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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha
ner Gedansteuer ziehen will. Man wird daraus
wahrnehmen können, daß ich diejenigen Schrift-
steller und Gelehrte gewiß nicht vergessen werde,
welche ihre Jahre vernünftig gemacht haben soll-
ten, und welche dem ohnerachtet sich von ihrer
Größe, von ihrer Gelehrsamkeit, von ihren Ver-
diensten um die Welt, und endlich von ihrer Un-
sterblichkeit ganz falsche, oder doch allzu schmeichel-
hafte Begriffe machen. Jch habe schon oben Ge-
legenheit gehabt, einige Proben davon zu geben.
Damit ich diesen Entwurf in ein noch deutlicheres
Licht setze, so will ich ihn mit einigen Zügen ver-
mehren.

Kommen sie näher, meine Herren! Kriechen
sie einmal aus ihren gelehrten Löchern hervor! Sie
sollen die Musterung passiren.

War für ein ungeheurer Schwarm von ge-
lehrtem Pöbel läuft hier zusammen! Was für
finstre und unbekannte Gesichter erblicke ich!

Aber sie, mein Herr, mit der stolzen Autor-
miene, sie kenne ich gar wohl. Diese hochmüthige
Züge habe ich vor dem großen Qvartanten gese-
hen, in welchem sie die Menschen alle Pflichten
lehren wollen, die ein gesittetes und tugendhaftes
Leben erfodert. Jhr stolzes Lächeln verräth die
Zufriedenheit, die sie empfinden, indem sie sehen,
wie genau ich von ihrem Buche unterrichtet bin.
Aber, hüten sie sich wohl, daß sie nicht gar zu zeitig

stolz

Antons Panßa von Mancha
ner Gedanſteuer ziehen will. Man wird daraus
wahrnehmen koͤnnen, daß ich diejenigen Schrift-
ſteller und Gelehrte gewiß nicht vergeſſen werde,
welche ihre Jahre vernuͤnftig gemacht haben ſoll-
ten, und welche dem ohnerachtet ſich von ihrer
Groͤße, von ihrer Gelehrſamkeit, von ihren Ver-
dienſten um die Welt, und endlich von ihrer Un-
ſterblichkeit ganz falſche, oder doch allzu ſchmeichel-
hafte Begriffe machen. Jch habe ſchon oben Ge-
legenheit gehabt, einige Proben davon zu geben.
Damit ich dieſen Entwurf in ein noch deutlicheres
Licht ſetze, ſo will ich ihn mit einigen Zuͤgen ver-
mehren.

Kommen ſie naͤher, meine Herren! Kriechen
ſie einmal aus ihren gelehrten Loͤchern hervor! Sie
ſollen die Muſterung paſſiren.

War fuͤr ein ungeheurer Schwarm von ge-
lehrtem Poͤbel laͤuft hier zuſammen! Was fuͤr
finſtre und unbekannte Geſichter erblicke ich!

Aber ſie, mein Herr, mit der ſtolzen Autor-
miene, ſie kenne ich gar wohl. Dieſe hochmuͤthige
Zuͤge habe ich vor dem großen Qvartanten geſe-
hen, in welchem ſie die Menſchen alle Pflichten
lehren wollen, die ein geſittetes und tugendhaftes
Leben erfodert. Jhr ſtolzes Laͤcheln verraͤth die
Zufriedenheit, die ſie empfinden, indem ſie ſehen,
wie genau ich von ihrem Buche unterrichtet bin.
Aber, huͤten ſie ſich wohl, daß ſie nicht gar zu zeitig

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[326/0348] Antons Panßa von Mancha ner Gedanſteuer ziehen will. Man wird daraus wahrnehmen koͤnnen, daß ich diejenigen Schrift- ſteller und Gelehrte gewiß nicht vergeſſen werde, welche ihre Jahre vernuͤnftig gemacht haben ſoll- ten, und welche dem ohnerachtet ſich von ihrer Groͤße, von ihrer Gelehrſamkeit, von ihren Ver- dienſten um die Welt, und endlich von ihrer Un- ſterblichkeit ganz falſche, oder doch allzu ſchmeichel- hafte Begriffe machen. Jch habe ſchon oben Ge- legenheit gehabt, einige Proben davon zu geben. Damit ich dieſen Entwurf in ein noch deutlicheres Licht ſetze, ſo will ich ihn mit einigen Zuͤgen ver- mehren. Kommen ſie naͤher, meine Herren! Kriechen ſie einmal aus ihren gelehrten Loͤchern hervor! Sie ſollen die Muſterung paſſiren. War fuͤr ein ungeheurer Schwarm von ge- lehrtem Poͤbel laͤuft hier zuſammen! Was fuͤr finſtre und unbekannte Geſichter erblicke ich! Aber ſie, mein Herr, mit der ſtolzen Autor- miene, ſie kenne ich gar wohl. Dieſe hochmuͤthige Zuͤge habe ich vor dem großen Qvartanten geſe- hen, in welchem ſie die Menſchen alle Pflichten lehren wollen, die ein geſittetes und tugendhaftes Leben erfodert. Jhr ſtolzes Laͤcheln verraͤth die Zufriedenheit, die ſie empfinden, indem ſie ſehen, wie genau ich von ihrem Buche unterrichtet bin. Aber, huͤten ſie ſich wohl, daß ſie nicht gar zu zeitig ſtolz

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/348>, abgerufen am 22.11.2024.