Wenn ein Satirenschreiber die billige Absicht hat, durch seine Schriften nur die schädli- chen und unanständigen Thorheiten der Menschen verhaßt, oder lächerlich zu machen, ohne einen Menschen persönlich zu beleidigen: so kann ihm allerdings nichts empfindlicher seyn, als der lieb- lose Vorwitz dererjenigen, welche zu allen Charak- tern ein Original aufsuchen, und sich mit Ferti- gung der Schlüssel zu seinen Satiren, ohne Beruf beschäfftigen.
Jch habe mich, gleich bey dem Anfange meiner Schriften sehr weitläuftig über diesen Punct er- klärt, und meinen Lesern, so wohl durch eine Auf- gabe allgemeiner Abschilderungen, als durch Be- kanntmachung verschiedner Briefe über die ver- meynten Entdeckungen dieser Abschilderungen, ge- zeigt (*), wie ungewiß ihre Vermuthungen sind, wie beleidigend eine solche Beschäfftigung, und wie unanständig sie sey.
Das schmeichelhafte Vergnügen, die lächerli- chen Thorheiten an andern zu suchen, um selbst desto vollkommener zu scheinen, ist vermuthlich einem großen Theile meiner Leser zu angenehm, als daß dergleichen Vorstellungen vermögend gewesen
wären,
(*) S. den Vorbericht vom Misbrauche der Satire, im ersten Theile der satirischen Schriften.
Die verſprochene Fortſetzung.
Wenn ein Satirenſchreiber die billige Abſicht hat, durch ſeine Schriften nur die ſchaͤdli- chen und unanſtaͤndigen Thorheiten der Menſchen verhaßt, oder laͤcherlich zu machen, ohne einen Menſchen perſoͤnlich zu beleidigen: ſo kann ihm allerdings nichts empfindlicher ſeyn, als der lieb- loſe Vorwitz dererjenigen, welche zu allen Charak- tern ein Original aufſuchen, und ſich mit Ferti- gung der Schluͤſſel zu ſeinen Satiren, ohne Beruf beſchaͤfftigen.
Jch habe mich, gleich bey dem Anfange meiner Schriften ſehr weitlaͤuftig uͤber dieſen Punct er- klaͤrt, und meinen Leſern, ſo wohl durch eine Auf- gabe allgemeiner Abſchilderungen, als durch Be- kanntmachung verſchiedner Briefe uͤber die ver- meynten Entdeckungen dieſer Abſchilderungen, ge- zeigt (*), wie ungewiß ihre Vermuthungen ſind, wie beleidigend eine ſolche Beſchaͤfftigung, und wie unanſtaͤndig ſie ſey.
Das ſchmeichelhafte Vergnuͤgen, die laͤcherli- chen Thorheiten an andern zu ſuchen, um ſelbſt deſto vollkommener zu ſcheinen, iſt vermuthlich einem großen Theile meiner Leſer zu angenehm, als daß dergleichen Vorſtellungen vermoͤgend geweſen
waͤren,
(*) S. den Vorbericht vom Misbrauche der Satire, im erſten Theile der ſatiriſchen Schriften.
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[555[553]/0577]
Die verſprochene Fortſetzung.
Wenn ein Satirenſchreiber die billige Abſicht
hat, durch ſeine Schriften nur die ſchaͤdli-
chen und unanſtaͤndigen Thorheiten der Menſchen
verhaßt, oder laͤcherlich zu machen, ohne einen
Menſchen perſoͤnlich zu beleidigen: ſo kann ihm
allerdings nichts empfindlicher ſeyn, als der lieb-
loſe Vorwitz dererjenigen, welche zu allen Charak-
tern ein Original aufſuchen, und ſich mit Ferti-
gung der Schluͤſſel zu ſeinen Satiren, ohne Beruf
beſchaͤfftigen.
Jch habe mich, gleich bey dem Anfange meiner
Schriften ſehr weitlaͤuftig uͤber dieſen Punct er-
klaͤrt, und meinen Leſern, ſo wohl durch eine Auf-
gabe allgemeiner Abſchilderungen, als durch Be-
kanntmachung verſchiedner Briefe uͤber die ver-
meynten Entdeckungen dieſer Abſchilderungen, ge-
zeigt (*), wie ungewiß ihre Vermuthungen ſind,
wie beleidigend eine ſolche Beſchaͤfftigung, und wie
unanſtaͤndig ſie ſey.
Das ſchmeichelhafte Vergnuͤgen, die laͤcherli-
chen Thorheiten an andern zu ſuchen, um ſelbſt
deſto vollkommener zu ſcheinen, iſt vermuthlich
einem großen Theile meiner Leſer zu angenehm, als
daß dergleichen Vorſtellungen vermoͤgend geweſen
waͤren,
(*) S. den Vorbericht vom Misbrauche der Satire, im
erſten Theile der ſatiriſchen Schriften.
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 555[553]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/577>, abgerufen am 22.11.2024.
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