ger zu ungeduldig, als daß ich bey allen denjeni- gen, welche meine Satire gegeißelt hat, um Ver- gebung bitten könnte. Es mag itzt bey einer Pro- be sein Bewenden haben, die ich von meinem reui- gen Autorgewissen, und von dem ernstlichen Ver- langen geben will, das ich habe, mich mit allen Thoren auszusöhnen. Jch hoffe, sie sollen nicht unerbittlich seyn; und erlange ich durch diesen Versuch die gewünschte Vergebung, so soll es ei- ne von meinen ersten und wichtigsten Beschäfftigun- gen seyn, allen denenjenigen Abbitte und Ehrener- klärung zu thun, die ich in gegenwärtiger Abhand- lung nicht habe nennen können.
Meine Spöttereyen über diejenigen Mäcena- ten, welche nur der Misbrauch, und der Hunger unsrer Schriftsteller zu Mäcenaten macht, sind un- gerechte Spöttereyen gewesen. Was habe ich nöthig gehabt, ihnen ihre Unwissenheit, ihren schlechten Geschmack, und ihre Härte gegen die nothleidenden Musen vorzuwerfen, da alles die- ses so vornehme Fehler sind, welche die Mode rechtfertigt? Nicht an ihnen liegt die Schuld, son- dern an ihren bettelnden Clienten. Wer heißt denn diesen, einen Mann zum Mäcenaten zu ma- chen, der vielleicht ein guter Mäkler ist? Von schönen Wissenschaften hat er gar keinen Geschmack: Aber fragt ihn etwas von reichen Stoffen, von Spitzen, von einer Tracht, von Aufputzung der Zimmer, von Einrichtung der Eqvipage, von ei-
nem
Abbitte
ger zu ungeduldig, als daß ich bey allen denjeni- gen, welche meine Satire gegeißelt hat, um Ver- gebung bitten koͤnnte. Es mag itzt bey einer Pro- be ſein Bewenden haben, die ich von meinem reui- gen Autorgewiſſen, und von dem ernſtlichen Ver- langen geben will, das ich habe, mich mit allen Thoren auszuſoͤhnen. Jch hoffe, ſie ſollen nicht unerbittlich ſeyn; und erlange ich durch dieſen Verſuch die gewuͤnſchte Vergebung, ſo ſoll es ei- ne von meinen erſten und wichtigſten Beſchaͤfftigun- gen ſeyn, allen denenjenigen Abbitte und Ehrener- klaͤrung zu thun, die ich in gegenwaͤrtiger Abhand- lung nicht habe nennen koͤnnen.
Meine Spoͤttereyen uͤber diejenigen Maͤcena- ten, welche nur der Misbrauch, und der Hunger unſrer Schriftſteller zu Maͤcenaten macht, ſind un- gerechte Spoͤttereyen geweſen. Was habe ich noͤthig gehabt, ihnen ihre Unwiſſenheit, ihren ſchlechten Geſchmack, und ihre Haͤrte gegen die nothleidenden Muſen vorzuwerfen, da alles die- ſes ſo vornehme Fehler ſind, welche die Mode rechtfertigt? Nicht an ihnen liegt die Schuld, ſon- dern an ihren bettelnden Clienten. Wer heißt denn dieſen, einen Mann zum Maͤcenaten zu ma- chen, der vielleicht ein guter Maͤkler iſt? Von ſchoͤnen Wiſſenſchaften hat er gar keinen Geſchmack: Aber fragt ihn etwas von reichen Stoffen, von Spitzen, von einer Tracht, von Aufputzung der Zimmer, von Einrichtung der Eqvipage, von ei-
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[568[566]/0590]
Abbitte
ger zu ungeduldig, als daß ich bey allen denjeni-
gen, welche meine Satire gegeißelt hat, um Ver-
gebung bitten koͤnnte. Es mag itzt bey einer Pro-
be ſein Bewenden haben, die ich von meinem reui-
gen Autorgewiſſen, und von dem ernſtlichen Ver-
langen geben will, das ich habe, mich mit allen
Thoren auszuſoͤhnen. Jch hoffe, ſie ſollen nicht
unerbittlich ſeyn; und erlange ich durch dieſen
Verſuch die gewuͤnſchte Vergebung, ſo ſoll es ei-
ne von meinen erſten und wichtigſten Beſchaͤfftigun-
gen ſeyn, allen denenjenigen Abbitte und Ehrener-
klaͤrung zu thun, die ich in gegenwaͤrtiger Abhand-
lung nicht habe nennen koͤnnen.
Meine Spoͤttereyen uͤber diejenigen Maͤcena-
ten, welche nur der Misbrauch, und der Hunger
unſrer Schriftſteller zu Maͤcenaten macht, ſind un-
gerechte Spoͤttereyen geweſen. Was habe ich
noͤthig gehabt, ihnen ihre Unwiſſenheit, ihren
ſchlechten Geſchmack, und ihre Haͤrte gegen die
nothleidenden Muſen vorzuwerfen, da alles die-
ſes ſo vornehme Fehler ſind, welche die Mode
rechtfertigt? Nicht an ihnen liegt die Schuld, ſon-
dern an ihren bettelnden Clienten. Wer heißt
denn dieſen, einen Mann zum Maͤcenaten zu ma-
chen, der vielleicht ein guter Maͤkler iſt? Von
ſchoͤnen Wiſſenſchaften hat er gar keinen Geſchmack:
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 568[566]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/590>, abgerufen am 22.11.2024.
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