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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha
mene, welche als Jungfer eine zärtliche Unfläte-
rey mit ein paar so männlichen Ohrfeigen bestraf-
te, werde, so bald sie seine Frau sey, diejenigen
mit Füßen treten, die die Verwegenheit hätten,
ihre eheliche Treue wankend zu machen? So
schloß der unerfahrne Mensch! Der Vorwand,
ihr die Beleidigung abzubitten, schaffte ihm eine
nähere Bekanntschaft. Er versicherte sie seiner
Hochachtung, seiner Liebe, seiner guten Absich-
ten; und Clarimene, welche sich schon längst einen
so reichen, und so dummen Mann gewünscht hatte,
ließ sich nach einigen unumgänglichen Weigerun-
gen so weit bringen, daß sie ihm die Hand gab.
Er heirathete sie, ehe er von Spaa gieng. Er
führte sie in seine Vaterstadt, und rühmte sich
seiner erhaltenen Ohrfeigen mehr, als mancher
junge Officier seiner Wunden, die er, Gott
weis, wo? bekommen hat. Die ganze Ge-
gend ward begierig, diese wilde Spröde kennen
zu lernen. Es gab junge muthige Liebhaber,
welche diese Sprödigkeit verwegen machte; und
wider Vermuthen fanden sie diese Amazone so
zahm, wie ein Lamm. Sie war Frau, und
hielt also weiter nicht für nöthig, der Welt
schrecklich zu seyn, da ihr Glück nun gemacht
war. Mit einem Worte: Ehe noch ein hal-
bes Jahr vergieng, wußte das ganze Land,
daß sie ihrem Manne ungetreu war. Jhr
Mann wußte es selbst, und war ganz trost-
los. Er hätte sich die wahrsagenden Ohrfei-
gen gern noch einmal vom Himmel ausgebeten,

wenn

Antons Panßa von Mancha
mene, welche als Jungfer eine zaͤrtliche Unflaͤte-
rey mit ein paar ſo maͤnnlichen Ohrfeigen beſtraf-
te, werde, ſo bald ſie ſeine Frau ſey, diejenigen
mit Fuͤßen treten, die die Verwegenheit haͤtten,
ihre eheliche Treue wankend zu machen? So
ſchloß der unerfahrne Menſch! Der Vorwand,
ihr die Beleidigung abzubitten, ſchaffte ihm eine
naͤhere Bekanntſchaft. Er verſicherte ſie ſeiner
Hochachtung, ſeiner Liebe, ſeiner guten Abſich-
ten; und Clarimene, welche ſich ſchon laͤngſt einen
ſo reichen, und ſo dummen Mann gewuͤnſcht hatte,
ließ ſich nach einigen unumgaͤnglichen Weigerun-
gen ſo weit bringen, daß ſie ihm die Hand gab.
Er heirathete ſie, ehe er von Spaa gieng. Er
fuͤhrte ſie in ſeine Vaterſtadt, und ruͤhmte ſich
ſeiner erhaltenen Ohrfeigen mehr, als mancher
junge Officier ſeiner Wunden, die er, Gott
weis, wo? bekommen hat. Die ganze Ge-
gend ward begierig, dieſe wilde Sproͤde kennen
zu lernen. Es gab junge muthige Liebhaber,
welche dieſe Sproͤdigkeit verwegen machte; und
wider Vermuthen fanden ſie dieſe Amazone ſo
zahm, wie ein Lamm. Sie war Frau, und
hielt alſo weiter nicht fuͤr noͤthig, der Welt
ſchrecklich zu ſeyn, da ihr Gluͤck nun gemacht
war. Mit einem Worte: Ehe noch ein hal-
bes Jahr vergieng, wußte das ganze Land,
daß ſie ihrem Manne ungetreu war. Jhr
Mann wußte es ſelbſt, und war ganz troſt-
los. Er haͤtte ſich die wahrſagenden Ohrfei-
gen gern noch einmal vom Himmel ausgebeten,

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[252/0274] Antons Panßa von Mancha mene, welche als Jungfer eine zaͤrtliche Unflaͤte- rey mit ein paar ſo maͤnnlichen Ohrfeigen beſtraf- te, werde, ſo bald ſie ſeine Frau ſey, diejenigen mit Fuͤßen treten, die die Verwegenheit haͤtten, ihre eheliche Treue wankend zu machen? So ſchloß der unerfahrne Menſch! Der Vorwand, ihr die Beleidigung abzubitten, ſchaffte ihm eine naͤhere Bekanntſchaft. Er verſicherte ſie ſeiner Hochachtung, ſeiner Liebe, ſeiner guten Abſich- ten; und Clarimene, welche ſich ſchon laͤngſt einen ſo reichen, und ſo dummen Mann gewuͤnſcht hatte, ließ ſich nach einigen unumgaͤnglichen Weigerun- gen ſo weit bringen, daß ſie ihm die Hand gab. Er heirathete ſie, ehe er von Spaa gieng. Er fuͤhrte ſie in ſeine Vaterſtadt, und ruͤhmte ſich ſeiner erhaltenen Ohrfeigen mehr, als mancher junge Officier ſeiner Wunden, die er, Gott weis, wo? bekommen hat. Die ganze Ge- gend ward begierig, dieſe wilde Sproͤde kennen zu lernen. Es gab junge muthige Liebhaber, welche dieſe Sproͤdigkeit verwegen machte; und wider Vermuthen fanden ſie dieſe Amazone ſo zahm, wie ein Lamm. Sie war Frau, und hielt alſo weiter nicht fuͤr noͤthig, der Welt ſchrecklich zu ſeyn, da ihr Gluͤck nun gemacht war. Mit einem Worte: Ehe noch ein hal- bes Jahr vergieng, wußte das ganze Land, daß ſie ihrem Manne ungetreu war. Jhr Mann wußte es ſelbſt, und war ganz troſt- los. Er haͤtte ſich die wahrſagenden Ohrfei- gen gern noch einmal vom Himmel ausgebeten, wenn

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/274>, abgerufen am 22.11.2024.