turen in eben dem Grade gestiegen, in welchem der gute Gehalt der Münzen gefallen ist. Als wir noch nach zinni- schem Fuße ausmünzten, da war ein Edler ein wichtiger, und verehrungs- würdiger Mann. Nach und nach stieg man auf Wohledler, auf Hochwohledler, auf Hochedel. Jtzt hat noch nicht ein- mal Hochedelgebohrner den innerlichen Werth, den sonst Edler hatte, und der Himmel weiß, ob wir nicht in funfzig Jahren so hoch hinauf getrieben werden, daß wir denjenigen, den wir vor hun- dert Jahren Edler hießen, alsdann in Gott Vater und Herrn nennen müssen.
Da ich so viel nachtheiliges von den Briefen, von ihren Verfassern, und von andern dabey vorfallenden äusserli- chen Umständen sage: so werden meine Leser vermuthen, daß ich mich dieses Augenblicks bediene, desto vortheilhaf-
ter
Vorbericht.
turen in eben dem Grade geſtiegen, in welchem der gute Gehalt der Muͤnzen gefallen iſt. Als wir noch nach zinni- ſchem Fuße ausmuͤnzten, da war ein Edler ein wichtiger, und verehrungs- wuͤrdiger Mann. Nach und nach ſtieg man auf Wohledler, auf Hochwohledler, auf Hochedel. Jtzt hat noch nicht ein- mal Hochedelgebohrner den innerlichen Werth, den ſonſt Edler hatte, und der Himmel weiß, ob wir nicht in funfzig Jahren ſo hoch hinauf getrieben werden, daß wir denjenigen, den wir vor hun- dert Jahren Edler hießen, alsdann in Gott Vater und Herrn nennen muͤſſen.
Da ich ſo viel nachtheiliges von den Briefen, von ihren Verfaſſern, und von andern dabey vorfallenden aͤuſſerli- chen Umſtaͤnden ſage: ſo werden meine Leſer vermuthen, daß ich mich dieſes Augenblicks bediene, deſto vortheilhaf-
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[0012]
Vorbericht.
turen in eben dem Grade geſtiegen, in
welchem der gute Gehalt der Muͤnzen
gefallen iſt. Als wir noch nach zinni-
ſchem Fuße ausmuͤnzten, da war ein
Edler ein wichtiger, und verehrungs-
wuͤrdiger Mann. Nach und nach ſtieg
man auf Wohledler, auf Hochwohledler,
auf Hochedel. Jtzt hat noch nicht ein-
mal Hochedelgebohrner den innerlichen
Werth, den ſonſt Edler hatte, und der
Himmel weiß, ob wir nicht in funfzig
Jahren ſo hoch hinauf getrieben werden,
daß wir denjenigen, den wir vor hun-
dert Jahren Edler hießen, alsdann in
Gott Vater und Herrn nennen muͤſſen.
Da ich ſo viel nachtheiliges von den
Briefen, von ihren Verfaſſern, und
von andern dabey vorfallenden aͤuſſerli-
chen Umſtaͤnden ſage: ſo werden meine
Leſer vermuthen, daß ich mich dieſes
Augenblicks bediene, deſto vortheilhaf-
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/12>, abgerufen am 16.07.2024.
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