Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite

Antons Panßa von Mancha
schreckliches Urtheil ist? Jch mache mir ein Be-
denken, sie zu meiner Gedankensteuer zu ziehen.
Die ganze Gesellschaft der andern Contribuenten
würde sich ihrer schämen müssen: Denn diese
Steuer ist nur für lächerliche Thoren entworfen,
und nicht für Bösewichter, welche die Hand des
Richters züchtigen muß. Und dieser will ich sie,
Nichtswürdiger! überlassen.

Wer ist der Unbescheidne, der mich so gewalt-
sam bey der Brust anfaßt? Bin ich an einem
öffentlichen Orte, und in Gegenwart so vieler
Personen nicht sicher? Hier ist meine Uhr, und
meine Börse; mehr habe ich nicht bey mir. - -
Sie wollen beydes nicht? Also sind sie kein Stra-
senräuber? Aber warum packen sie mich so mörde-
risch an? - - - - O das hätte ich nimmermehr erra-
then! Also sind sie ein Advocat, der diesen unglück-
lichen Moralisten, wider den Richter, und wider
mich beystehen will? Aber warum wollen sie mich
Jnjuriarum belangen? Jch habe ja nichts gesagt,
als was sie selbst gestehen müssen. Womit kön-
nen sie es verantworten, daß sie diesem Manne
die falschen Qvittungen gefertigt, und ihn aufge-
muntert haben, einen ungerechten Eid zu schwö-
ren? - - - - Jn ihre Jnauguraldisputation hät-
ten sie dieses mit einfließen lassen? Und man hat
ihnen den Doctorhut aufgesetzt, an statt daß
man sie an den Pranger hätte schließen sollen?
Ueberhaupt ist mir es ganz unbegreiflich, was

sie

Antons Panßa von Mancha
ſchreckliches Urtheil iſt? Jch mache mir ein Be-
denken, ſie zu meiner Gedankenſteuer zu ziehen.
Die ganze Geſellſchaft der andern Contribuenten
wuͤrde ſich ihrer ſchaͤmen muͤſſen: Denn dieſe
Steuer iſt nur fuͤr laͤcherliche Thoren entworfen,
und nicht fuͤr Boͤſewichter, welche die Hand des
Richters zuͤchtigen muß. Und dieſer will ich ſie,
Nichtswuͤrdiger! uͤberlaſſen.

Wer iſt der Unbeſcheidne, der mich ſo gewalt-
ſam bey der Bruſt anfaßt? Bin ich an einem
oͤffentlichen Orte, und in Gegenwart ſo vieler
Perſonen nicht ſicher? Hier iſt meine Uhr, und
meine Boͤrſe; mehr habe ich nicht bey mir. ‒ ‒
Sie wollen beydes nicht? Alſo ſind ſie kein Stra-
ſenraͤuber? Aber warum packen ſie mich ſo moͤrde-
riſch an? ‒ ‒ ‒ ‒ O das haͤtte ich nimmermehr erra-
then! Alſo ſind ſie ein Advocat, der dieſen ungluͤck-
lichen Moraliſten, wider den Richter, und wider
mich beyſtehen will? Aber warum wollen ſie mich
Jnjuriarum belangen? Jch habe ja nichts geſagt,
als was ſie ſelbſt geſtehen muͤſſen. Womit koͤn-
nen ſie es verantworten, daß ſie dieſem Manne
die falſchen Qvittungen gefertigt, und ihn aufge-
muntert haben, einen ungerechten Eid zu ſchwoͤ-
ren? ‒ ‒ ‒ ‒ Jn ihre Jnauguraldiſputation haͤt-
ten ſie dieſes mit einfließen laſſen? Und man hat
ihnen den Doctorhut aufgeſetzt, an ſtatt daß
man ſie an den Pranger haͤtte ſchließen ſollen?
Ueberhaupt iſt mir es ganz unbegreiflich, was

ſie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0352" n="330"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Antons Panßa von Mancha</hi></fw><lb/>
&#x017F;chreckliches Urtheil i&#x017F;t? Jch mache mir ein Be-<lb/>
denken, &#x017F;ie zu meiner Gedanken&#x017F;teuer zu ziehen.<lb/>
Die ganze Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft der andern Contribuenten<lb/>
wu&#x0364;rde &#x017F;ich ihrer &#x017F;cha&#x0364;men mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en: Denn die&#x017F;e<lb/>
Steuer i&#x017F;t nur fu&#x0364;r la&#x0364;cherliche Thoren entworfen,<lb/>
und nicht fu&#x0364;r Bo&#x0364;&#x017F;ewichter, welche die Hand des<lb/>
Richters zu&#x0364;chtigen muß. Und die&#x017F;er will ich &#x017F;ie,<lb/>
Nichtswu&#x0364;rdiger! u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Wer i&#x017F;t der Unbe&#x017F;cheidne, der mich &#x017F;o gewalt-<lb/>
&#x017F;am bey der Bru&#x017F;t anfaßt? Bin ich an einem<lb/>
o&#x0364;ffentlichen Orte, und in Gegenwart &#x017F;o vieler<lb/>
Per&#x017F;onen nicht &#x017F;icher? Hier i&#x017F;t meine Uhr, und<lb/>
meine Bo&#x0364;r&#x017F;e; mehr habe ich nicht bey mir. &#x2012; &#x2012;<lb/>
Sie wollen beydes nicht? Al&#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie kein Stra-<lb/>
&#x017F;enra&#x0364;uber? Aber warum packen &#x017F;ie mich &#x017F;o mo&#x0364;rde-<lb/>
ri&#x017F;ch an? &#x2012; &#x2012; &#x2012; &#x2012; O das ha&#x0364;tte ich nimmermehr erra-<lb/>
then! Al&#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie ein Advocat, der die&#x017F;en unglu&#x0364;ck-<lb/>
lichen Morali&#x017F;ten, wider den Richter, und wider<lb/>
mich bey&#x017F;tehen will? Aber warum wollen &#x017F;ie mich<lb/>
Jnjuriarum belangen? Jch habe ja nichts ge&#x017F;agt,<lb/>
als was &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;tehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Womit ko&#x0364;n-<lb/>
nen &#x017F;ie es verantworten, daß &#x017F;ie die&#x017F;em Manne<lb/>
die fal&#x017F;chen Qvittungen gefertigt, und ihn aufge-<lb/>
muntert haben, einen ungerechten Eid zu &#x017F;chwo&#x0364;-<lb/>
ren? &#x2012; &#x2012; &#x2012; &#x2012; Jn ihre Jnauguraldi&#x017F;putation ha&#x0364;t-<lb/>
ten &#x017F;ie die&#x017F;es mit einfließen la&#x017F;&#x017F;en? Und man hat<lb/>
ihnen den Doctorhut aufge&#x017F;etzt, an &#x017F;tatt daß<lb/>
man &#x017F;ie an den Pranger ha&#x0364;tte &#x017F;chließen &#x017F;ollen?<lb/>
Ueberhaupt i&#x017F;t mir es ganz unbegreiflich, was<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ie</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[330/0352] Antons Panßa von Mancha ſchreckliches Urtheil iſt? Jch mache mir ein Be- denken, ſie zu meiner Gedankenſteuer zu ziehen. Die ganze Geſellſchaft der andern Contribuenten wuͤrde ſich ihrer ſchaͤmen muͤſſen: Denn dieſe Steuer iſt nur fuͤr laͤcherliche Thoren entworfen, und nicht fuͤr Boͤſewichter, welche die Hand des Richters zuͤchtigen muß. Und dieſer will ich ſie, Nichtswuͤrdiger! uͤberlaſſen. Wer iſt der Unbeſcheidne, der mich ſo gewalt- ſam bey der Bruſt anfaßt? Bin ich an einem oͤffentlichen Orte, und in Gegenwart ſo vieler Perſonen nicht ſicher? Hier iſt meine Uhr, und meine Boͤrſe; mehr habe ich nicht bey mir. ‒ ‒ Sie wollen beydes nicht? Alſo ſind ſie kein Stra- ſenraͤuber? Aber warum packen ſie mich ſo moͤrde- riſch an? ‒ ‒ ‒ ‒ O das haͤtte ich nimmermehr erra- then! Alſo ſind ſie ein Advocat, der dieſen ungluͤck- lichen Moraliſten, wider den Richter, und wider mich beyſtehen will? Aber warum wollen ſie mich Jnjuriarum belangen? Jch habe ja nichts geſagt, als was ſie ſelbſt geſtehen muͤſſen. Womit koͤn- nen ſie es verantworten, daß ſie dieſem Manne die falſchen Qvittungen gefertigt, und ihn aufge- muntert haben, einen ungerechten Eid zu ſchwoͤ- ren? ‒ ‒ ‒ ‒ Jn ihre Jnauguraldiſputation haͤt- ten ſie dieſes mit einfließen laſſen? Und man hat ihnen den Doctorhut aufgeſetzt, an ſtatt daß man ſie an den Pranger haͤtte ſchließen ſollen? Ueberhaupt iſt mir es ganz unbegreiflich, was ſie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/352
Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/352>, abgerufen am 19.05.2024.