[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.Satyrische Briefe. "Bedienten selbst finden ihn lächerlich, und er wird"es endlich dem ganzen Hause, da er sich so wenig "Mühe giebt, seine Fehler zu verbergen, oder zu "ändern. Und dennoch wird eben dieser ungesittete "Mensch die bittersten Klagen führen, daß man "ihm in diesem Hause nicht mit der Achtung und "Ehrerbietung begegne, die er im Namen seines "Amtes fordert. "Es ist ein Unglück, daß gemeiniglich nur die- Aber A 4
Satyriſche Briefe. „Bedienten ſelbſt finden ihn laͤcherlich, und er wird„es endlich dem ganzen Hauſe, da er ſich ſo wenig „Muͤhe giebt, ſeine Fehler zu verbergen, oder zu „aͤndern. Und dennoch wird eben dieſer ungeſittete „Menſch die bitterſten Klagen fuͤhren, daß man „ihm in dieſem Hauſe nicht mit der Achtung und „Ehrerbietung begegne, die er im Namen ſeines „Amtes fordert. „Es iſt ein Ungluͤck, daß gemeiniglich nur die- Aber A 4
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Satyriſche Briefe.
„Bedienten ſelbſt finden ihn laͤcherlich, und er wird
„es endlich dem ganzen Hauſe, da er ſich ſo wenig
„Muͤhe giebt, ſeine Fehler zu verbergen, oder zu
„aͤndern. Und dennoch wird eben dieſer ungeſittete
„Menſch die bitterſten Klagen fuͤhren, daß man
„ihm in dieſem Hauſe nicht mit der Achtung und
„Ehrerbietung begegne, die er im Namen ſeines
„Amtes fordert.
„Es iſt ein Ungluͤck, daß gemeiniglich nur die-
„jenigen ſich dieſer Lebensart widmen, welchen die
„Armuth ihrer Aeltern, und ihre niedrige Geburt
„die Hoffnung benimmt, ihre Abſichten auf etwas
„hoͤheres als auf die Erlangung einer Dorfpfarre
„zu richten. Es geſchieht alsdann gar zu leicht,
„daß ihre Auffuͤhrung entweder zu ſchuͤchtern und
„kleinmuͤthig iſt, weil ſie gewohnt ſind, einſam und
„im Dunkeln zu leben; oder ſie iſt zu trotzig und
„zu ſtolz, weil ſie zu wenig Gelegenheit gehabt ha-
„ben, ſich und die Welt kennen zu lernen. Bey-
„des ſind Folgen, welche ihnen bey der Unterwei-
„ſung der Jugend nachtheilig ſind. Koͤmmt end-
„lich dieſes noch dazu, daß ihre Abſichten allzuei-
„gennuͤtzig ſind, daß ſie die Befoͤrdrung in ein Amt,
„ie eher ie lieber zu erlangen wuͤnſchen, es geſchehe
„auch wie es wolle: ſo wird ihnen die uͤbernommene
„Arbeit deſto verdruͤßlicher, und die geringſte Ver-
„zoͤgerung ihrer Hoffnung unertraͤglich fallen.
Aber
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