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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

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Noten ohne Text.
wollen. Sie bringen den armen Dichter um ein
paar Verse, die ihm nicht sauer werden können, und
die zum wenigsten nichts schaden, wenn sie auch
nichts helfen sollten.

Dieß schwere Werk, dich, Gönner aller
Gönner
) Es ist allerdings vielmals sehr schwer,
denjenigen mit einiger Wahrscheinlichkeit zu rüh-
men, an den die Zuschrift gerichtet ist. So leicht
es ist, Reinbecken, als einen grossen Gottesgelehr-
ten, Wolfen, als einen Philosophen, Hofmannen,
als einen geschickten Arzt, und Canitzen, als einen
Dichter vorzustellen: So ein schweres Werk ist es
hingegen, wenn ich den Aberglauben, als einen
Mann, auf dessen Brust Licht und Recht glänzen,
oder Starrkatern in Eulenburg, dessen der hambur-
gische Patriot gedenkt, als einen Priester der Ge-
[r]echtigkeit abbilden soll. Wie viel Mühe kostet es
nicht, wenn wir denjenigen zum Apollo unsrer Zei-
ten machen, welcher mit einem Gelehrten weiter
keine Aehnlichkeit hat, als die grosse Perücke! Wir
beschwören das Alterthum, und bannen alle Wei-
sen Griechenlands und Roms zusammen, damit sie
zu ihrer Beschämung anhören sollen, daß in unsern
Tagen ein Mann lebt, der Davus heißt.

Von Kleinigkeiten groß, von schlechten Dingen fein,
Von albern Sachen klug, von Stümpern ungemein,
Und endlich unvermerkt stets von sich selbst zu singen,
Sind Künste, die uns spät, der Lobsucht stets gelingen.

Eben diese Lobsucht ist noch das einzige Mittel, wel-
ches unsern Dichtern bey ihren Zuschriften die größ-

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Noten ohne Text.
wollen. Sie bringen den armen Dichter um ein
paar Verſe, die ihm nicht ſauer werden koͤnnen, und
die zum wenigſten nichts ſchaden, wenn ſie auch
nichts helfen ſollten.

Dieß ſchwere Werk, dich, Goͤnner aller
Goͤnner
) Es iſt allerdings vielmals ſehr ſchwer,
denjenigen mit einiger Wahrſcheinlichkeit zu ruͤh-
men, an den die Zuſchrift gerichtet iſt. So leicht
es iſt, Reinbecken, als einen groſſen Gottesgelehr-
ten, Wolfen, als einen Philoſophen, Hofmannen,
als einen geſchickten Arzt, und Canitzen, als einen
Dichter vorzuſtellen: So ein ſchweres Werk iſt es
hingegen, wenn ich den Aberglauben, als einen
Mann, auf deſſen Bruſt Licht und Recht glaͤnzen,
oder Starrkatern in Eulenburg, deſſen der hambur-
giſche Patriot gedenkt, als einen Prieſter der Ge-
[r]echtigkeit abbilden ſoll. Wie viel Muͤhe koſtet es
nicht, wenn wir denjenigen zum Apollo unſrer Zei-
ten machen, welcher mit einem Gelehrten weiter
keine Aehnlichkeit hat, als die groſſe Peruͤcke! Wir
beſchwoͤren das Alterthum, und bannen alle Wei-
ſen Griechenlands und Roms zuſammen, damit ſie
zu ihrer Beſchaͤmung anhoͤren ſollen, daß in unſern
Tagen ein Mann lebt, der Davus heißt.

Von Kleinigkeiten groß, von ſchlechten Dingen fein,
Von albern Sachen klug, von Stuͤmpern ungemein,
Und endlich unvermerkt ſtets von ſich ſelbſt zu ſingen,
Sind Kuͤnſte, die uns ſpaͤt, der Lobſucht ſtets gelingen.

Eben dieſe Lobſucht iſt noch das einzige Mittel, wel-
ches unſern Dichtern bey ihren Zuſchriften die groͤß-

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[115/0115] Noten ohne Text. wollen. Sie bringen den armen Dichter um ein paar Verſe, die ihm nicht ſauer werden koͤnnen, und die zum wenigſten nichts ſchaden, wenn ſie auch nichts helfen ſollten. Dieß ſchwere Werk, dich, Goͤnner aller Goͤnner) Es iſt allerdings vielmals ſehr ſchwer, denjenigen mit einiger Wahrſcheinlichkeit zu ruͤh- men, an den die Zuſchrift gerichtet iſt. So leicht es iſt, Reinbecken, als einen groſſen Gottesgelehr- ten, Wolfen, als einen Philoſophen, Hofmannen, als einen geſchickten Arzt, und Canitzen, als einen Dichter vorzuſtellen: So ein ſchweres Werk iſt es hingegen, wenn ich den Aberglauben, als einen Mann, auf deſſen Bruſt Licht und Recht glaͤnzen, oder Starrkatern in Eulenburg, deſſen der hambur- giſche Patriot gedenkt, als einen Prieſter der Ge- rechtigkeit abbilden ſoll. Wie viel Muͤhe koſtet es nicht, wenn wir denjenigen zum Apollo unſrer Zei- ten machen, welcher mit einem Gelehrten weiter keine Aehnlichkeit hat, als die groſſe Peruͤcke! Wir beſchwoͤren das Alterthum, und bannen alle Wei- ſen Griechenlands und Roms zuſammen, damit ſie zu ihrer Beſchaͤmung anhoͤren ſollen, daß in unſern Tagen ein Mann lebt, der Davus heißt. Von Kleinigkeiten groß, von ſchlechten Dingen fein, Von albern Sachen klug, von Stuͤmpern ungemein, Und endlich unvermerkt ſtets von ſich ſelbſt zu ſingen, Sind Kuͤnſte, die uns ſpaͤt, der Lobſucht ſtets gelingen. Eben dieſe Lobſucht iſt noch das einzige Mittel, wel- ches unſern Dichtern bey ihren Zuſchriften die groͤß- ten H 2

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/115>, abgerufen am 24.11.2024.