Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.Der Vaticanische Pallast. Sobald man sich aber zu dem Einzelnen wendet, Den Körper der Zeit allein ausgenommen -- Ueber der einen Thür St. Petrus sitzend. nii und Kin- der von Mengs Zu beiden Seiten desselben + zwei Genii, de- Gegen über Moses. Man sagt, der Kopf sey An
Der Vaticaniſche Pallaſt. Sobald man ſich aber zu dem Einzelnen wendet, Den Koͤrper der Zeit allein ausgenommen — Ueber der einen Thuͤr St. Petrus ſitzend. nii und Kin- der von Mengs Zu beiden Seiten deſſelben † zwei Genii, de- Gegen uͤber Moſes. Man ſagt, der Kopf ſey An
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Der Vaticaniſche Pallaſt.
Sobald man ſich aber zu dem Einzelnen wendet,
ſo erſcheint Mengs in aller ſeiner Groͤße.
Den Koͤrper der Zeit allein ausgenommen —
denn dieſer iſt fuͤr das Uebrige zu unedel, — zeigt
ſich die ſchoͤnſte Wahl in Koͤpfen und Formen. Die
Zeichnung iſt aͤußerſt correct. Das Colorit, ſowohl
an und fuͤr ſich ſelbſt als in Ruͤckſicht auf die Schwie-
rigkeiten der Freſco, Mahlerei erweckt durch Wahrheit,
Kraft und Lieblichkeit Bewunderung, und eben dies
kann man von der Haltung ſagen. Als ausgezeichnet
ſchoͤne Theile bemerke ich die Bruſt der Geſchichte,
den Kopf des Genius, die Leichtigkeit des Flugs der
Renommee.
Ueber der einen Thuͤr St. Petrus ſitzend.
Ich finde ihn nicht ſehr edel, aber ſehr wahr.
Zu beiden Seiten deſſelben † zwei Genii, de-
ren Koͤrper zu den ſchoͤnſten gehoͤren, vielleicht die
ſchoͤnſten ſind, die die neuere Mahlerei aufzuweiſen
hat. Die Koͤpfe wuͤrden noch reitzender ſeyn, wenn
nicht in dem Untertheile derſelben eine zu kleinliche
Suͤßlichkeit herrſchte. Uebrigens ſind ſie mit dem
Griffel der Antike gezeichnet, mit Tizians Pinſel colo-
rirt, und mit Correggios Zauberfackel beleuchtet.
Gegen uͤber Moſes. Man ſagt, der Kopf ſey
ein Portrait des Pabſtes Lambertini. Gewiß iſt es,
daß er nicht den Charakter der Groͤße an ſich traͤgt,
die man von einem Geſetzgeber erwartet. Die ver-
kuͤrzte Hand iſt unvergleichlich, das Gewand iſt ein
wenig ſchwerfaͤllig, und die Falten ſind zu muͤhſam
gelegt; ein Fehler, in den dieſer Kuͤnſtler oͤfterer
verfiel.
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