"Damit ich meine Briefe auch für diejenige "Art der Gelehrten brauchbar mache, wel- "che ganz anders denken und anders reden, "als Vernünftige denken und reden: so will ich "nachstehenden Brief einrücken. Man gebe mir "nur nicht Schuld, daß die Sache übertrieben sey. "Findet man nicht allemal aphthonianische Chrien, "und ist auch nicht allemal auf dem Rande beyge- "setzt, wie der Gedanke im Griechischen oder La- "teinischen heißt, den man vorbringt: so findet "man doch das Wesentliche dieser Pedanterey "sehr oft. Man mache mit einem jeden Briefe, "den ein Pedant mit Fleiß, und, nach seiner Art, "mit Ueberlegung schreibt, die Probe, und zer- "gliedre ihn nach den Regeln der Schulkunst: so "wird man das Steife, und Schematische auch "alsdann finden, wenn sich schon der Verfasser "die Gewalt angethan hat, weder Sentenzen "seiner Alten, die er Weisheit nennt, noch todte "Sprachen, die seine Gelehrsamkeit ausmachen, "darunter zu mischen. Jch bin von dieser Wahr- "heit so überzeugt, daß ich mir gewiß zu behaup- "ten getraue, mein Brief würde bey dieser Art "Schriftstellern großen Beyfall gefunden haben, "wenn ich ihn nicht durch diesen Vorbericht ver- "dächtig gemacht hätte.
CHRIA
D 2
Satyriſche Briefe.
„Damit ich meine Briefe auch fuͤr diejenige „Art der Gelehrten brauchbar mache, wel- „che ganz anders denken und anders reden, „als Vernuͤnftige denken und reden: ſo will ich „nachſtehenden Brief einruͤcken. Man gebe mir „nur nicht Schuld, daß die Sache uͤbertrieben ſey. „Findet man nicht allemal aphthonianiſche Chrien, „und iſt auch nicht allemal auf dem Rande beyge- „ſetzt, wie der Gedanke im Griechiſchen oder La- „teiniſchen heißt, den man vorbringt: ſo findet „man doch das Weſentliche dieſer Pedanterey „ſehr oft. Man mache mit einem jeden Briefe, „den ein Pedant mit Fleiß, und, nach ſeiner Art, „mit Ueberlegung ſchreibt, die Probe, und zer- „gliedre ihn nach den Regeln der Schulkunſt: ſo „wird man das Steife, und Schematiſche auch „alsdann finden, wenn ſich ſchon der Verfaſſer „die Gewalt angethan hat, weder Sentenzen „ſeiner Alten, die er Weisheit nennt, noch todte „Sprachen, die ſeine Gelehrſamkeit ausmachen, „darunter zu miſchen. Jch bin von dieſer Wahr- „heit ſo uͤberzeugt, daß ich mir gewiß zu behaup- „ten getraue, mein Brief wuͤrde bey dieſer Art „Schriftſtellern großen Beyfall gefunden haben, „wenn ich ihn nicht durch dieſen Vorbericht ver- „daͤchtig gemacht haͤtte.
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Satyriſche Briefe.
„Damit ich meine Briefe auch fuͤr diejenige
„Art der Gelehrten brauchbar mache, wel-
„che ganz anders denken und anders reden,
„als Vernuͤnftige denken und reden: ſo will ich
„nachſtehenden Brief einruͤcken. Man gebe mir
„nur nicht Schuld, daß die Sache uͤbertrieben ſey.
„Findet man nicht allemal aphthonianiſche Chrien,
„und iſt auch nicht allemal auf dem Rande beyge-
„ſetzt, wie der Gedanke im Griechiſchen oder La-
„teiniſchen heißt, den man vorbringt: ſo findet
„man doch das Weſentliche dieſer Pedanterey
„ſehr oft. Man mache mit einem jeden Briefe,
„den ein Pedant mit Fleiß, und, nach ſeiner Art,
„mit Ueberlegung ſchreibt, die Probe, und zer-
„gliedre ihn nach den Regeln der Schulkunſt: ſo
„wird man das Steife, und Schematiſche auch
„alsdann finden, wenn ſich ſchon der Verfaſſer
„die Gewalt angethan hat, weder Sentenzen
„ſeiner Alten, die er Weisheit nennt, noch todte
„Sprachen, die ſeine Gelehrſamkeit ausmachen,
„darunter zu miſchen. Jch bin von dieſer Wahr-
„heit ſo uͤberzeugt, daß ich mir gewiß zu behaup-
„ten getraue, mein Brief wuͤrde bey dieſer Art
„Schriftſtellern großen Beyfall gefunden haben,
„wenn ich ihn nicht durch dieſen Vorbericht ver-
„daͤchtig gemacht haͤtte.
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/79>, abgerufen am 27.11.2024.
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