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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.
"untern Galgen brächte, so mag ich Sie nicht.
"Jch würde mich doch selbst hengen müssen, wenn
"ich Sie als Frau am Halse hätte. Das wäre doch
"was schreckliches, wenn ein ehrlicher Mann in sei-
"nem eignen Hause vor einer Frau nicht sicher seyn
"könnte, und das erste das beste Mensche heirathen
"müßte, das sich in Kopf setzte, mit Ehren unter
"die Haube zu kommen! Jns Spinnhaus ge-
"hört so eine Drolle, wie Sie ist. Geh Sie zum
"Teufel, und lasse Sie ehrliche Leute unge-
"schoren! Jch denke, Sie soll mich verstehn.
"Lebe Sie wohl, wenn Sie kann. Jch bin Jhr
"Narr nicht.

R.
am 5. Januar
1751.
- - - -

Haben Sie wohl in Jhrem Leben gehört,
daß ein Liebesbrief mit einem so groben Proteste
zurück geschickt worden ist? Jch sah nun wohl,
mit wem ich mir hatte zu schaffen gemacht, und
daß dieser der Mann nicht wäre, welcher sich durch
Advocaten und Richter schrecken, oder durch Dro-
hungen betäuben ließ, zärtlich zu werden. Die
Lust vergieng mir, mein gutes Geld aufs Spiel
zu setzen, und mich einem Manne aufzudringen,
der Herz genug zu haben schien, seine liebste Hälf-
te zum Fenster herunter zu werfen. Jch ließ mei-

nen

Satyriſche Briefe.
„untern Galgen braͤchte, ſo mag ich Sie nicht.
„Jch wuͤrde mich doch ſelbſt hengen muͤſſen, wenn
„ich Sie als Frau am Halſe haͤtte. Das waͤre doch
„was ſchreckliches, wenn ein ehrlicher Mann in ſei-
„nem eignen Hauſe vor einer Frau nicht ſicher ſeyn
„koͤnnte, und das erſte das beſte Menſche heirathen
„muͤßte, das ſich in Kopf ſetzte, mit Ehren unter
„die Haube zu kommen! Jns Spinnhaus ge-
„hoͤrt ſo eine Drolle, wie Sie iſt. Geh Sie zum
„Teufel, und laſſe Sie ehrliche Leute unge-
„ſchoren! Jch denke, Sie ſoll mich verſtehn.
„Lebe Sie wohl, wenn Sie kann. Jch bin Jhr
„Narr nicht.

R.
am 5. Januar
1751.
‒ ‒ ‒ ‒

Haben Sie wohl in Jhrem Leben gehoͤrt,
daß ein Liebesbrief mit einem ſo groben Proteſte
zuruͤck geſchickt worden iſt? Jch ſah nun wohl,
mit wem ich mir hatte zu ſchaffen gemacht, und
daß dieſer der Mann nicht waͤre, welcher ſich durch
Advocaten und Richter ſchrecken, oder durch Dro-
hungen betaͤuben ließ, zaͤrtlich zu werden. Die
Luſt vergieng mir, mein gutes Geld aufs Spiel
zu ſetzen, und mich einem Manne aufzudringen,
der Herz genug zu haben ſchien, ſeine liebſte Haͤlf-
te zum Fenſter herunter zu werfen. Jch ließ mei-

nen
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[258/0286] Satyriſche Briefe. „untern Galgen braͤchte, ſo mag ich Sie nicht. „Jch wuͤrde mich doch ſelbſt hengen muͤſſen, wenn „ich Sie als Frau am Halſe haͤtte. Das waͤre doch „was ſchreckliches, wenn ein ehrlicher Mann in ſei- „nem eignen Hauſe vor einer Frau nicht ſicher ſeyn „koͤnnte, und das erſte das beſte Menſche heirathen „muͤßte, das ſich in Kopf ſetzte, mit Ehren unter „die Haube zu kommen! Jns Spinnhaus ge- „hoͤrt ſo eine Drolle, wie Sie iſt. Geh Sie zum „Teufel, und laſſe Sie ehrliche Leute unge- „ſchoren! Jch denke, Sie ſoll mich verſtehn. „Lebe Sie wohl, wenn Sie kann. Jch bin Jhr „Narr nicht. R. am 5. Januar 1751. ‒ ‒ ‒ ‒ Haben Sie wohl in Jhrem Leben gehoͤrt, daß ein Liebesbrief mit einem ſo groben Proteſte zuruͤck geſchickt worden iſt? Jch ſah nun wohl, mit wem ich mir hatte zu ſchaffen gemacht, und daß dieſer der Mann nicht waͤre, welcher ſich durch Advocaten und Richter ſchrecken, oder durch Dro- hungen betaͤuben ließ, zaͤrtlich zu werden. Die Luſt vergieng mir, mein gutes Geld aufs Spiel zu ſetzen, und mich einem Manne aufzudringen, der Herz genug zu haben ſchien, ſeine liebſte Haͤlf- te zum Fenſter herunter zu werfen. Jch ließ mei- nen

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/286>, abgerufen am 27.11.2024.