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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha
und dennoch so ungerecht ist, zu verlangen, daß
die Person, die er zu seinem Weibe gewählt hat,
tugendhafter gelebt habe, als er; er zahlt für diese
Ungerechtigkeit - - - - - 4 fl. -,
und kann hernach behaupten, daß dergleichen
Ausschweifungen, welche das weibliche Geschlecht
unvermeidlich um ihren guten Namen bringen, den
Mannspersonen anständig, und ein Beweis sind,
daß der Mensch, welcher sie begeht, zu leben weis.

Ein Mann, welcher so oft die Redlichkeit an-
drer Weiber verführt hat, und nunmehr bey seiner
Frau die Untreue nicht leiden will, die er sonst
Galanterie nannte; der soll entweder sein ver-
dientes Schicksal ruhig ertragen, und mit geschloß-
nen Augen Abrechnung halten, oder für eine jede
dergleichen Jugendsünde 2 fl. - - Nachschuß
geben, und alsdann verlangen dürfen, daß ihm
seine Frau diese gebüßten Ausschweifungen nicht
wieder vergelte.

Ein Weib, welches ihrem Manne untreu ist,
und dabey sich schmeichelt, daß diejenigen, denen
sie ihren guten Namen aufopfert, sie in ihrem
Herzen wircklich hochachten, und sie nicht für das
halten, was sie in der That ist, die soll nur 1 fl. -,
und also halb so viel geben, als in dem vorste-
henden Satze geordnet ist. Jch finde dieses um
deßwillen billig, weil gemeiniglich ein Frauen-
zimmer mehr verführt wird, als es selbst verführt,

und

Antons Panßa von Mancha
und dennoch ſo ungerecht iſt, zu verlangen, daß
die Perſon, die er zu ſeinem Weibe gewaͤhlt hat,
tugendhafter gelebt habe, als er; er zahlt fuͤr dieſe
Ungerechtigkeit ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ 4 fl. ‒,
und kann hernach behaupten, daß dergleichen
Ausſchweifungen, welche das weibliche Geſchlecht
unvermeidlich um ihren guten Namen bringen, den
Mannsperſonen anſtaͤndig, und ein Beweis ſind,
daß der Menſch, welcher ſie begeht, zu leben weis.

Ein Mann, welcher ſo oft die Redlichkeit an-
drer Weiber verfuͤhrt hat, und nunmehr bey ſeiner
Frau die Untreue nicht leiden will, die er ſonſt
Galanterie nannte; der ſoll entweder ſein ver-
dientes Schickſal ruhig ertragen, und mit geſchloß-
nen Augen Abrechnung halten, oder fuͤr eine jede
dergleichen Jugendſuͤnde 2 fl. ‒ ‒ Nachſchuß
geben, und alsdann verlangen duͤrfen, daß ihm
ſeine Frau dieſe gebuͤßten Ausſchweifungen nicht
wieder vergelte.

Ein Weib, welches ihrem Manne untreu iſt,
und dabey ſich ſchmeichelt, daß diejenigen, denen
ſie ihren guten Namen aufopfert, ſie in ihrem
Herzen wircklich hochachten, und ſie nicht fuͤr das
halten, was ſie in der That iſt, die ſoll nur 1 fl. ‒,
und alſo halb ſo viel geben, als in dem vorſte-
henden Satze geordnet iſt. Jch finde dieſes um
deßwillen billig, weil gemeiniglich ein Frauen-
zimmer mehr verfuͤhrt wird, als es ſelbſt verfuͤhrt,

und
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[286/0308] Antons Panßa von Mancha und dennoch ſo ungerecht iſt, zu verlangen, daß die Perſon, die er zu ſeinem Weibe gewaͤhlt hat, tugendhafter gelebt habe, als er; er zahlt fuͤr dieſe Ungerechtigkeit ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ 4 fl. ‒, und kann hernach behaupten, daß dergleichen Ausſchweifungen, welche das weibliche Geſchlecht unvermeidlich um ihren guten Namen bringen, den Mannsperſonen anſtaͤndig, und ein Beweis ſind, daß der Menſch, welcher ſie begeht, zu leben weis. Ein Mann, welcher ſo oft die Redlichkeit an- drer Weiber verfuͤhrt hat, und nunmehr bey ſeiner Frau die Untreue nicht leiden will, die er ſonſt Galanterie nannte; der ſoll entweder ſein ver- dientes Schickſal ruhig ertragen, und mit geſchloß- nen Augen Abrechnung halten, oder fuͤr eine jede dergleichen Jugendſuͤnde 2 fl. ‒ ‒ Nachſchuß geben, und alsdann verlangen duͤrfen, daß ihm ſeine Frau dieſe gebuͤßten Ausſchweifungen nicht wieder vergelte. Ein Weib, welches ihrem Manne untreu iſt, und dabey ſich ſchmeichelt, daß diejenigen, denen ſie ihren guten Namen aufopfert, ſie in ihrem Herzen wircklich hochachten, und ſie nicht fuͤr das halten, was ſie in der That iſt, die ſoll nur 1 fl. ‒, und alſo halb ſo viel geben, als in dem vorſte- henden Satze geordnet iſt. Jch finde dieſes um deßwillen billig, weil gemeiniglich ein Frauen- zimmer mehr verfuͤhrt wird, als es ſelbſt verfuͤhrt, und

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/308>, abgerufen am 17.05.2024.