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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha
Erzbischofe zu Toledo an, und geht bis auf den
Küster zu Mancha. Die Nachricht vom Pfarrer
in Mancha ist eine der lesenswürdigsten; denn kei-
ner von allen hat so viel Hände und auf so vieler-
ley Art gewaschen, als er, um sich in den geistli-
chen Schafstall einzudrängen. Selbst die Ausge-
berinn des Don Qvixots, als eines Gerichts-
herrns vom Orte, hat einen großen Antheil an dem
göttlichen Rufe. Bey denen, welche nur die geist-
lichen Rechte, und nicht die Kunst zu leben wis-
sen, würde die Erzählung dieses Berufs ziemlich
Aergerniß erwecken. Jch kann auch nicht läug-
nen, daß sie mit vieler Bitterkeit vorgetragen ist,
und eben dieses bringt mich auf die Vermuthung,
daß sie der Eidam, Pedro, geschrieben habe, den
der Pfarrer sehr verfolgte, weil er auch ihn für
einen neuen Christen hielt. Meine Begierde, nie-
manden zu beleidigen, nöthigt mich, hievon weiter
nichts zu sagen. Da ich mich zu einer andern
Kirche gewendet habe, so würde die römische Geist-
lichkeit es für eine rachsüchtige Verläumdung
auslegen. Aber eben diese Vorsicht nöthigt mich,
von den Geistlichen derjenigen Kirche nichts zu er-
wähnen, zu welcher ich übergetreten bin; denn
auch diese sind eben so geneigt, diejenigen zu Kä-
tzern zu machen, welche das Herz haben, ihren
Beruf zu untersuchen; und doch ist ihr Beruf nicht
allemal erbaulich.

Wer die wichtige Kunst, die Hände zu wa-
schen, in ihrer Vollkommenheit sehen will, der

muß

Antons Panßa von Mancha
Erzbiſchofe zu Toledo an, und geht bis auf den
Kuͤſter zu Mancha. Die Nachricht vom Pfarrer
in Mancha iſt eine der leſenswuͤrdigſten; denn kei-
ner von allen hat ſo viel Haͤnde und auf ſo vieler-
ley Art gewaſchen, als er, um ſich in den geiſtli-
chen Schafſtall einzudraͤngen. Selbſt die Ausge-
berinn des Don Qvixots, als eines Gerichts-
herrns vom Orte, hat einen großen Antheil an dem
goͤttlichen Rufe. Bey denen, welche nur die geiſt-
lichen Rechte, und nicht die Kunſt zu leben wiſ-
ſen, wuͤrde die Erzaͤhlung dieſes Berufs ziemlich
Aergerniß erwecken. Jch kann auch nicht laͤug-
nen, daß ſie mit vieler Bitterkeit vorgetragen iſt,
und eben dieſes bringt mich auf die Vermuthung,
daß ſie der Eidam, Pedro, geſchrieben habe, den
der Pfarrer ſehr verfolgte, weil er auch ihn fuͤr
einen neuen Chriſten hielt. Meine Begierde, nie-
manden zu beleidigen, noͤthigt mich, hievon weiter
nichts zu ſagen. Da ich mich zu einer andern
Kirche gewendet habe, ſo wuͤrde die roͤmiſche Geiſt-
lichkeit es fuͤr eine rachſuͤchtige Verlaͤumdung
auslegen. Aber eben dieſe Vorſicht noͤthigt mich,
von den Geiſtlichen derjenigen Kirche nichts zu er-
waͤhnen, zu welcher ich uͤbergetreten bin; denn
auch dieſe ſind eben ſo geneigt, diejenigen zu Kaͤ-
tzern zu machen, welche das Herz haben, ihren
Beruf zu unterſuchen; und doch iſt ihr Beruf nicht
allemal erbaulich.

Wer die wichtige Kunſt, die Haͤnde zu wa-
ſchen, in ihrer Vollkommenheit ſehen will, der

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[130/0152] Antons Panßa von Mancha Erzbiſchofe zu Toledo an, und geht bis auf den Kuͤſter zu Mancha. Die Nachricht vom Pfarrer in Mancha iſt eine der leſenswuͤrdigſten; denn kei- ner von allen hat ſo viel Haͤnde und auf ſo vieler- ley Art gewaſchen, als er, um ſich in den geiſtli- chen Schafſtall einzudraͤngen. Selbſt die Ausge- berinn des Don Qvixots, als eines Gerichts- herrns vom Orte, hat einen großen Antheil an dem goͤttlichen Rufe. Bey denen, welche nur die geiſt- lichen Rechte, und nicht die Kunſt zu leben wiſ- ſen, wuͤrde die Erzaͤhlung dieſes Berufs ziemlich Aergerniß erwecken. Jch kann auch nicht laͤug- nen, daß ſie mit vieler Bitterkeit vorgetragen iſt, und eben dieſes bringt mich auf die Vermuthung, daß ſie der Eidam, Pedro, geſchrieben habe, den der Pfarrer ſehr verfolgte, weil er auch ihn fuͤr einen neuen Chriſten hielt. Meine Begierde, nie- manden zu beleidigen, noͤthigt mich, hievon weiter nichts zu ſagen. Da ich mich zu einer andern Kirche gewendet habe, ſo wuͤrde die roͤmiſche Geiſt- lichkeit es fuͤr eine rachſuͤchtige Verlaͤumdung auslegen. Aber eben dieſe Vorſicht noͤthigt mich, von den Geiſtlichen derjenigen Kirche nichts zu er- waͤhnen, zu welcher ich uͤbergetreten bin; denn auch dieſe ſind eben ſo geneigt, diejenigen zu Kaͤ- tzern zu machen, welche das Herz haben, ihren Beruf zu unterſuchen; und doch iſt ihr Beruf nicht allemal erbaulich. Wer die wichtige Kunſt, die Haͤnde zu wa- ſchen, in ihrer Vollkommenheit ſehen will, der muß

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/152>, abgerufen am 23.11.2024.