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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha
schaft roher Jugend brachte ihn so weit, daß er
über die Religion lachte, und endlich fiel er einem
jungen Engelländer in die Hände, der in London
ein Narr, und in Deutschland ein witziger Frey-
geist war. Dieser zeigte ihm auf die lustigste Art
von der Welt, daß die ganze Religion ein Ge-
spenst für kriechende Geister, nur für den gemei-
nen Mann, nicht für erlauchte Grafen sey. Was
konnte unserm unglücklichen Grafen angenehmer
seyn, als diese Entdeckung, welche seinen innerli-
chen Haß gegen die ihm eingeprügelte Religion
rechtfertigte! Ohne weiter nachzudenken, umarmte
er seinen Engelländer, trank Punsch, und spottete
über die christliche Dummheit, die einen Gott
glaubt. So bald er diesen wichtigen Schritt ge-
than hatte, so bald waren ihm alle Verbrechen
geringe, zu denen er hingerissen ward. Sein
ganzes Leben war ein Gewebe von niederträchti-
gen Bosheiten, und lasterhaften Ausschweifun-
gen, die ihn sehr frühzeitig dem Tode entgegen
führten. Er starb endlich mit der Angst eines
Menschen, der sich wider die innern Regungen
seiner Seele so lange Zeit Mühe gegeben hat, sich
und andere zu bereden, daß kein Gott sey. Dieser
Elende, welcher seine erste Jugend unter gelehrter
Pedanterey, und einer übertriebnen Frömmigkeit
zugebracht hatte, lebte, und starb endlich als ein
Verächter der schönen Wissenschaften, und als ein
Feind der Religion. Er war erzogen, wie Ju-
lian; und wie Julian starb er, nur unwissender,
und nicht so vornehm verstockt!

Was

Antons Panßa von Mancha
ſchaft roher Jugend brachte ihn ſo weit, daß er
uͤber die Religion lachte, und endlich fiel er einem
jungen Engellaͤnder in die Haͤnde, der in London
ein Narr, und in Deutſchland ein witziger Frey-
geiſt war. Dieſer zeigte ihm auf die luſtigſte Art
von der Welt, daß die ganze Religion ein Ge-
ſpenſt fuͤr kriechende Geiſter, nur fuͤr den gemei-
nen Mann, nicht fuͤr erlauchte Grafen ſey. Was
konnte unſerm ungluͤcklichen Grafen angenehmer
ſeyn, als dieſe Entdeckung, welche ſeinen innerli-
chen Haß gegen die ihm eingepruͤgelte Religion
rechtfertigte! Ohne weiter nachzudenken, umarmte
er ſeinen Engellaͤnder, trank Punſch, und ſpottete
uͤber die chriſtliche Dummheit, die einen Gott
glaubt. So bald er dieſen wichtigen Schritt ge-
than hatte, ſo bald waren ihm alle Verbrechen
geringe, zu denen er hingeriſſen ward. Sein
ganzes Leben war ein Gewebe von niedertraͤchti-
gen Bosheiten, und laſterhaften Ausſchweifun-
gen, die ihn ſehr fruͤhzeitig dem Tode entgegen
fuͤhrten. Er ſtarb endlich mit der Angſt eines
Menſchen, der ſich wider die innern Regungen
ſeiner Seele ſo lange Zeit Muͤhe gegeben hat, ſich
und andere zu bereden, daß kein Gott ſey. Dieſer
Elende, welcher ſeine erſte Jugend unter gelehrter
Pedanterey, und einer uͤbertriebnen Froͤmmigkeit
zugebracht hatte, lebte, und ſtarb endlich als ein
Veraͤchter der ſchoͤnen Wiſſenſchaften, und als ein
Feind der Religion. Er war erzogen, wie Ju-
lian; und wie Julian ſtarb er, nur unwiſſender,
und nicht ſo vornehm verſtockt!

Was
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[144/0166] Antons Panßa von Mancha ſchaft roher Jugend brachte ihn ſo weit, daß er uͤber die Religion lachte, und endlich fiel er einem jungen Engellaͤnder in die Haͤnde, der in London ein Narr, und in Deutſchland ein witziger Frey- geiſt war. Dieſer zeigte ihm auf die luſtigſte Art von der Welt, daß die ganze Religion ein Ge- ſpenſt fuͤr kriechende Geiſter, nur fuͤr den gemei- nen Mann, nicht fuͤr erlauchte Grafen ſey. Was konnte unſerm ungluͤcklichen Grafen angenehmer ſeyn, als dieſe Entdeckung, welche ſeinen innerli- chen Haß gegen die ihm eingepruͤgelte Religion rechtfertigte! Ohne weiter nachzudenken, umarmte er ſeinen Engellaͤnder, trank Punſch, und ſpottete uͤber die chriſtliche Dummheit, die einen Gott glaubt. So bald er dieſen wichtigen Schritt ge- than hatte, ſo bald waren ihm alle Verbrechen geringe, zu denen er hingeriſſen ward. Sein ganzes Leben war ein Gewebe von niedertraͤchti- gen Bosheiten, und laſterhaften Ausſchweifun- gen, die ihn ſehr fruͤhzeitig dem Tode entgegen fuͤhrten. Er ſtarb endlich mit der Angſt eines Menſchen, der ſich wider die innern Regungen ſeiner Seele ſo lange Zeit Muͤhe gegeben hat, ſich und andere zu bereden, daß kein Gott ſey. Dieſer Elende, welcher ſeine erſte Jugend unter gelehrter Pedanterey, und einer uͤbertriebnen Froͤmmigkeit zugebracht hatte, lebte, und ſtarb endlich als ein Veraͤchter der ſchoͤnen Wiſſenſchaften, und als ein Feind der Religion. Er war erzogen, wie Ju- lian; und wie Julian ſtarb er, nur unwiſſender, und nicht ſo vornehm verſtockt! Was

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/166>, abgerufen am 24.11.2024.