[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.Abhandlung Jch besitze ein Buch, aber der Titel ist weggerissen, Anfäng-
Abhandlung Jch beſitze ein Buch, aber der Titel iſt weggeriſſen, Anfaͤng-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0088" n="88"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Abhandlung</hi> </fw><lb/> <p>Jch beſitze ein Buch, aber der Titel iſt weggeriſſen,<lb/> um deswillen iſt mir der Verfaſſer, und die Jahrzahl,<lb/> wenn es herausgekommen, unbekannt. So viel kan<lb/> ich aus dem Drucke ſchließen, daß es ziemlich alt ſeyn<lb/> mag, und die ſogenannten Summarien der Capitel<lb/> zeigen durchgaͤngig, daß es von der Handhabung des<lb/> Rechts und der Gerechtigkeit, oder, wie mein unbe-<lb/> kannter Autor ſich ausdruͤckt, <hi rendition="#aq">de vltimo fine cauſſidi-<lb/> corum,</hi> handelt. Von der Sache, welche darinnen<lb/> ausgefuͤhrt worden, will ich nichts gedenken, weil ſie<lb/> auf unſre Zeiten gar nicht paßt. Allein dieſes muß ich<lb/> doch als einen Beweis des guten Geſchmacks anfuͤh-<lb/> ren, den man in vorigen Zeiten gehabt, daß man da-<lb/> ſelbſt beſonders drey Stuͤcke antrifft, welche außeror-<lb/> dentlich wohl gewaͤhlt ſind. Der erſte ſteht gleich uͤber<lb/> dem Anfange der Vorrede, und iſt ein feiner Holz-<lb/> ſchnitt, der eine Wollſchur, und im Proſpecte den<lb/> Tempel der Gerechtigkeit ganz zierlich vorſtellt, mit<lb/> der Ueberſchrift: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Paſtoris eſt, tondere pecus!</hi></hi> Der<lb/> Anfangsbuchſtabe iſt ein <hi rendition="#aq">A,</hi> ſo auf einem Expensbu-<lb/> che ſteht. Zum Schluße der Abhandlung iſt eine zu-<lb/> ſammengekruͤmmte Schlange, ungefaͤhr ſo, wie man<lb/> die Ewigkeit malt. Jn dem innern Raume derſelben<lb/> erblickt man die Worte: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">In ſaecula ſaeculorum.</hi></hi> Ob<lb/> dieſes letztere nur ein andaͤchtiger Wunſch ſeyn ſoll, den<lb/> der Verfaſſer, an ſtatt des ſonſt gewoͤnlichen, in un-<lb/> ſern Zeiten aber auch altvaͤteriſch gewordenen; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Soli<lb/> Deo gloria,</hi></hi> angehangen hat? das weis ich nicht. Jch<lb/> glaube aber, daß dieſe Stoͤcke ſich alle dreye gar<lb/> fuͤglich auf den abgehandelten Satz: <hi rendition="#aq">De vltimo fine<lb/> cauſſidicorum</hi> deuten laſſen.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Anfaͤng-</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [88/0088]
Abhandlung
Jch beſitze ein Buch, aber der Titel iſt weggeriſſen,
um deswillen iſt mir der Verfaſſer, und die Jahrzahl,
wenn es herausgekommen, unbekannt. So viel kan
ich aus dem Drucke ſchließen, daß es ziemlich alt ſeyn
mag, und die ſogenannten Summarien der Capitel
zeigen durchgaͤngig, daß es von der Handhabung des
Rechts und der Gerechtigkeit, oder, wie mein unbe-
kannter Autor ſich ausdruͤckt, de vltimo fine cauſſidi-
corum, handelt. Von der Sache, welche darinnen
ausgefuͤhrt worden, will ich nichts gedenken, weil ſie
auf unſre Zeiten gar nicht paßt. Allein dieſes muß ich
doch als einen Beweis des guten Geſchmacks anfuͤh-
ren, den man in vorigen Zeiten gehabt, daß man da-
ſelbſt beſonders drey Stuͤcke antrifft, welche außeror-
dentlich wohl gewaͤhlt ſind. Der erſte ſteht gleich uͤber
dem Anfange der Vorrede, und iſt ein feiner Holz-
ſchnitt, der eine Wollſchur, und im Proſpecte den
Tempel der Gerechtigkeit ganz zierlich vorſtellt, mit
der Ueberſchrift: Paſtoris eſt, tondere pecus! Der
Anfangsbuchſtabe iſt ein A, ſo auf einem Expensbu-
che ſteht. Zum Schluße der Abhandlung iſt eine zu-
ſammengekruͤmmte Schlange, ungefaͤhr ſo, wie man
die Ewigkeit malt. Jn dem innern Raume derſelben
erblickt man die Worte: In ſaecula ſaeculorum. Ob
dieſes letztere nur ein andaͤchtiger Wunſch ſeyn ſoll, den
der Verfaſſer, an ſtatt des ſonſt gewoͤnlichen, in un-
ſern Zeiten aber auch altvaͤteriſch gewordenen; Soli
Deo gloria, angehangen hat? das weis ich nicht. Jch
glaube aber, daß dieſe Stoͤcke ſich alle dreye gar
fuͤglich auf den abgehandelten Satz: De vltimo fine
cauſſidicorum deuten laſſen.
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