Destomehr freue ich mich, da ich eine Gele- genheit habe, diesen sogenannten Gelehrten ein Mittel an die Hand zu geben, wodurch sie sich von allem Vorwurfe befreyen, und der Welt zeigen können, wie nützlich sie einem Lande sind. We- nigstens zur Contribution sind sie vortrefflich zu ge- brauchen: Ein Beweis, daß in der Welt nichts so schlecht und geringe sey, es sey wenigstens zu etwas gut!
Jch will ihrentwegen einen Vorschlag thun, und ich müßte mich sehr irren, wenn sie nicht alle mit dem offnen Beutel in der Hand gelaufen kom- men sollten, um ihre Schatzung zu entrichten.
Von den Gelehrten, die sich Dichter, die aber Vernünftige nur Schmierer, und, wenn sie recht glimpflich urtheilen, Gratulanten nennen, will ich anfangen, da sie selbst gemeiniglich von sich und ihren Schriften zuerst anfangen. Denn nach derjenigen Rangordnung, welche diese Herren auf dem Parnasse eingeführt haben, kommen sie un- mittelbar nach den Halbgöttern. Ja, man hat die Anmerkung gemacht: Je schlechter ein Poet ist, desto höher ist auch der Rang, dessen er sich über andre anmaßt. Um mich bey diesen verewi- genden Reimern einzuschmeicheln, sollen sie unter meinen Gelehrten die ersten seyn, die ich in das Schatzungsregister bringe.
Diejenigen Dichter, welchen die Kritik diesen Titel zugesteht, mag ich nicht einmal schätzen; es
würde
Antons Panßa von Mancha
Deſtomehr freue ich mich, da ich eine Gele- genheit habe, dieſen ſogenannten Gelehrten ein Mittel an die Hand zu geben, wodurch ſie ſich von allem Vorwurfe befreyen, und der Welt zeigen koͤnnen, wie nuͤtzlich ſie einem Lande ſind. We- nigſtens zur Contribution ſind ſie vortrefflich zu ge- brauchen: Ein Beweis, daß in der Welt nichts ſo ſchlecht und geringe ſey, es ſey wenigſtens zu etwas gut!
Jch will ihrentwegen einen Vorſchlag thun, und ich muͤßte mich ſehr irren, wenn ſie nicht alle mit dem offnen Beutel in der Hand gelaufen kom- men ſollten, um ihre Schatzung zu entrichten.
Von den Gelehrten, die ſich Dichter, die aber Vernuͤnftige nur Schmierer, und, wenn ſie recht glimpflich urtheilen, Gratulanten nennen, will ich anfangen, da ſie ſelbſt gemeiniglich von ſich und ihren Schriften zuerſt anfangen. Denn nach derjenigen Rangordnung, welche dieſe Herren auf dem Parnaſſe eingefuͤhrt haben, kommen ſie un- mittelbar nach den Halbgoͤttern. Ja, man hat die Anmerkung gemacht: Je ſchlechter ein Poet iſt, deſto hoͤher iſt auch der Rang, deſſen er ſich uͤber andre anmaßt. Um mich bey dieſen verewi- genden Reimern einzuſchmeicheln, ſollen ſie unter meinen Gelehrten die erſten ſeyn, die ich in das Schatzungsregiſter bringe.
Diejenigen Dichter, welchen die Kritik dieſen Titel zugeſteht, mag ich nicht einmal ſchaͤtzen; es
wuͤrde
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[310/0332]
Antons Panßa von Mancha
Deſtomehr freue ich mich, da ich eine Gele-
genheit habe, dieſen ſogenannten Gelehrten ein
Mittel an die Hand zu geben, wodurch ſie ſich von
allem Vorwurfe befreyen, und der Welt zeigen
koͤnnen, wie nuͤtzlich ſie einem Lande ſind. We-
nigſtens zur Contribution ſind ſie vortrefflich zu ge-
brauchen: Ein Beweis, daß in der Welt nichts
ſo ſchlecht und geringe ſey, es ſey wenigſtens zu
etwas gut!
Jch will ihrentwegen einen Vorſchlag thun,
und ich muͤßte mich ſehr irren, wenn ſie nicht alle
mit dem offnen Beutel in der Hand gelaufen kom-
men ſollten, um ihre Schatzung zu entrichten.
Von den Gelehrten, die ſich Dichter, die
aber Vernuͤnftige nur Schmierer, und, wenn ſie
recht glimpflich urtheilen, Gratulanten nennen,
will ich anfangen, da ſie ſelbſt gemeiniglich von ſich
und ihren Schriften zuerſt anfangen. Denn nach
derjenigen Rangordnung, welche dieſe Herren auf
dem Parnaſſe eingefuͤhrt haben, kommen ſie un-
mittelbar nach den Halbgoͤttern. Ja, man hat
die Anmerkung gemacht: Je ſchlechter ein Poet
iſt, deſto hoͤher iſt auch der Rang, deſſen er ſich
uͤber andre anmaßt. Um mich bey dieſen verewi-
genden Reimern einzuſchmeicheln, ſollen ſie unter
meinen Gelehrten die erſten ſeyn, die ich in das
Schatzungsregiſter bringe.
Diejenigen Dichter, welchen die Kritik dieſen
Titel zugeſteht, mag ich nicht einmal ſchaͤtzen; es
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/332>, abgerufen am 22.11.2024.
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