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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.

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Pallast Borghese.
und abgestanden in der Färbung. Er starb 1530.
Seine besten Gemählde sind zu Florenz.

Tobias mit dem Engel, vom Rafaelino da
Reggio.
5) Ich zeige dieses Bild an, weil es
Augustino Caraccio in Kupfer gestochen hat.

Carita Ro-
mana, vom
Guercino.

Das schönste Bild in diesem Zimmer ist + ein alter
Greis in Fesseln geschlagen, der den Kopf um-
drehet, während daß eine junge Frauensperson
durch das Gitter des Fensters des Gefängnis-
ses guckt.
Dies Bild ist vom Guercino. Man
nennt es gemeiniglich eine Carita Romana. 6) Da
die Bedeutung zweifelhaft ist, so mag ich nicht über
die Richtigkeit des Ausdrucks urtheilen. Jeder Kopf
für sich betrachtet, ist voll Charakter und Wahrheit.
Die Muskeln fließen vortrefflich in einander, und sind
mit der schönsten Haut bedeckt. Die Färbung ist aus
des Meisters besten Zeit; vorzüglich aber muß man
das Helldunkle und die Behandlung bewundern. Ich
werde Gelegenheit finden, von diesem Meister noch
anderswo zu reden.

Zwei-
5) Rafaele Motta, gemeiniglich Rafaelino da Reggio
genannt geb. 1552. gest. 1580. Schüler der Zucheri
und ihrer Zeitgenossen. Stil der Nachahmer Ra-
phaels und der Florentiner in der Zeichnung; des
Baroccio im Colorit.
6) Carita Romana nennt man die Vorstellung der
zärtlichen Tochter, die ihren Vater, der verurtheilt
war, im Gefängnisse Hungers zu verschmachten,
mit ihrer Milch ernährte.

Pallaſt Borgheſe.
und abgeſtanden in der Faͤrbung. Er ſtarb 1530.
Seine beſten Gemaͤhlde ſind zu Florenz.

Tobias mit dem Engel, vom Rafaelino da
Reggio.
5) Ich zeige dieſes Bild an, weil es
Auguſtino Caraccio in Kupfer geſtochen hat.

Carita Ro-
mana, vom
Guercino.

Das ſchoͤnſte Bild in dieſem Zimmer iſt † ein alter
Greis in Feſſeln geſchlagen, der den Kopf um-
drehet, waͤhrend daß eine junge Frauensperſon
durch das Gitter des Fenſters des Gefaͤngniſ-
ſes guckt.
Dies Bild iſt vom Guercino. Man
nennt es gemeiniglich eine Carita Romana. 6) Da
die Bedeutung zweifelhaft iſt, ſo mag ich nicht uͤber
die Richtigkeit des Ausdrucks urtheilen. Jeder Kopf
fuͤr ſich betrachtet, iſt voll Charakter und Wahrheit.
Die Muſkeln fließen vortrefflich in einander, und ſind
mit der ſchoͤnſten Haut bedeckt. Die Faͤrbung iſt aus
des Meiſters beſten Zeit; vorzuͤglich aber muß man
das Helldunkle und die Behandlung bewundern. Ich
werde Gelegenheit finden, von dieſem Meiſter noch
anderswo zu reden.

Zwei-
5) Rafaele Motta, gemeiniglich Rafaelino da Reggio
genannt geb. 1552. geſt. 1580. Schuͤler der Zucheri
und ihrer Zeitgenoſſen. Stil der Nachahmer Ra-
phaels und der Florentiner in der Zeichnung; des
Baroccio im Colorit.
6) Carita Romana nennt man die Vorſtellung der
zaͤrtlichen Tochter, die ihren Vater, der verurtheilt
war, im Gefaͤngniſſe Hungers zu verſchmachten,
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[280/0302] Pallaſt Borgheſe. und abgeſtanden in der Faͤrbung. Er ſtarb 1530. Seine beſten Gemaͤhlde ſind zu Florenz. Tobias mit dem Engel, vom Rafaelino da Reggio. 5) Ich zeige dieſes Bild an, weil es Auguſtino Caraccio in Kupfer geſtochen hat. Das ſchoͤnſte Bild in dieſem Zimmer iſt † ein alter Greis in Feſſeln geſchlagen, der den Kopf um- drehet, waͤhrend daß eine junge Frauensperſon durch das Gitter des Fenſters des Gefaͤngniſ- ſes guckt. Dies Bild iſt vom Guercino. Man nennt es gemeiniglich eine Carita Romana. 6) Da die Bedeutung zweifelhaft iſt, ſo mag ich nicht uͤber die Richtigkeit des Ausdrucks urtheilen. Jeder Kopf fuͤr ſich betrachtet, iſt voll Charakter und Wahrheit. Die Muſkeln fließen vortrefflich in einander, und ſind mit der ſchoͤnſten Haut bedeckt. Die Faͤrbung iſt aus des Meiſters beſten Zeit; vorzuͤglich aber muß man das Helldunkle und die Behandlung bewundern. Ich werde Gelegenheit finden, von dieſem Meiſter noch anderswo zu reden. Zwei- 5) Rafaele Motta, gemeiniglich Rafaelino da Reggio genannt geb. 1552. geſt. 1580. Schuͤler der Zucheri und ihrer Zeitgenoſſen. Stil der Nachahmer Ra- phaels und der Florentiner in der Zeichnung; des Baroccio im Colorit. 6) Carita Romana nennt man die Vorſtellung der zaͤrtlichen Tochter, die ihren Vater, der verurtheilt war, im Gefaͤngniſſe Hungers zu verſchmachten, mit ihrer Milch ernaͤhrte.

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/302>, abgerufen am 12.05.2024.