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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.

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Der Vaticanische Pallast.
denen der eine von vorn, der andere von hinten den
Körper hat bedecken sollen, und auf den Schultern
zusammengeknüpft wurde, hängt über den einen Arm
herab. 27 b)

Ein sitzender Trajan aus Villa Mattei. Der
Kopf scheint nicht ächt zu seyn, und ist sehr beschädigt.

+ August. Eine schöne edle Figur deren Ober-
leib nackt ist. Um die Lenden ist ein Mantel geschla-
gen. Man behauptet, diese Figur sey unversehrt;
aber die Beine sind unstreitig neu.

+ Eine kleine sitzende Muse, Urania ge-
nannt. Sie trägt Federn auf dem Kopfe, ein Zei-
chen des Sieges, den die Musen über die Sirenen
davon trugen. Des reitzenden Charakters, und des
Gewandes wegen zu bemerken.

Commodus zu Pferde, unter Lebensgröße,
aus dem Pallast Mattei. Mittelmäßig. Ich zeige
sie an, weil Bernini die Idee des Pferdes seines
Constantins davon entlehnt haben soll. Eine Hand-
werkeranekdote!

Diese
27 b) Visconti im Museo Clementino hält diese Fi-
gur für einen Apollo Musagetes. T. I. tav. 23.
Ich war auf diese Vermuthung gekommen, ehe ich
die Meinung dieses Autors wußte, und halte sie
daher nicht für unwahrscheinlich. Diese Figur
stand ehemals im Garten des Pallasts Quirinale.
Winkelmann G. d. K. W. Edit. S. 487. erwähnt
ihrer mit Ruhme, des reitzenden Kopfes wegen.
Mich dünkt er hat Recht. Fea in seiner Ueberse-
tzung T. II. S. 118. not. B. sagt: sie verdiene das
Lob nicht ganz, aber man sehe ihr an, daß sie nach
einem guten Originale gearbeitet sey.

Der Vaticaniſche Pallaſt.
denen der eine von vorn, der andere von hinten den
Koͤrper hat bedecken ſollen, und auf den Schultern
zuſammengeknuͤpft wurde, haͤngt uͤber den einen Arm
herab. 27 b)

Ein ſitzender Trajan aus Villa Mattei. Der
Kopf ſcheint nicht aͤcht zu ſeyn, und iſt ſehr beſchaͤdigt.

Auguſt. Eine ſchoͤne edle Figur deren Ober-
leib nackt iſt. Um die Lenden iſt ein Mantel geſchla-
gen. Man behauptet, dieſe Figur ſey unverſehrt;
aber die Beine ſind unſtreitig neu.

Eine kleine ſitzende Muſe, Urania ge-
nannt. Sie traͤgt Federn auf dem Kopfe, ein Zei-
chen des Sieges, den die Muſen uͤber die Sirenen
davon trugen. Des reitzenden Charakters, und des
Gewandes wegen zu bemerken.

Commodus zu Pferde, unter Lebensgroͤße,
aus dem Pallaſt Mattei. Mittelmaͤßig. Ich zeige
ſie an, weil Bernini die Idee des Pferdes ſeines
Conſtantins davon entlehnt haben ſoll. Eine Hand-
werkeranekdote!

Dieſe
27 b) Viſconti im Muſeo Clementino haͤlt dieſe Fi-
gur fuͤr einen Apollo Muſagetes. T. I. tav. 23.
Ich war auf dieſe Vermuthung gekommen, ehe ich
die Meinung dieſes Autors wußte, und halte ſie
daher nicht fuͤr unwahrſcheinlich. Dieſe Figur
ſtand ehemals im Garten des Pallaſts Quirinale.
Winkelmann G. d. K. W. Edit. S. 487. erwaͤhnt
ihrer mit Ruhme, des reitzenden Kopfes wegen.
Mich duͤnkt er hat Recht. Fea in ſeiner Ueberſe-
tzung T. II. S. 118. not. B. ſagt: ſie verdiene das
Lob nicht ganz, aber man ſehe ihr an, daß ſie nach
einem guten Originale gearbeitet ſey.
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[102/0124] Der Vaticaniſche Pallaſt. denen der eine von vorn, der andere von hinten den Koͤrper hat bedecken ſollen, und auf den Schultern zuſammengeknuͤpft wurde, haͤngt uͤber den einen Arm herab. 27 b) Ein ſitzender Trajan aus Villa Mattei. Der Kopf ſcheint nicht aͤcht zu ſeyn, und iſt ſehr beſchaͤdigt. † Auguſt. Eine ſchoͤne edle Figur deren Ober- leib nackt iſt. Um die Lenden iſt ein Mantel geſchla- gen. Man behauptet, dieſe Figur ſey unverſehrt; aber die Beine ſind unſtreitig neu. † Eine kleine ſitzende Muſe, Urania ge- nannt. Sie traͤgt Federn auf dem Kopfe, ein Zei- chen des Sieges, den die Muſen uͤber die Sirenen davon trugen. Des reitzenden Charakters, und des Gewandes wegen zu bemerken. Commodus zu Pferde, unter Lebensgroͤße, aus dem Pallaſt Mattei. Mittelmaͤßig. Ich zeige ſie an, weil Bernini die Idee des Pferdes ſeines Conſtantins davon entlehnt haben ſoll. Eine Hand- werkeranekdote! Dieſe 27 b) Viſconti im Muſeo Clementino haͤlt dieſe Fi- gur fuͤr einen Apollo Muſagetes. T. I. tav. 23. Ich war auf dieſe Vermuthung gekommen, ehe ich die Meinung dieſes Autors wußte, und halte ſie daher nicht fuͤr unwahrſcheinlich. Dieſe Figur ſtand ehemals im Garten des Pallaſts Quirinale. Winkelmann G. d. K. W. Edit. S. 487. erwaͤhnt ihrer mit Ruhme, des reitzenden Kopfes wegen. Mich duͤnkt er hat Recht. Fea in ſeiner Ueberſe- tzung T. II. S. 118. not. B. ſagt: ſie verdiene das Lob nicht ganz, aber man ſehe ihr an, daß ſie nach einem guten Originale gearbeitet ſey.

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/124>, abgerufen am 06.05.2024.