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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.

"Aber darum getraue ich mir noch nicht, zu
"behaupten, daß ein Mensch deswegen, weil er nicht
"von armen Aeltern, und nicht von niedriger Ge-
"burt herstammt, weil er vielleicht höhere Absichten
"seines künftigen Glücks hat, als eine mittelmäßige
"Beförderung, weil er nicht einsam und im Dunkeln,
"sondern vor den Augen der Welt erzogen worden,
"daß, sage ich, ein solcher Mensch stets geschickt
"sey, die Jugend zu unterrichten, und vernünftig
"zu erziehen. Nein, dieses getraue ich mir nicht
"zu behaupten; die Erfahrung würde mir wider-
"sprechen. Man bemerket es nur gar zu oft, daß
"diejenigen am meisten ungesittet sind, welche die
"beste Gelegenheit gehabt haben, wohl erzogen
"zu werden.

"Jch kann mir kein lebhafter Vergnügen vor-
"stellen, als wenn vernünftige Aeltern, die keine
"Mühe und Kosten sparen, ihren Kindern eine
"anständige Erziehung zu verschaffen, einen Mann
"finden, der bey einer gesitteten Aufführung ein
"redliches Herz und die Geschicklichkeit besitzt, seinem
"Amte vollkommen vorzustehen; wenn sie die Früchte
"seiner redlichen Bemühungen von Zeit zu Zeit
"wahrnehmen; und wenn sie alsdenn eine Gele-
"genheit erlangen, das Glück dieses rechtschaffenen
"Mannes auf eine vortheilhafte Art zu befestigen.

"Jch will hier mit einer Anmerkung schließen,
"die ich aus einem lateinischen Buche entlehne, und

zwar
Satyriſche Briefe.

„Aber darum getraue ich mir noch nicht, zu
„behaupten, daß ein Menſch deswegen, weil er nicht
„von armen Aeltern, und nicht von niedriger Ge-
„burt herſtammt, weil er vielleicht hoͤhere Abſichten
„ſeines kuͤnftigen Gluͤcks hat, als eine mittelmaͤßige
„Befoͤrderung, weil er nicht einſam und im Dunkeln,
„ſondern vor den Augen der Welt erzogen worden,
„daß, ſage ich, ein ſolcher Menſch ſtets geſchickt
„ſey, die Jugend zu unterrichten, und vernuͤnftig
„zu erziehen. Nein, dieſes getraue ich mir nicht
„zu behaupten; die Erfahrung wuͤrde mir wider-
„ſprechen. Man bemerket es nur gar zu oft, daß
„diejenigen am meiſten ungeſittet ſind, welche die
„beſte Gelegenheit gehabt haben, wohl erzogen
„zu werden.

„Jch kann mir kein lebhafter Vergnuͤgen vor-
„ſtellen, als wenn vernuͤnftige Aeltern, die keine
„Muͤhe und Koſten ſparen, ihren Kindern eine
„anſtaͤndige Erziehung zu verſchaffen, einen Mann
„finden, der bey einer geſitteten Auffuͤhrung ein
„redliches Herz und die Geſchicklichkeit beſitzt, ſeinem
„Amte vollkommen vorzuſtehen; wenn ſie die Fruͤchte
„ſeiner redlichen Bemuͤhungen von Zeit zu Zeit
„wahrnehmen; und wenn ſie alsdenn eine Gele-
„genheit erlangen, das Gluͤck dieſes rechtſchaffenen
„Mannes auf eine vortheilhafte Art zu befeſtigen.

„Jch will hier mit einer Anmerkung ſchließen,
„die ich aus einem lateiniſchen Buche entlehne, und

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[8/0036] Satyriſche Briefe. „Aber darum getraue ich mir noch nicht, zu „behaupten, daß ein Menſch deswegen, weil er nicht „von armen Aeltern, und nicht von niedriger Ge- „burt herſtammt, weil er vielleicht hoͤhere Abſichten „ſeines kuͤnftigen Gluͤcks hat, als eine mittelmaͤßige „Befoͤrderung, weil er nicht einſam und im Dunkeln, „ſondern vor den Augen der Welt erzogen worden, „daß, ſage ich, ein ſolcher Menſch ſtets geſchickt „ſey, die Jugend zu unterrichten, und vernuͤnftig „zu erziehen. Nein, dieſes getraue ich mir nicht „zu behaupten; die Erfahrung wuͤrde mir wider- „ſprechen. Man bemerket es nur gar zu oft, daß „diejenigen am meiſten ungeſittet ſind, welche die „beſte Gelegenheit gehabt haben, wohl erzogen „zu werden. „Jch kann mir kein lebhafter Vergnuͤgen vor- „ſtellen, als wenn vernuͤnftige Aeltern, die keine „Muͤhe und Koſten ſparen, ihren Kindern eine „anſtaͤndige Erziehung zu verſchaffen, einen Mann „finden, der bey einer geſitteten Auffuͤhrung ein „redliches Herz und die Geſchicklichkeit beſitzt, ſeinem „Amte vollkommen vorzuſtehen; wenn ſie die Fruͤchte „ſeiner redlichen Bemuͤhungen von Zeit zu Zeit „wahrnehmen; und wenn ſie alsdenn eine Gele- „genheit erlangen, das Gluͤck dieſes rechtſchaffenen „Mannes auf eine vortheilhafte Art zu befeſtigen. „Jch will hier mit einer Anmerkung ſchließen, „die ich aus einem lateiniſchen Buche entlehne, und zwar

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/36>, abgerufen am 27.11.2024.