Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite

Ant. Panßa von Mancha Abh. etc.
welche nöthig sind, für die Bequemlichkeit derer-
jenigen unter meinen Mitbürgern auf eine dauer-
hafte Art zu sorgen, für welche bisher am wenig-
sten gesorgt worden ist.

Außer dem guten Zeugnisse, welches mir mein
eignes Gewissen von der Billigkeit meiner Absich-
ten giebt, rechtfertigt mich noch ein andrer Um-
stand, der in der spanischen Geschichte bekannt ge-
nug ist. Mein Urältervater, Sancho Panßa,
war einige Zeit Regent der großen Jnsel Bara-
taria *, und machte sich in etlichen Tagen durch
seine Gerechtigkeit, und tiefe Einsicht in die Kunst
zu regieren, um sein Land weit verdienter, als viele
Prinzen, welche von ihren Unterthanen und Nach-
barn dreyßig Jahre lang gefürchtet, und ewig ver-
abscheuet werden. Von dieser Zeit an haben wir
Nachkommen des glorwürdigen Sancho einen in-
nerlichen Trieb zu regieren; und weil bereits alle
Throne und Regierungen besetzt sind, so behalten
wir doch, ungeachtet des traurigen Verfalls unsrer
Familie, beständig, auch als Privatpersonen noch,
den Trieb, die Fehler der Regenten zu beurthei-
len, dem Elende, das ein Land dadurch empfin-
det, abzuhelfen, und allerunterthänige Projecte
zu machen, da wir nicht im Stande sind, Gnaden-
bezeugungen auszutheilen.

Jch, als der einzige männliche Erbe des un-
sterblichen Sancho, besitze diesen Familienschatz
von einigen hundert Projecten, welche meine Vor-

fahren,
* S. Don Qvixote Th. II. Cap. 44.

Ant. Panßa von Mancha Abh. ꝛc.
welche noͤthig ſind, fuͤr die Bequemlichkeit derer-
jenigen unter meinen Mitbuͤrgern auf eine dauer-
hafte Art zu ſorgen, fuͤr welche bisher am wenig-
ſten geſorgt worden iſt.

Außer dem guten Zeugniſſe, welches mir mein
eignes Gewiſſen von der Billigkeit meiner Abſich-
ten giebt, rechtfertigt mich noch ein andrer Um-
ſtand, der in der ſpaniſchen Geſchichte bekannt ge-
nug iſt. Mein Uraͤltervater, Sancho Panßa,
war einige Zeit Regent der großen Jnſel Bara-
taria *, und machte ſich in etlichen Tagen durch
ſeine Gerechtigkeit, und tiefe Einſicht in die Kunſt
zu regieren, um ſein Land weit verdienter, als viele
Prinzen, welche von ihren Unterthanen und Nach-
barn dreyßig Jahre lang gefuͤrchtet, und ewig ver-
abſcheuet werden. Von dieſer Zeit an haben wir
Nachkommen des glorwuͤrdigen Sancho einen in-
nerlichen Trieb zu regieren; und weil bereits alle
Throne und Regierungen beſetzt ſind, ſo behalten
wir doch, ungeachtet des traurigen Verfalls unſrer
Familie, beſtaͤndig, auch als Privatperſonen noch,
den Trieb, die Fehler der Regenten zu beurthei-
len, dem Elende, das ein Land dadurch empfin-
det, abzuhelfen, und allerunterthaͤnige Projecte
zu machen, da wir nicht im Stande ſind, Gnaden-
bezeugungen auszutheilen.

Jch, als der einzige maͤnnliche Erbe des un-
ſterblichen Sancho, beſitze dieſen Familienſchatz
von einigen hundert Projecten, welche meine Vor-

fahren,
* S. Don Qvixote Th. II. Cap. 44.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0277" n="255"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ant. Panßa von Mancha Abh. &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
welche no&#x0364;thig &#x017F;ind, fu&#x0364;r die Bequemlichkeit derer-<lb/>
jenigen unter meinen Mitbu&#x0364;rgern auf eine dauer-<lb/>
hafte Art zu &#x017F;orgen, fu&#x0364;r welche bisher am wenig-<lb/>
&#x017F;ten ge&#x017F;orgt worden i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Außer dem guten Zeugni&#x017F;&#x017F;e, welches mir mein<lb/>
eignes Gewi&#x017F;&#x017F;en von der Billigkeit meiner Ab&#x017F;ich-<lb/>
ten giebt, rechtfertigt mich noch ein andrer Um-<lb/>
&#x017F;tand, der in der &#x017F;pani&#x017F;chen Ge&#x017F;chichte bekannt ge-<lb/>
nug i&#x017F;t. Mein Ura&#x0364;ltervater, Sancho Panßa,<lb/>
war einige Zeit Regent der großen Jn&#x017F;el Bara-<lb/>
taria <note place="foot" n="*">S. Don Qvixote Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> Cap. 44.</note>, und machte &#x017F;ich in etlichen Tagen durch<lb/>
&#x017F;eine Gerechtigkeit, und tiefe Ein&#x017F;icht in die Kun&#x017F;t<lb/>
zu regieren, um &#x017F;ein Land weit verdienter, als viele<lb/>
Prinzen, welche von ihren Unterthanen und Nach-<lb/>
barn dreyßig Jahre lang gefu&#x0364;rchtet, und ewig ver-<lb/>
ab&#x017F;cheuet werden. Von die&#x017F;er Zeit an haben wir<lb/>
Nachkommen des glorwu&#x0364;rdigen Sancho einen in-<lb/>
nerlichen Trieb zu regieren; und weil bereits alle<lb/>
Throne und Regierungen be&#x017F;etzt &#x017F;ind, &#x017F;o behalten<lb/>
wir doch, ungeachtet des traurigen Verfalls un&#x017F;rer<lb/>
Familie, be&#x017F;ta&#x0364;ndig, auch als Privatper&#x017F;onen noch,<lb/>
den Trieb, die Fehler der Regenten zu beurthei-<lb/>
len, dem Elende, das ein Land dadurch empfin-<lb/>
det, abzuhelfen, und alleruntertha&#x0364;nige Projecte<lb/>
zu machen, da wir nicht im Stande &#x017F;ind, Gnaden-<lb/>
bezeugungen auszutheilen.</p><lb/>
          <p>Jch, als der einzige ma&#x0364;nnliche Erbe des un-<lb/>
&#x017F;terblichen Sancho, be&#x017F;itze die&#x017F;en Familien&#x017F;chatz<lb/>
von einigen hundert Projecten, welche meine Vor-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fahren,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[255/0277] Ant. Panßa von Mancha Abh. ꝛc. welche noͤthig ſind, fuͤr die Bequemlichkeit derer- jenigen unter meinen Mitbuͤrgern auf eine dauer- hafte Art zu ſorgen, fuͤr welche bisher am wenig- ſten geſorgt worden iſt. Außer dem guten Zeugniſſe, welches mir mein eignes Gewiſſen von der Billigkeit meiner Abſich- ten giebt, rechtfertigt mich noch ein andrer Um- ſtand, der in der ſpaniſchen Geſchichte bekannt ge- nug iſt. Mein Uraͤltervater, Sancho Panßa, war einige Zeit Regent der großen Jnſel Bara- taria *, und machte ſich in etlichen Tagen durch ſeine Gerechtigkeit, und tiefe Einſicht in die Kunſt zu regieren, um ſein Land weit verdienter, als viele Prinzen, welche von ihren Unterthanen und Nach- barn dreyßig Jahre lang gefuͤrchtet, und ewig ver- abſcheuet werden. Von dieſer Zeit an haben wir Nachkommen des glorwuͤrdigen Sancho einen in- nerlichen Trieb zu regieren; und weil bereits alle Throne und Regierungen beſetzt ſind, ſo behalten wir doch, ungeachtet des traurigen Verfalls unſrer Familie, beſtaͤndig, auch als Privatperſonen noch, den Trieb, die Fehler der Regenten zu beurthei- len, dem Elende, das ein Land dadurch empfin- det, abzuhelfen, und allerunterthaͤnige Projecte zu machen, da wir nicht im Stande ſind, Gnaden- bezeugungen auszutheilen. Jch, als der einzige maͤnnliche Erbe des un- ſterblichen Sancho, beſitze dieſen Familienſchatz von einigen hundert Projecten, welche meine Vor- fahren, * S. Don Qvixote Th. II. Cap. 44.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/277
Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/277>, abgerufen am 23.11.2024.