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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Abbitte
schlechts an; und eben um deßwillen werfe ich
mich vor ihnen auf meine Kniee, bezeuge ihnen die
bußfertigste Reue, küsse ihre Hände, und bitte um
Vergebung. Könnte man wohl eine verwegnere
Lästerung erdenken, als die war, da ich sagte, daß
man den Frauenzimmern wenigstens die Hälfte der
menschlichen Fehler vorwerfen könne, da sie die
Hälfte des menschlichen Geschlechts ausmachten?
Jch habe die Verwegenheit gehabt, zu sagen, daß
Selinde eitel genug ist, auf ihre Schönheit stolz
zu seyn; daß Orimene die Verdienste anderer
nur nach dem äußerlichen Putze schätzt; daß Leo-
nore
von der ganzen Stadt Böses spricht; daß
Celsa durch ihre Rangstreitigkeiten die freund-
schaftlichsten Familien in Uneinigkeit verwickelt;
daß Alcimedore durch ihren unüberlegten Auf-
wand den Mann an den Bettelstab, und ihre Kin-
der um das Brodt bringt; daß die fromme Agnese
unversöhnlich wütet, sobald sie beleidigt wird;
daß es bey Rosamunden ein Theil ihres Gottes-
dienstes ist, wenn sie sich geputzt in der Kirche
sehen läßt; daß Florinde sich weder der Wirth-
schaft, noch der Erziehung ihrer Kinder annimmt,
welche doch gewisser ihre, als ihres Mannes Kin-
der sind; daß Kalliste pedantisch stolz ist, weil
sie noch etwas mehr versteht, als das Kochen;
daß eine Frau aus der großen Welt zu heirathen,
für viele ein gewisser Schritt zum Hospitale ist;
daß Gurda eine Thörinn ist, weil sie noch so eitel
seyn kann, ihrem verrunzelten Gesichte Anbeter
zu erbuhlen.

Das

Abbitte
ſchlechts an; und eben um deßwillen werfe ich
mich vor ihnen auf meine Kniee, bezeuge ihnen die
bußfertigſte Reue, kuͤſſe ihre Haͤnde, und bitte um
Vergebung. Koͤnnte man wohl eine verwegnere
Laͤſterung erdenken, als die war, da ich ſagte, daß
man den Frauenzimmern wenigſtens die Haͤlfte der
menſchlichen Fehler vorwerfen koͤnne, da ſie die
Haͤlfte des menſchlichen Geſchlechts ausmachten?
Jch habe die Verwegenheit gehabt, zu ſagen, daß
Selinde eitel genug iſt, auf ihre Schoͤnheit ſtolz
zu ſeyn; daß Orimene die Verdienſte anderer
nur nach dem aͤußerlichen Putze ſchaͤtzt; daß Leo-
nore
von der ganzen Stadt Boͤſes ſpricht; daß
Celſa durch ihre Rangſtreitigkeiten die freund-
ſchaftlichſten Familien in Uneinigkeit verwickelt;
daß Alcimedore durch ihren unuͤberlegten Auf-
wand den Mann an den Bettelſtab, und ihre Kin-
der um das Brodt bringt; daß die fromme Agneſe
unverſoͤhnlich wuͤtet, ſobald ſie beleidigt wird;
daß es bey Roſamunden ein Theil ihres Gottes-
dienſtes iſt, wenn ſie ſich geputzt in der Kirche
ſehen laͤßt; daß Florinde ſich weder der Wirth-
ſchaft, noch der Erziehung ihrer Kinder annimmt,
welche doch gewiſſer ihre, als ihres Mannes Kin-
der ſind; daß Kalliſte pedantiſch ſtolz iſt, weil
ſie noch etwas mehr verſteht, als das Kochen;
daß eine Frau aus der großen Welt zu heirathen,
fuͤr viele ein gewiſſer Schritt zum Hoſpitale iſt;
daß Gurda eine Thoͤrinn iſt, weil ſie noch ſo eitel
ſeyn kann, ihrem verrunzelten Geſichte Anbeter
zu erbuhlen.

Das
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[578[576]/0600] Abbitte ſchlechts an; und eben um deßwillen werfe ich mich vor ihnen auf meine Kniee, bezeuge ihnen die bußfertigſte Reue, kuͤſſe ihre Haͤnde, und bitte um Vergebung. Koͤnnte man wohl eine verwegnere Laͤſterung erdenken, als die war, da ich ſagte, daß man den Frauenzimmern wenigſtens die Haͤlfte der menſchlichen Fehler vorwerfen koͤnne, da ſie die Haͤlfte des menſchlichen Geſchlechts ausmachten? Jch habe die Verwegenheit gehabt, zu ſagen, daß Selinde eitel genug iſt, auf ihre Schoͤnheit ſtolz zu ſeyn; daß Orimene die Verdienſte anderer nur nach dem aͤußerlichen Putze ſchaͤtzt; daß Leo- nore von der ganzen Stadt Boͤſes ſpricht; daß Celſa durch ihre Rangſtreitigkeiten die freund- ſchaftlichſten Familien in Uneinigkeit verwickelt; daß Alcimedore durch ihren unuͤberlegten Auf- wand den Mann an den Bettelſtab, und ihre Kin- der um das Brodt bringt; daß die fromme Agneſe unverſoͤhnlich wuͤtet, ſobald ſie beleidigt wird; daß es bey Roſamunden ein Theil ihres Gottes- dienſtes iſt, wenn ſie ſich geputzt in der Kirche ſehen laͤßt; daß Florinde ſich weder der Wirth- ſchaft, noch der Erziehung ihrer Kinder annimmt, welche doch gewiſſer ihre, als ihres Mannes Kin- der ſind; daß Kalliſte pedantiſch ſtolz iſt, weil ſie noch etwas mehr verſteht, als das Kochen; daß eine Frau aus der großen Welt zu heirathen, fuͤr viele ein gewiſſer Schritt zum Hoſpitale iſt; daß Gurda eine Thoͤrinn iſt, weil ſie noch ſo eitel ſeyn kann, ihrem verrunzelten Geſichte Anbeter zu erbuhlen. Das

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 578[576]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/600>, abgerufen am 23.11.2024.