[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.der Glückwünschungsschreiben. den. Dazu gehöret nicht mehr, als höchstens eineZeit von drey Jahren, so ist man darinnen vollkom- men. Aber Sprachen zu lernen; dieses ist dasjeni- ge, womit wir in der zartesten Jugend anfangen, vom Morgen 25 bis auf den Abend zubringen, und doch in dem spätesten Alter noch nicht fertig sind. Sollte dieses nicht die wahre Gelehrsauikeit seyn? Sollten dieses nicht die sichersten Merkmaale seyn, wodurch man darthun kann, daß man ein würdiger Sohn des Apollo 26 sey? Zwar 25 Dieses drückt der Ebräer also aus: [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] Wenn ich nun die Beschreibung der übrigen Morgenlän- der, als des Chaldäers, [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] und des Syrers, [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] und des Arabers, [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] dagegen halte: So muß ich dem gelehrten Flacius in Cla- ui Scripturae P. II. Tr. VII. p. m. 758. D. Wagenseil iu Synopsi Hist. Vniuers. P. I. p. m. 264. seq. beypflich- ten, welche die ebräische Sprache für die allererste und die Mutter der andern Sprachen halten. 26 Jch kann nicht leugnen, daß es mir sehr sauer geworden, den Apollo hier anzubringen, und wer nicht weis, worin- nen die Schönheit eines Glückwünschungsschreibens besteht, der dörfte wohl gar glauben, es klänge gezwungen. Al- lein, es hat ein italienischer Poet gesagt: Eccoti, benigno Lettore un parto di poche sere, che se ben nato di nobile, non e pero aborto di tenebre, ma si fara conoscere Fi- glio d' APOLLO con qualche raggio di Parnaso. Weil ich B 3
der Gluͤckwuͤnſchungsſchreiben. den. Dazu gehoͤret nicht mehr, als hoͤchſtens eineZeit von drey Jahren, ſo iſt man darinnen vollkom- men. Aber Sprachen zu lernen; dieſes iſt dasjeni- ge, womit wir in der zarteſten Jugend anfangen, vom Morgen 25 bis auf den Abend zubringen, und doch in dem ſpaͤteſten Alter noch nicht fertig ſind. Sollte dieſes nicht die wahre Gelehrſauikeit ſeyn? Sollten dieſes nicht die ſicherſten Merkmaale ſeyn, wodurch man darthun kann, daß man ein wuͤrdiger Sohn des Apollo 26 ſey? Zwar 25 Dieſes druͤckt der Ebraͤer alſo aus: [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] Wenn ich nun die Beſchreibung der uͤbrigen Morgenlaͤn- der, als des Chaldaͤers, [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] und des Syrers, [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] und des Arabers, [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] dagegen halte: So muß ich dem gelehrten Flacius in Cla- ui Scripturae P. II. Tr. VII. p. m. 758. D. Wagenſeil iu Synopſi Hiſt. Vniuerſ. P. I. p. m. 264. ſeq. beypflich- ten, welche die ebraͤiſche Sprache fuͤr die allererſte und die Mutter der andern Sprachen halten. 26 Jch kann nicht leugnen, daß es mir ſehr ſauer geworden, den Apollo hier anzubringen, und wer nicht weis, worin- nen die Schoͤnheit eines Gluͤckwuͤnſchungsſchreibens beſteht, der doͤrfte wohl gar glauben, es klaͤnge gezwungen. Al- lein, es hat ein italieniſcher Poet geſagt: Eccoti, benigno Lettore un parto di poche ſere, che ſe ben nato di nobile, non è però aborto di tenebre, ma ſi farà conoſcere Fi- glio d’ APOLLO con qualche raggio di Parnaſo. Weil ich B 3
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der Gluͤckwuͤnſchungsſchreiben.
den. Dazu gehoͤret nicht mehr, als hoͤchſtens eine
Zeit von drey Jahren, ſo iſt man darinnen vollkom-
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ge, womit wir in der zarteſten Jugend anfangen,
vom Morgen 25 bis auf den Abend zubringen, und
doch in dem ſpaͤteſten Alter noch nicht fertig ſind.
Sollte dieſes nicht die wahre Gelehrſauikeit ſeyn?
Sollten dieſes nicht die ſicherſten Merkmaale ſeyn,
wodurch man darthun kann, daß man ein wuͤrdiger
Sohn des Apollo 26 ſey?
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25 Dieſes druͤckt der Ebraͤer alſo aus: _
Wenn ich nun die Beſchreibung der uͤbrigen Morgenlaͤn-
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ui Scripturae P. II. Tr. VII. p. m. 758. D. Wagenſeil
iu Synopſi Hiſt. Vniuerſ. P. I. p. m. 264. ſeq. beypflich-
ten, welche die ebraͤiſche Sprache fuͤr die allererſte und
die Mutter der andern Sprachen halten.
26 Jch kann nicht leugnen, daß es mir ſehr ſauer geworden,
den Apollo hier anzubringen, und wer nicht weis, worin-
nen die Schoͤnheit eines Gluͤckwuͤnſchungsſchreibens beſteht,
der doͤrfte wohl gar glauben, es klaͤnge gezwungen. Al-
lein, es hat ein italieniſcher Poet geſagt: Eccoti, benigno
Lettore un parto di poche ſere, che ſe ben nato di nobile,
non è però aborto di tenebre, ma ſi farà conoſcere Fi-
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