Jch habe gestern Mittags bey Jhro Excellenz, dem Herrn von - - - gespeist. Die Gna- de, welche dieselben seit vielen Jahren auf eine vorzügliche Art mir erzeigt, gab mir Gelegenheit, ihnen von der Verdrießlichkeit Etöffnung zu thun, die mir durch den bewußten Hutungsproceß zu- gezogen wird. Jch war so glücklich, Jhro Ex- cellenz von der Billigkeit meiner Befugnisse durch ein kurzes pro memoria zu überzeugen. Sie wunderten sich, wie bey diesen klaren Umständen die Sache so lange Zeit bey der Commission uner- örtert bleiben können. Als ein aufrichtiger Freund von Jhnen, mein Herr, nahm ich Gelegen- heit Jhr Verfahren zu entschuldigen; ich war auch endlich so glücklich, Jhro Excellenz die widrige Meynung zu benehmen, zu welcher sie, wie die- selben sich gegen mich ausdrückten, schon seit eini- gen Jahren, und bey verschiednen Gelegenheiten gegründete Ursachen bekommen hätten. Haben Sie die Gewogenheit, und beschleunigen den Hauptbericht. Sie sind zu billig, und zu einse- hend, als daß Sie ihn zu meinem Nachtheile ab- fassen sollten. Jch weiß, darauf kann ich mich verlassen. Jch habe Jhro Excellenz Hoffnung gemacht, daß er längstens binnen drey Wochen von Jhnen eingesendet werden würde. Lassen Sie mich in meinem Versprechen nicht fallen; ich werde gewiß in drey Wochen Jhro Excellenz wie-
der
Satyriſche Briefe.
Mein Herr,
Jch habe geſtern Mittags bey Jhro Excellenz, dem Herrn von ‒ ‒ ‒ geſpeiſt. Die Gna- de, welche dieſelben ſeit vielen Jahren auf eine vorzuͤgliche Art mir erzeigt, gab mir Gelegenheit, ihnen von der Verdrießlichkeit Etoͤffnung zu thun, die mir durch den bewußten Hutungsproceß zu- gezogen wird. Jch war ſo gluͤcklich, Jhro Ex- cellenz von der Billigkeit meiner Befugniſſe durch ein kurzes pro memoria zu uͤberzeugen. Sie wunderten ſich, wie bey dieſen klaren Umſtaͤnden die Sache ſo lange Zeit bey der Commiſſion uner- oͤrtert bleiben koͤnnen. Als ein aufrichtiger Freund von Jhnen, mein Herr, nahm ich Gelegen- heit Jhr Verfahren zu entſchuldigen; ich war auch endlich ſo gluͤcklich, Jhro Excellenz die widrige Meynung zu benehmen, zu welcher ſie, wie die- ſelben ſich gegen mich ausdruͤckten, ſchon ſeit eini- gen Jahren, und bey verſchiednen Gelegenheiten gegruͤndete Urſachen bekommen haͤtten. Haben Sie die Gewogenheit, und beſchleunigen den Hauptbericht. Sie ſind zu billig, und zu einſe- hend, als daß Sie ihn zu meinem Nachtheile ab- faſſen ſollten. Jch weiß, darauf kann ich mich verlaſſen. Jch habe Jhro Excellenz Hoffnung gemacht, daß er laͤngſtens binnen drey Wochen von Jhnen eingeſendet werden wuͤrde. Laſſen Sie mich in meinem Verſprechen nicht fallen; ich werde gewiß in drey Wochen Jhro Excellenz wie-
der
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0128"n="100"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Satyriſche Briefe.</hi></fw><lb/><floatingText><body><divtype="letter"><salute><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Mein Herr,</hi></hi></salute><lb/><p><hirendition="#in">J</hi>ch habe geſtern Mittags bey Jhro Excellenz,<lb/>
dem Herrn von ‒‒‒ geſpeiſt. Die Gna-<lb/>
de, welche dieſelben ſeit vielen Jahren auf eine<lb/>
vorzuͤgliche Art mir erzeigt, gab mir Gelegenheit,<lb/>
ihnen von der Verdrießlichkeit Etoͤffnung zu thun,<lb/>
die mir durch den bewußten Hutungsproceß zu-<lb/>
gezogen wird. Jch war ſo gluͤcklich, Jhro Ex-<lb/>
cellenz von der Billigkeit meiner Befugniſſe durch<lb/>
ein kurzes <hirendition="#aq">pro memoria</hi> zu uͤberzeugen. Sie<lb/>
wunderten ſich, wie bey dieſen klaren Umſtaͤnden<lb/>
die Sache ſo lange Zeit bey der Commiſſion uner-<lb/>
oͤrtert bleiben koͤnnen. Als ein aufrichtiger<lb/>
Freund von Jhnen, mein Herr, nahm ich Gelegen-<lb/>
heit Jhr Verfahren zu entſchuldigen; ich war auch<lb/>
endlich ſo gluͤcklich, Jhro Excellenz die widrige<lb/>
Meynung zu benehmen, zu welcher ſie, wie die-<lb/>ſelben ſich gegen mich ausdruͤckten, ſchon ſeit eini-<lb/>
gen Jahren, und bey verſchiednen Gelegenheiten<lb/>
gegruͤndete Urſachen bekommen haͤtten. Haben<lb/>
Sie die Gewogenheit, und beſchleunigen den<lb/>
Hauptbericht. Sie ſind zu billig, und zu einſe-<lb/>
hend, als daß Sie ihn zu meinem Nachtheile ab-<lb/>
faſſen ſollten. Jch weiß, darauf kann ich mich<lb/>
verlaſſen. Jch habe Jhro Excellenz Hoffnung<lb/>
gemacht, daß er laͤngſtens binnen drey Wochen<lb/>
von Jhnen eingeſendet werden wuͤrde. Laſſen<lb/>
Sie mich in meinem Verſprechen nicht fallen; ich<lb/>
werde gewiß in drey Wochen Jhro Excellenz wie-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">der</fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[100/0128]
Satyriſche Briefe.
Mein Herr,
Jch habe geſtern Mittags bey Jhro Excellenz,
dem Herrn von ‒ ‒ ‒ geſpeiſt. Die Gna-
de, welche dieſelben ſeit vielen Jahren auf eine
vorzuͤgliche Art mir erzeigt, gab mir Gelegenheit,
ihnen von der Verdrießlichkeit Etoͤffnung zu thun,
die mir durch den bewußten Hutungsproceß zu-
gezogen wird. Jch war ſo gluͤcklich, Jhro Ex-
cellenz von der Billigkeit meiner Befugniſſe durch
ein kurzes pro memoria zu uͤberzeugen. Sie
wunderten ſich, wie bey dieſen klaren Umſtaͤnden
die Sache ſo lange Zeit bey der Commiſſion uner-
oͤrtert bleiben koͤnnen. Als ein aufrichtiger
Freund von Jhnen, mein Herr, nahm ich Gelegen-
heit Jhr Verfahren zu entſchuldigen; ich war auch
endlich ſo gluͤcklich, Jhro Excellenz die widrige
Meynung zu benehmen, zu welcher ſie, wie die-
ſelben ſich gegen mich ausdruͤckten, ſchon ſeit eini-
gen Jahren, und bey verſchiednen Gelegenheiten
gegruͤndete Urſachen bekommen haͤtten. Haben
Sie die Gewogenheit, und beſchleunigen den
Hauptbericht. Sie ſind zu billig, und zu einſe-
hend, als daß Sie ihn zu meinem Nachtheile ab-
faſſen ſollten. Jch weiß, darauf kann ich mich
verlaſſen. Jch habe Jhro Excellenz Hoffnung
gemacht, daß er laͤngſtens binnen drey Wochen
von Jhnen eingeſendet werden wuͤrde. Laſſen
Sie mich in meinem Verſprechen nicht fallen; ich
werde gewiß in drey Wochen Jhro Excellenz wie-
der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/128>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.