Madame, so traue ich Jhnen zu, daß Sie meine Geduld nicht misbrauchen, und zum längsten in sechs Jahren Anstalt machen werden, mich in die Umstände zu setzen, daß ich den schmerzlichen Ver- lust einer so ehrwürdigen Frau als ein betrübter Wittwer zween Monate lang beweinen, und so- dann, durch Hülfe Jhres Geldes, mir ein junges Mädchen wählen kann, in deren Armen ich das je- nige empfinde, was ich itzt nicht fühle, und welche mich vergessen läßt, daß ich mir die Gewalt ange- than habe, zu seyn,
Madame, der Jhrige.
Jch
Satyriſche Briefe.
Madame, ſo traue ich Jhnen zu, daß Sie meine Geduld nicht misbrauchen, und zum laͤngſten in ſechs Jahren Anſtalt machen werden, mich in die Umſtaͤnde zu ſetzen, daß ich den ſchmerzlichen Ver- luſt einer ſo ehrwuͤrdigen Frau als ein betruͤbter Wittwer zween Monate lang beweinen, und ſo- dann, durch Huͤlfe Jhres Geldes, mir ein junges Maͤdchen waͤhlen kann, in deren Armen ich das je- nige empfinde, was ich itzt nicht fuͤhle, und welche mich vergeſſen laͤßt, daß ich mir die Gewalt ange- than habe, zu ſeyn,
Madame, der Jhrige.
Jch
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Satyriſche Briefe.
Madame, ſo traue ich Jhnen zu, daß Sie meine
Geduld nicht misbrauchen, und zum laͤngſten in
ſechs Jahren Anſtalt machen werden, mich in die
Umſtaͤnde zu ſetzen, daß ich den ſchmerzlichen Ver-
luſt einer ſo ehrwuͤrdigen Frau als ein betruͤbter
Wittwer zween Monate lang beweinen, und ſo-
dann, durch Huͤlfe Jhres Geldes, mir ein junges
Maͤdchen waͤhlen kann, in deren Armen ich das je-
nige empfinde, was ich itzt nicht fuͤhle, und welche
mich vergeſſen laͤßt, daß ich mir die Gewalt ange-
than habe, zu ſeyn,
Madame,
der Jhrige.
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/379>, abgerufen am 17.06.2024.
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