw><fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[281/0303] Pallaſt Borgheſe. Zweites Zimmer. † Der ſogenannte Schulmeiſter. So nennt man das Bildniß eines Mannes, welcher ſitzend ein Buch haͤlt. Viele nehmen es fuͤr ein Werk Tizians an, aber von dieſem Meiſter iſt es gewiß nicht. An- dere legen es dem Moroni 7) bei. Endlich hat Mengs es fuͤr ein Werk des Guido erkannt, und dieſem trete ich, der Behandlung des Pinſels wegen, bei. Das Verdienſt dieſes Gemaͤhldes rechtfertigt die Sorgfalt, mit der man den Nahmen des Meiſters aufſucht. Stellung und Geſichtszuͤge kuͤndigen den Pedanten an. Dieſer Kopf iſt ſehr beſtimmt gezeichnet, und von ſchoͤner Faͤrbung. Man ſollte glauben das Werk ſey von einem Niederlaͤnder, ſo weiſe iſt das Helldunkle behandelt, mit ſo vieler Liebe ſind die Beiwerke aus- gefuͤhrt. Ein ſchoͤnes Portrait, be- kannt unter dem Nah- men: der Schulmei- ſter. † Ein anderes Bildniß eines dicken Man- nes, der in einem Brevier lieſet. Eine Inn- ſchrift nennt wahrſcheinlich den Meiſter des Bildes, der 7) Giovanni Battiſta Moroni, gebohren zu Albino im Gebiet Bergamo — geſt. 1578. aus der Vene- tianiſchen Schule. In Bildniſſen vorzuͤglich be- ruͤhmt. Man kennt ſeine Werke unter Tizians Werken vielleicht nur an der ſchwaͤchern Faͤrbung aus. Mir ſind wenige zu Geſicht gekommen, die man ihm mit Zuverlaͤßigkeit haͤtte beilegen koͤnnen. Niuno ſi accoſtò più a Tiziano nei rittratti del celebre Giam battiſta Morone d’ Albino. Zanetti della Pittura Veneziana. p. 99. S 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/303
Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/303>, abgerufen am 25.11.2024.