Himmel lasse unsre Kinder geseegnet seyn. Das Gebet eines Vaters bleibt nie unerhört. Es wird ihnen wohl gehen, und sie verdienen es auch. Wir wollen uns lieben, Herr Bruder, bis wir sterben. Unsre Kinder sollen von uns lernen, was Freundschaft sey, damit sie uns auch im Grabe noch seegnen. Dieses schreibe ich mit der wahren Hochachtung eines alten Freundes, und bin,
N. S. Es wird mir lieb seyn, wenn Sie, und die Fräulein vergessen, daß ich die Ueber- eilung begangen habe, sie auf eine andre Art zu lieben, als es itzt geschieht. Jch würde Sie bitten, gegen keinen Menschen etwas davon zu gedenken, wenn ich nicht wüßte, daß Sie auch ohne meine Bitte so gefällig wären, meine Schwachheit zu be- decken. Grüssen Sie die Fräulein in mei- nem Namen tausendmal. Wie sehr ver- langt mich bey Jhnen zu seyn! Die guten Kinder! Es gehe ihnen ewig wohl!
Bey
X 2
Satyriſche Briefe.
Himmel laſſe unſre Kinder geſeegnet ſeyn. Das Gebet eines Vaters bleibt nie unerhoͤrt. Es wird ihnen wohl gehen, und ſie verdienen es auch. Wir wollen uns lieben, Herr Bruder, bis wir ſterben. Unſre Kinder ſollen von uns lernen, was Freundſchaft ſey, damit ſie uns auch im Grabe noch ſeegnen. Dieſes ſchreibe ich mit der wahren Hochachtung eines alten Freundes, und bin,
N. S. Es wird mir lieb ſeyn, wenn Sie, und die Fraͤulein vergeſſen, daß ich die Ueber- eilung begangen habe, ſie auf eine andre Art zu lieben, als es itzt geſchieht. Jch wuͤrde Sie bitten, gegen keinen Menſchen etwas davon zu gedenken, wenn ich nicht wuͤßte, daß Sie auch ohne meine Bitte ſo gefaͤllig waͤren, meine Schwachheit zu be- decken. Gruͤſſen Sie die Fraͤulein in mei- nem Namen tauſendmal. Wie ſehr ver- langt mich bey Jhnen zu ſeyn! Die guten Kinder! Es gehe ihnen ewig wohl!
Bey
X 2
<TEI><text><body><divn="1"><floatingText><body><divtype="letter"><p><pbfacs="#f0351"n="323"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Satyriſche Briefe.</hi></fw><lb/>
Himmel laſſe unſre Kinder geſeegnet ſeyn. Das<lb/>
Gebet eines Vaters bleibt nie unerhoͤrt. Es<lb/>
wird ihnen wohl gehen, und ſie verdienen es auch.<lb/>
Wir wollen uns lieben, Herr Bruder, bis wir<lb/>ſterben. Unſre Kinder ſollen von uns lernen, was<lb/>
Freundſchaft ſey, damit ſie uns auch im Grabe<lb/>
noch ſeegnen. Dieſes ſchreibe ich mit der wahren<lb/>
Hochachtung eines alten Freundes, und bin,</p><lb/><closer><salute><hirendition="#fr">Hochwohlgebohrner Herr Oberſter,</hi><lb/><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Meines Hochgeehrteſten Herrn Bruders</hi><lb/>
ergebenſter Diener.<lb/>‒‒‒</hi></salute></closer><lb/><postscript><p>N. S. Es wird mir lieb ſeyn, wenn Sie, und<lb/>
die Fraͤulein vergeſſen, daß ich die Ueber-<lb/>
eilung begangen habe, ſie auf eine andre<lb/>
Art zu lieben, als es itzt geſchieht. Jch<lb/>
wuͤrde Sie bitten, gegen keinen Menſchen<lb/>
etwas davon zu gedenken, wenn ich nicht<lb/>
wuͤßte, daß Sie auch ohne meine Bitte ſo<lb/>
gefaͤllig waͤren, meine Schwachheit zu be-<lb/>
decken. Gruͤſſen Sie die Fraͤulein in mei-<lb/>
nem Namen tauſendmal. Wie ſehr ver-<lb/>
langt mich bey Jhnen zu ſeyn! Die guten<lb/>
Kinder! Es gehe ihnen ewig wohl!</p></postscript></div></body></floatingText><lb/><fwplace="bottom"type="sig">X 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">Bey</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[323/0351]
Satyriſche Briefe.
Himmel laſſe unſre Kinder geſeegnet ſeyn. Das
Gebet eines Vaters bleibt nie unerhoͤrt. Es
wird ihnen wohl gehen, und ſie verdienen es auch.
Wir wollen uns lieben, Herr Bruder, bis wir
ſterben. Unſre Kinder ſollen von uns lernen, was
Freundſchaft ſey, damit ſie uns auch im Grabe
noch ſeegnen. Dieſes ſchreibe ich mit der wahren
Hochachtung eines alten Freundes, und bin,
Hochwohlgebohrner Herr Oberſter,
Meines Hochgeehrteſten Herrn Bruders
ergebenſter Diener.
‒ ‒ ‒
N. S. Es wird mir lieb ſeyn, wenn Sie, und
die Fraͤulein vergeſſen, daß ich die Ueber-
eilung begangen habe, ſie auf eine andre
Art zu lieben, als es itzt geſchieht. Jch
wuͤrde Sie bitten, gegen keinen Menſchen
etwas davon zu gedenken, wenn ich nicht
wuͤßte, daß Sie auch ohne meine Bitte ſo
gefaͤllig waͤren, meine Schwachheit zu be-
decken. Gruͤſſen Sie die Fraͤulein in mei-
nem Namen tauſendmal. Wie ſehr ver-
langt mich bey Jhnen zu ſeyn! Die guten
Kinder! Es gehe ihnen ewig wohl!
Bey
X 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/351>, abgerufen am 26.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.