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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.

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Der Vaticanische Pallast.
als Personen, die unsere Aufmerksamkeit sogleich auf
sich ziehen sollen. Der liebenswürdige Dichter der
Philosophie, dessen Vernunft so gern auf der Leiter
der Einbildungskraft dieser Welt entklimmte, zeigt
mit aufgehobener Hand jene obern Regionen, in denen
er sich dem Wesen zu nähern suchte, von dem er sich
als einen Ausfluß ansah. Aristoteles scheint ihm diese
tröstende, aber freilich gefährliche, Schwärmerei, zu
verweisen, er streckt die Hand gegen die Erde aus,
und sucht ihn auf die Welt, die ihn umgiebt, zurück-
zuführen.

Unter den Umstehenden ist der Ausdruck der Be-
wunderung und der Aufmerksamkeit unverkennbar.
Der vordere schöne Alte linker Hand wird für den
Cardinal Bembo gehalten. Mir hat auch der Jüng-
ling linker Hand sehr gefallen, dessen Blick und über-
einandergeschlagene Arme einen aufwiegenden Denker
anzeigen, dem man nicht leicht eine Idee aufdringt.
Der Mahler soll durch ihn den Alexander haben vor-
stellen wollen. Die beiden Personen, deren eine der
andern die beiden Lehrer bekannt macht, sind der Na-
tur abgestohlen.

Linker Hand die Gruppe des Socrates. Dieser
Philosoph, der sich eben so sehr durch die Gemein-
nützigkeit seiner Lehren, als durch die Gabe, sich ver-
ständlich zu machen, auszeichnete, zählt seine Lehr-
sätze an den Fingern ab; ein Zeichen, welches nach
einem beinahe jedem Volke eigenen Sprachgebrauche
auf Klarheit und Ordnung in den Gedanken, und
auf Deutlichkeit im Ausdruck zurückführt. Unter den
Zuhörern dieses Weisen charakterisirt die nachläßige

und

Der Vaticaniſche Pallaſt.
als Perſonen, die unſere Aufmerkſamkeit ſogleich auf
ſich ziehen ſollen. Der liebenswuͤrdige Dichter der
Philoſophie, deſſen Vernunft ſo gern auf der Leiter
der Einbildungskraft dieſer Welt entklimmte, zeigt
mit aufgehobener Hand jene obern Regionen, in denen
er ſich dem Weſen zu naͤhern ſuchte, von dem er ſich
als einen Ausfluß anſah. Ariſtoteles ſcheint ihm dieſe
troͤſtende, aber freilich gefaͤhrliche, Schwaͤrmerei, zu
verweiſen, er ſtreckt die Hand gegen die Erde aus,
und ſucht ihn auf die Welt, die ihn umgiebt, zuruͤck-
zufuͤhren.

Unter den Umſtehenden iſt der Ausdruck der Be-
wunderung und der Aufmerkſamkeit unverkennbar.
Der vordere ſchoͤne Alte linker Hand wird fuͤr den
Cardinal Bembo gehalten. Mir hat auch der Juͤng-
ling linker Hand ſehr gefallen, deſſen Blick und uͤber-
einandergeſchlagene Arme einen aufwiegenden Denker
anzeigen, dem man nicht leicht eine Idee aufdringt.
Der Mahler ſoll durch ihn den Alexander haben vor-
ſtellen wollen. Die beiden Perſonen, deren eine der
andern die beiden Lehrer bekannt macht, ſind der Na-
tur abgeſtohlen.

Linker Hand die Gruppe des Socrates. Dieſer
Philoſoph, der ſich eben ſo ſehr durch die Gemein-
nuͤtzigkeit ſeiner Lehren, als durch die Gabe, ſich ver-
ſtaͤndlich zu machen, auszeichnete, zaͤhlt ſeine Lehr-
ſaͤtze an den Fingern ab; ein Zeichen, welches nach
einem beinahe jedem Volke eigenen Sprachgebrauche
auf Klarheit und Ordnung in den Gedanken, und
auf Deutlichkeit im Ausdruck zuruͤckfuͤhrt. Unter den
Zuhoͤrern dieſes Weiſen charakteriſirt die nachlaͤßige

und
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[164/0186] Der Vaticaniſche Pallaſt. als Perſonen, die unſere Aufmerkſamkeit ſogleich auf ſich ziehen ſollen. Der liebenswuͤrdige Dichter der Philoſophie, deſſen Vernunft ſo gern auf der Leiter der Einbildungskraft dieſer Welt entklimmte, zeigt mit aufgehobener Hand jene obern Regionen, in denen er ſich dem Weſen zu naͤhern ſuchte, von dem er ſich als einen Ausfluß anſah. Ariſtoteles ſcheint ihm dieſe troͤſtende, aber freilich gefaͤhrliche, Schwaͤrmerei, zu verweiſen, er ſtreckt die Hand gegen die Erde aus, und ſucht ihn auf die Welt, die ihn umgiebt, zuruͤck- zufuͤhren. Unter den Umſtehenden iſt der Ausdruck der Be- wunderung und der Aufmerkſamkeit unverkennbar. Der vordere ſchoͤne Alte linker Hand wird fuͤr den Cardinal Bembo gehalten. Mir hat auch der Juͤng- ling linker Hand ſehr gefallen, deſſen Blick und uͤber- einandergeſchlagene Arme einen aufwiegenden Denker anzeigen, dem man nicht leicht eine Idee aufdringt. Der Mahler ſoll durch ihn den Alexander haben vor- ſtellen wollen. Die beiden Perſonen, deren eine der andern die beiden Lehrer bekannt macht, ſind der Na- tur abgeſtohlen. Linker Hand die Gruppe des Socrates. Dieſer Philoſoph, der ſich eben ſo ſehr durch die Gemein- nuͤtzigkeit ſeiner Lehren, als durch die Gabe, ſich ver- ſtaͤndlich zu machen, auszeichnete, zaͤhlt ſeine Lehr- ſaͤtze an den Fingern ab; ein Zeichen, welches nach einem beinahe jedem Volke eigenen Sprachgebrauche auf Klarheit und Ordnung in den Gedanken, und auf Deutlichkeit im Ausdruck zuruͤckfuͤhrt. Unter den Zuhoͤrern dieſes Weiſen charakteriſirt die nachlaͤßige und

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/186>, abgerufen am 28.11.2024.