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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

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Ein Traum
über einig, daß es heute schönes Wetter wäre.
Wir sahen einander ganz niedergeschlagen und ver-
drüßlich an, die Zeit ward uns lang, und, wenn
dieser artige Herr hier, einer von meinen ehemali-
gen Schäfern, den sie noch wohl kennen müssen,
nicht zuweilen gepfiffen hätte, so glaube ich, wir
würden vor langer Weile gar eingeschlafen seyn.
Von ohngefähr erblickten wir sie von weitem, und
zwar in einer Positur, die wichtig genug war, daß
wir alle aus vollem Halse lachten. Hier hielt sie
inne, stemmte beide Arme in die Seite, und fieng
von neuem mit ihrer ganzen Gesellschaft ein so lau-
tes Gelächter an, daß ich ganz beschämt da stund.
Merken Sie es denn noch nicht? fuhr sie fort, als
sie einigermaaßen sich erholt hatte. Um des Him-
mels willen, sehen Sie doch ihren Huth an, wie
bestaubt er aussieht! Wenn dieses allein an mir
das Lächerliche ist, antwortete ich, so kann ich ihm
bald abhelfen. Jch erzählte ihnen, daß mir ihn
ein witziger Geist vom Kopfe gescherzt hätte, wo-
durch er eben so staubigt geworden wäre. Jch
machte ihn wieder rein, und dadurch benahm ich ih-
nen auf einmal diese reiche Materie ihrer Lebhaf-
tigkeit, so gar, daß sie von neuem in ein tiefsinniges
Stillschweigen verfielen, so, daß ich selbst nicht län-
ger Lust hatte, mit ihnen zu gähnen.

Jch schlich mich um deswillen unvermerkt fort,
und traf nicht weit davon, in Gesellschaft andrer
Frauenzimmer, die Seele eines Stutzers an, wel-
cher in seinem Leben eben diese Gesellschaft durch
seine Einfälle ergetzt hatte, die sie damals galant,

unge-

Ein Traum
uͤber einig, daß es heute ſchoͤnes Wetter waͤre.
Wir ſahen einander ganz niedergeſchlagen und ver-
druͤßlich an, die Zeit ward uns lang, und, wenn
dieſer artige Herr hier, einer von meinen ehemali-
gen Schaͤfern, den ſie noch wohl kennen muͤſſen,
nicht zuweilen gepfiffen haͤtte, ſo glaube ich, wir
wuͤrden vor langer Weile gar eingeſchlafen ſeyn.
Von ohngefaͤhr erblickten wir ſie von weitem, und
zwar in einer Poſitur, die wichtig genug war, daß
wir alle aus vollem Halſe lachten. Hier hielt ſie
inne, ſtemmte beide Arme in die Seite, und fieng
von neuem mit ihrer ganzen Geſellſchaft ein ſo lau-
tes Gelaͤchter an, daß ich ganz beſchaͤmt da ſtund.
Merken Sie es denn noch nicht? fuhr ſie fort, als
ſie einigermaaßen ſich erholt hatte. Um des Him-
mels willen, ſehen Sie doch ihren Huth an, wie
beſtaubt er ausſieht! Wenn dieſes allein an mir
das Laͤcherliche iſt, antwortete ich, ſo kann ich ihm
bald abhelfen. Jch erzaͤhlte ihnen, daß mir ihn
ein witziger Geiſt vom Kopfe geſcherzt haͤtte, wo-
durch er eben ſo ſtaubigt geworden waͤre. Jch
machte ihn wieder rein, und dadurch benahm ich ih-
nen auf einmal dieſe reiche Materie ihrer Lebhaf-
tigkeit, ſo gar, daß ſie von neuem in ein tiefſinniges
Stillſchweigen verfielen, ſo, daß ich ſelbſt nicht laͤn-
ger Luſt hatte, mit ihnen zu gaͤhnen.

Jch ſchlich mich um deswillen unvermerkt fort,
und traf nicht weit davon, in Geſellſchaft andrer
Frauenzimmer, die Seele eines Stutzers an, wel-
cher in ſeinem Leben eben dieſe Geſellſchaft durch
ſeine Einfaͤlle ergetzt hatte, die ſie damals galant,

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[58/0058] Ein Traum uͤber einig, daß es heute ſchoͤnes Wetter waͤre. Wir ſahen einander ganz niedergeſchlagen und ver- druͤßlich an, die Zeit ward uns lang, und, wenn dieſer artige Herr hier, einer von meinen ehemali- gen Schaͤfern, den ſie noch wohl kennen muͤſſen, nicht zuweilen gepfiffen haͤtte, ſo glaube ich, wir wuͤrden vor langer Weile gar eingeſchlafen ſeyn. Von ohngefaͤhr erblickten wir ſie von weitem, und zwar in einer Poſitur, die wichtig genug war, daß wir alle aus vollem Halſe lachten. Hier hielt ſie inne, ſtemmte beide Arme in die Seite, und fieng von neuem mit ihrer ganzen Geſellſchaft ein ſo lau- tes Gelaͤchter an, daß ich ganz beſchaͤmt da ſtund. Merken Sie es denn noch nicht? fuhr ſie fort, als ſie einigermaaßen ſich erholt hatte. Um des Him- mels willen, ſehen Sie doch ihren Huth an, wie beſtaubt er ausſieht! Wenn dieſes allein an mir das Laͤcherliche iſt, antwortete ich, ſo kann ich ihm bald abhelfen. Jch erzaͤhlte ihnen, daß mir ihn ein witziger Geiſt vom Kopfe geſcherzt haͤtte, wo- durch er eben ſo ſtaubigt geworden waͤre. Jch machte ihn wieder rein, und dadurch benahm ich ih- nen auf einmal dieſe reiche Materie ihrer Lebhaf- tigkeit, ſo gar, daß ſie von neuem in ein tiefſinniges Stillſchweigen verfielen, ſo, daß ich ſelbſt nicht laͤn- ger Luſt hatte, mit ihnen zu gaͤhnen. Jch ſchlich mich um deswillen unvermerkt fort, und traf nicht weit davon, in Geſellſchaft andrer Frauenzimmer, die Seele eines Stutzers an, wel- cher in ſeinem Leben eben dieſe Geſellſchaft durch ſeine Einfaͤlle ergetzt hatte, die ſie damals galant, unge-

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/58>, abgerufen am 23.11.2024.